22,1-21: „​1 Ihr Männer, liebe Brüder und Väter, hört mir zu, wenn ich mich jetzt vor euch verantworte. 2 Als sie aber hörten, dass er auf Hebräisch zu ihnen redete, wurden sie noch stiller. Und er sprach: 3 Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in Tarsus in Zilizien, aufgewachsen aber in dieser Stadt und mit aller Sorgfalt unterwiesen im väterlichen Gesetz zu Füßen Gamaliels, und war ein Eiferer für Gott, wie ihr es heute alle seid. 4 Ich habe die neue Lehre verfolgt bis auf den Tod; ich band Männer und Frauen und warf sie ins Gefängnis, 5 wie mir auch der Hohepriester und alle Ältesten bezeugen. Von ihnen empfing ich auch Briefe an die Brüder und reiste nach Damaskus, um auch die, die dort waren, gefesselt nach Jerusalem zu führen, damit sie bestraft würden. 6 Es geschah aber, als ich dorthin zog und in die Nähe von Damaskus kam, da umleuchtete mich plötzlich um die Mittagszeit ein großes Licht vom Himmel. 7 Und ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die sprach zu mir: Saul, Saul, was verfolgst du mich? 8 Ich antwortete aber: Herr, wer bist du? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst. 9 Die aber mit mir waren, sahen zwar das Licht, aber die Stimme dessen, der mit mir redete, hörten sie nicht. 10 Ich fragte aber: Herr, was soll ich tun? Und der Herr sprach zu mir: Steh auf und geh nach Damaskus. Dort wird man dir alles sagen, was dir zu tun aufgetragen ist. 11 Als ich aber, geblendet von der Klarheit dieses Lichtes, nicht sehen konnte, wurde ich an der Hand geleitet von denen, die bei mir waren, und kam nach Damaskus. 12 Da war aber ein gottesfürchtiger Mann, der sich an das Gesetz hielt, mit Namen Hananias, der einen guten Ruf bei allen Juden hatte, die dort wohnten. 13 Der kam zu mir, trat vor mich hin und sprach zu mir: Saul, lieber Bruder, sei sehend. Und zur selben Stunde konnte ich ihn sehen. 14 Er aber sprach: Der Gott unserer Väter hat dich erwählt, dass du seinen Willen erkennen sollst und den Gerechten sehen und die Stimme aus seinem Munde hören; 15 denn du wirst für ihn vor allen Menschen Zeuge sein von dem, was du gesehen und gehört hast. 16 Und nun, was zögerst du? Steh auf und rufe seinen Namen an und lass dich taufen und deine Sünden abwaschen. 17 Es geschah aber, als ich wieder nach Jerusalem kam und im Tempel betete, dass ich in Verzückung geriet 18 und ihn sah. Da sprach er zu mir: Eile und mach dich schnell auf aus Jerusalem; denn dein Zeugnis von mir werden sie nicht annehmen. 19 Und ich sprach: Herr, sie wissen doch, dass ich die, die an dich glaubten, gefangen nahm und in den Synagogen geißeln ließ. 20 Und als das Blut des Stephanus, deines Zeugen, vergossen wurde, stand ich auch dabei und hatte Gefallen daran und bewachte denen die Kleider, die ihn töteten. 21 Und er sprach zu mir: Geh hin; denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden.

Hier lesen wir nun die Verteidigungsrede des Paulus vor den Mob in Jerusalem. Er spricht zu den Juden nun bewusst auf Hebräisch und zeigt damit, dass er wirklich einer der Ihren ist. Und dann sieht er zurück auf seine Erziehung und verdeutlicht, dass er wirklich ein Vorzeigejude war, sowohl im Wissen wie auch im Leben.

Er erklärt dann weiter, dass auch er einst ein Christenverfolger (ein Verfolger des „Weges“) war. Tatsächlich war er eifriger als alle dort im Mob versammelten jüdischen Feinde des christlichen Glaubens. Er zeigt hier also viel Verständnis für die Menschen.

  • Das ist oft auch für uns ein guter Weg mit Ungläubigen ins Gespräch zu kommen. Gerade wenn wir selber erst später im Leben zum Glauben gekommen sind, haben wir oft Anknüpfungspunkte und können Verständnis für die Vorbehalte der Ungläubigen gegen den Glauben aufbringen. Das kann diesen helfen, sich verstanden zu wissen. Und dann können wir ihnen erklären, was uns dazu gebracht hat, heute den Glauben mit anderen Augen zu sehen. Das sollten wir immer so tun, dass dabei deutlich wird, dass wir ihnen nicht überlegen sind – also nicht von oben herab im Sinne eines „einst habe ich das auch geglaubt, aber heute bin ich klüger“. Denn letztendlich sollte uns klar sein, dass unser Glaube eben nicht Ausdruck von irgendetwas in uns ist. Es ist ein Gnadengeschenk Gottes.

Paulus verdeutlicht genau das und berichtet, wie er auf dem Weg nach Damaskus und dann in Damaskus zum Glauben kam. Wir lesen hier den gleichzeigt den Bericht, den wir schon in Apg 9 gelesen haben – nur dieses Mal direkt aus der Sicht des Paulus.

Er zeigt dabei, dass er nicht von sich aus den Glauben gefunden hat. Im Gegenteil – der Glaube fand ihn. Jesus Christus erschien ihm und stellte sein Treiben in Frage („Warum verfolgst Du mich?“) und macht dabei deutlich, dass Paulus letztendlich eben nicht einfach „nur“ Christen verfolgte, sondern den Herrn Jesus Christus selbst.

  • Das darf uns eine große Ermutigung sein. Jesus identifiziert sich so sehr mit uns, dass er uns Christen eben als seinen Leib ansieht. Wir sind sein. Wir gehören zu ihm. Wir sind in Ihm.

Interessant ist, dass der Herr dann aber einen Menschen sendet, durch den Paulus dann wirklich zum Glauben kommt. Auch daran erinnert Paulus in seiner Verteidigungsrede. Und so wurde er dann getauft. Interessant ist, dass Paulus hier eine Symbolik der Taufe erwähnt, von der wir so sonst an keiner anderen Stelle in der Bibel lesen: „Steh auf und rufe seinen Namen an und lass dich taufen und deine Sünden abwaschen.

  • Dabei ist die Reinigung von der Schuld der Sünde natürlich nichts, was durch das Wasser der Taufe geschieht, sondern dadurch, dass wir uns JESUS zuwenden (seinen Namen anrufen).

Hananias erklärte Paulus damals auch schon, wozu der HERR ihn gebrauchen würde. „Der Gott unserer Väter hat dich erwählt, dass du seinen Willen erkennen sollst und den Gerechten sehen und die Stimme aus seinem Munde hören; 15 denn du wirst für ihn vor allen Menschen Zeuge sein von dem, was du gesehen und gehört hast.

Wenn Paulus dann ab Vers 17 über seinen Besuch in Jerusalem spricht, ist das wohl ein zeitlicher Sprung, genauso wie auch schon in Apg 9,26. Im Galaterbrief schreibt Paulus von zwei Besuchen in Jerusalem, 3 Jahre und 14 Jahre nach seiner Bekehrung.

Es ist unklar, auf welchen Besuch sich Paulus in Vers 17 bezieht. Auch haben wir keinen weiteren Bericht davon, wie der HERR ihn in Jerusalem vor den Juden warnte und ihn aufforderte, Jerusalem zu verlassen. Interessant ist, dass Paulus dann auch noch berichtete, was Jesus dem Herrn entgegnete. Das ist auch von daher interessant, weil wir sonst nur davon lesen, dass Paulus treu tat, was der Herr ihm sagte. Was wir hier in Vers 19 lesen klingt fast ein bisschen so, wie der Widerspruch des Petrus nach der ersten Leidensankündigung Jesu, wie wir sie z.B. in Markus 8 lesen.

Wie schon bei Petrus hat Jesus auch im Gespräch mit Paulus das letzte Wort und sendet ihn nun direkt zu den Heiden. („: Geh hin; denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden.“)

In Apg 9 lesen wir, dass der Herr das schon Hananias angekündigt hatte. Von daher ist es interessant, dass Paulus hier nun erst die Berufung erfährt. Interessant ist auch, dass – wenn hier Ereignisse während des Besuchs in Jerusalem 3 Jahre nach seiner Bekehrung beschrieben werden – Paulus ja nicht sofort auf  Missionsreise ging, sondern erstmal eine Weile in seiner Heimatstadt Tarsus war, wo ihn Barnabas dann fand und mit nach Antiochia nahm, wo er dann noch eine Weile diente, bevor er auf Missionsreise ging.

  • Aber das ist hier natürlich nicht der Punkt.
  • Paulus geht es hier einfach darum, seinen Dienst unter den Heiden zu rechtfertigen.

Ich kann mir vorstellen, dass Paulus noch vorhatte, zu erklären, wie er immer zuerst in die Synagogen ging und wie er den Heiden die Erklärung der Jerusalemer Gemeinde aus Apg 15 weitergegeben hatte. Aber dazu kommt es nicht mehr, denn seine Rede wird hier nun abrupt beendet.

  • Trotzdem darf vieles in der Rede uns als Beispiel und Vorbild dienen.
  • Und wir müssen eben auch erkennen, dass auch die beste Rede nicht zwingend dazu führt, dass Menschen zum Glauben kommen.
  • Das muss der Herr wirken. Und wir sehen hier, dass der Plan des Herrn ein anderer war. Paulus soll das Evangelium auch noch nach Rom bringen. Das werden wir dann an den nächsten Tagen weiter sehen.

21,27-40: „27 Als aber die sieben Tage zu Ende gingen, sahen ihn die Juden aus der Provinz Asien im Tempel und erregten das ganze Volk, legten die Hände an ihn 28 und schrien: Ihr Männer von Israel, helft! Dies ist der Mensch, der alle Menschen an allen Enden lehrt gegen unser Volk, gegen das Gesetz und gegen diese Stätte; dazu hat er auch Griechen in den Tempel geführt und diese heilige Stätte entweiht. 29 Denn sie hatten Trophimus, den Epheser, mit ihm in der Stadt gesehen; den, meinten sie, hätte Paulus in den Tempel geführt. 30 Und die ganze Stadt wurde erregt und es entstand ein Auflauf des Volkes. Sie ergriffen aber Paulus und zogen ihn zum Tempel hinaus. Und sogleich wurden die Tore zugeschlossen. 31 Als sie ihn aber töten wollten, kam die Nachricht hinauf vor den Oberst der Abteilung, dass ganz Jerusalem in Aufruhr sei. 32 Der nahm sogleich Soldaten und Hauptleute und lief hinunter zu ihnen. Als sie aber den Oberst und die Soldaten sahen, hörten sie auf, Paulus zu schlagen. 33 Als nun der Oberst herangekommen war, nahm er ihn fest und ließ ihn fesseln mit zwei Ketten und fragte, wer er wäre und was er getan hätte. 34 Einer aber rief dies, der andre das im Volk. Da er aber nichts Gewisses erfahren konnte wegen des Getümmels, ließ er ihn in die Burg führen. 35 Und als er an die Stufen kam, mussten ihn die Soldaten tragen wegen des Ungestüms des Volkes; 36 denn die Menge folgte und schrie: Weg mit ihm! 37 Als nun Paulus in die Burg geführt werden sollte, fragte er den Oberst: Darf ich mit dir reden? Er aber sprach: Kannst du Griechisch? 38 Bist du nicht der Ägypter, der vor diesen Tagen einen Aufruhr gemacht und viertausend von den Aufrührern in die Wüste hinausgeführt hat? 39 Paulus aber sprach: Ich bin ein jüdischer Mann aus Tarsus in Zilizien, Bürger einer namhaften Stadt. Ich bitte dich, erlaube mir, zu dem Volk zu reden. 40 Als er es ihm aber erlaubte, trat Paulus auf die Stufen und winkte dem Volk mit der Hand. Da entstand eine große Stille und er redete zu ihnen auf Hebräisch und sprach:

Es schien schon so, als würde der Plan der Ältesten der Jerusalemer Gemeinde aufgehen, die falschen Vorwürfe gegen Paulus zu entkräften. Doch dann tauchen doch noch Leute auf, die die Anklagen gegen Paulus offensiv vorbringen, trotz der Bemühungen des Paulus zu verdeutlichen, dass er sich nicht vom jüdischen Glauben distanziert hat.

  • Dabei ist bedenkenswert, dass die ersten jüdischen Jünger ja nie auf die Idee gekommen wären zu denken, dass sie nun nicht mehr Juden, sondern Christen sind. Sie waren Juden, die den jüdischen Messias erkannt hatten. Und sie hatten verstanden, dass dieser Messias eben auch für die Heiden gekommen war.
  • Aus heutiger Sicht wird manchmal gedacht und gesagt, dass Juden vom Judentum zum christlichen Glauben konvertieren sollten. Richtiger ist aber sicher, dass sie einfach den jüdischen Messias kennenlernen müssen und so bekehrt werden. Damit hören sie nicht auf, Juden zu sein, sondern werden letztendlich viel treuere Juden.

Doch genau das stellten die Ankläger in Abrede. Sie meinten Paulus hätte den jüdischen Glauben verraten und sich gegen die Juden gestellt. Sie klagen Paulus an mit den Worten: „Dies ist der Mensch, der alle Menschen an allen Enden lehrt gegen unser Volk, gegen das Gesetz und gegen diese Stätte; dazu hat er auch Griechen in den Tempel geführt und diese heilige Stätte entweiht.

Das führt zu einem Aufruhr und der Verhaftung des Apostels. Dabei ist der Staat letztendlich wieder der Akteur, der Paulus hilft. Denn ohne das Einschreiten des Obersts und seiner Soldaten, wäre Paulus wahrscheinlich getötet worden. Das ist von daher interessant, da das eigentlich ja nicht erlaubt war. Deswegen hatten die Juden bei ihren Angriffen gegen Jesus ja bewusst die Unterstützung durch den römischen Statthalter gesucht.

  • So kritisch man gerade das römische Reich sehen kann, so sehen wir hier dann aber eben auch das, was Paulus in Römer 13,1f schreibt, nämlich, dass das staatliche Gewaltmonopol grundsätzlich eine gute Sache ist, die vor Chaos schützt.

Paulus wird verhaftet und damit erstmal in Sicherheit gebracht. Dann wird deutlich, dass der Oberst gar nicht weiß, um wen es sich bei Paulus handelt. In dem Getümmel gibt es offenbar viele verschiedene Gerüchte. Doch dann bittet Paulus den Oberst, die Menschen ansprechen zu dürfen, was dazu führt, dass der Oberst versteht, dass Paulus nicht „der Ägypter ist, der vor diesen Tagen einen Aufruhr gemacht und viertausend von den Aufrührern in die Wüste hinausgeführt hatte“, wie er angenommen hatte.

Und so gewährt der Obert Paulus letztendlich, zum aufgebrachten Mob zu sprechen. Paulus bekommt also quasi vom römischen Oberst die Kanzel, um dem Volk zu predigen. Seine „Predigt“ betrachten wir morgen.

21,15-26: „15 Und nach diesen Tagen machten wir uns fertig und zogen hinauf nach Jerusalem. 16 Es kamen aber mit uns auch einige Jünger aus Cäsarea und führten uns zu einem alten Jünger mit Namen Mnason aus Zypern, bei dem wir zu Gast sein sollten. 17 Als wir nun nach Jerusalem kamen, nahmen uns die Brüder gerne auf. 18 Am nächsten Tag aber ging Paulus mit uns zu Jakobus und es kamen die Ältesten alle dorthin. 19 Und als er sie begrüßt hatte, erzählte er eins nach dem andern, was Gott unter den Heiden durch seinen Dienst getan hatte. 20 Als sie aber das hörten, lobten sie Gott und sprachen zu ihm: Bruder, du siehst, wie viel tausend Juden gläubig geworden sind und alle sind Eiferer für das Gesetz. 21 Ihnen ist aber berichtet worden über dich, dass du alle Juden, die unter den Heiden wohnen, den Abfall von Mose lehrst und sagst, sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden und auch nicht nach den Ordnungen leben. 22 Was nun? Auf jeden Fall werden sie hören, dass du gekommen bist. 23 So tu nun das, was wir dir sagen. Wir haben vier Männer, die haben ein Gelübde auf sich genommen; 24 die nimm zu dir und lass dich reinigen mit ihnen und trage die Kosten für sie, dass sie ihr Haupt scheren können; so werden alle erkennen, dass es nicht so ist, wie man ihnen über dich berichtet hat, sondern dass du selber auch nach dem Gesetz lebst und es hältst. 25 Wegen der gläubig gewordenen Heiden aber haben wir beschlossen und geschrieben, dass sie sich hüten sollen vor dem Götzenopfer, vor Blut, vor Ersticktem und vor Unzucht. 26 Da nahm Paulus die Männer zu sich und reinigte sich am nächsten Tag mit ihnen und ging in den Tempel und zeigte an, dass die Tage der Reinigung beendet sein sollten, sobald für jeden von ihnen das Opfer dargebracht wäre.

Nun kommt Paulus samt seinen Mitreisenden nach Jerusalem. Er beginnt alles noch sehr harmonisch. Sie werden gut aufgenommen und können berichten von all dem, was Gott durch sie unter Heiden getan hatte. Das führt nicht dazu, dass nun alle Paulus auf die Schulter klopfen, sondern dazu, dass sie miteinander Gott loben.

  • Das sollten auch wir nie aus dem Blick verlieren. Alle geistliche Frucht ist letztendlich Gottes Werk. Ihm gebührt die Ehre.
  • Ich weiß, wie leicht es ist, das zu vergessen und einfach weiter zu machen, ohne Gott zu loben und Ihm zu danken für Alles, was ER gewirkt hat.

Dann sprechen die Ältesten in Jerusalem offen an, dass es falsche Gerüchte über den Dienst des Paulus unter den Heiden und vor allem unter den dort lebenden Juden gibt. Angeblich lehrt Paulus: „dass alle Juden, die unter den Heiden wohnen, den Abfall von Mose und sagt, sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden und auch nicht nach den Ordnungen leben.

Das sind natürlich boshafte Unterstellungen, die es aber leicht geben kann. Wer weiß, was dahintergesteckt hat. Evtl haben sie nur ein paar Dinge gehört und sich dann ihren eigenen Reim daraus gemacht. Die Frage ist nun, wie Paulus das glaubhaft widerlegen kann. Die Jünger haben eine Idee, die auch plausibel klingt und so ist schnell ein Plan gemacht.

  • Ich frage mich, ob Paulus wirklich dachte, dass der Plan aufgeht. Immerhin gab es ja die klaren Aussagen, dass Paulus in Jerusalem gefangen genommen werden würde. Und Paulus war trotz seines Wissens darum nach Jerusalem gezogen. Von daher kann ich mir gut vorstellen, dass er schon ahnte, dass das Problem nicht so leicht gelöst werden würde.
  • Aber natürlich ist es richtig nicht fatalistisch einfach ins offene Messer zu laufen und so lässt Paulus sich auf den Plan ein.

21,1-14: „1 Als wir uns nun von ihnen losgerissen hatten und abgefahren waren, kamen wir geradewegs nach Kos und am folgenden Tage nach Rhodos und von da nach Patara. 2 Und als wir ein Schiff fanden, das nach Phönizien fuhr, stiegen wir ein und fuhren ab. 3 Als aber Zypern in Sicht kam, ließen wir es linker Hand liegen und fuhren nach Syrien und kamen in Tyrus an, denn dort sollte das Schiff die Ware ausladen. 4 Als wir nun die Jünger fanden, blieben wir sieben Tage dort. Die sagten Paulus durch den Geist, er solle nicht nach Jerusalem hinaufziehen. 5 Und es geschah, als wir die Tage zugebracht hatten, da machten wir uns auf und reisten weiter. Und sie geleiteten uns alle mit Frauen und Kindern bis hinaus vor die Stadt, und wir knieten nieder am Ufer und beteten. 6 Und als wir voneinander Abschied genommen hatten, stiegen wir ins Schiff; jene aber wandten sich wieder heimwärts. 7 Wir beendeten die Seefahrt und kamen von Tyrus nach Ptolemaïs, begrüßten die Brüder und blieben einen Tag bei ihnen. 8 Am nächsten Tag zogen wir weiter und kamen nach Cäsarea und gingen in das Haus des Philippus, des Evangelisten, der einer von den sieben war, und blieben bei ihm. 9 Der hatte vier Töchter, die waren Jungfrauen und weissagten. 10 Und als wir mehrere Tage dablieben, kam ein Prophet mit Namen Agabus aus Judäa herab. 11 Und als er zu uns kam, nahm er den Gürtel des Paulus und band sich die Füße und Hände und sprach: Das sagt der Heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem so binden und überantworten in die Hände der Heiden. 12 Als wir aber das hörten, baten wir und die aus dem Ort, dass er nicht hinauf nach Jerusalem zöge. 13 Paulus aber antwortete: Was macht ihr, dass ihr weint und brecht mir mein Herz? Denn ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus. 14 Da er sich aber nicht überreden ließ, schwiegen wir und sprachen: Des Herrn Wille geschehe.

Nachdem Abschied von den Ältesten der Gemeinde aus Ephesus in Milet lesen wir nun von der Rückreise des Apostels Paulus von der 3. Missionsreise. Dabei beschreibt Lukas in kurzer Folge die Reiseroute ohne, dass es dabei tiefere Lektionen gäbe. Es scheint so, als würde Gott Paulus flott nach Jerusalem bringen wollen, denn die Reise geht wohl gut voran.

Erst in Tyrus gibt es dann Zeit für einen Aufenthalt bei den dortigen Gläubigen. So wie ja auch schon zuvor, warnen auch sie Paulus durch den Geist davor, nach Jerusalem zu fahren.

  • Wie sie oder Paulus wissen konnten, dass dies wirklich durch den Geist kam, erschließt sich mir nicht.
  • Eventuell war es einfach ein Eindruck und sie hielten für möglich, dass dieser von Gott kam und Lukas kann dann im Rückblick schreiben, dass dies tatsächlich vom Geist kam, denn das, was sie befürchteten, wurde dann später ja auch wahr.
  • Tatsächlich ist das wohl ein guter Umgang mit Eindrücken. Diese können von Gott sein, müssen aber letztendlich geprüft werden, denn nicht jeder Eindruck kommt von Gott. Es kann ja auch Ausdruck einer ängstlichen Persönlichkeit sein oder basierend auf vergangenen Erfahrungen.

Paulus lässt sich auf jeden Fall nicht abhalten, seinen Plan weiter fortzusetzen und so geht es nach einer Woche weiter nach Ptoemais und am Tag danach nach Cäsarea, wo Paulus bei Philippus Unterschlupf findet. Philippus wird hier sowohl einer der 7 (Diakone, siehe Apg 6) genannt, wie auch Evangelist, entsprechend dem, was wir über ihn in Apg 8 gelesen haben. Ganz offensichtlich dient er zumindest nicht mehr der Gemeinde in Jerusalem als Diakon, denn er lebt nun ja in einer anderen Stadt. Wir lesen hier nun auch noch von seinen 4 unverheirateten Töchtern, die weissagten. Wir lesen hier nichts über ihre Worte, d.h. darüber, ob dieses Weissagen eher im Sinne der Evangeliumsverkündigung geschah oder ähnlich dem war, was wir dann über Agabus lesen. Von ihm haben wir ja schon am Ende von Kapitel 11 gelesen, dass er eine Hungersnot in Jerusalem vorausgesagt hatte. Er bekam also offensichtlich Erkenntnis über zukünftige Dinge, die er dann weitergab.

Agabus handelt hier ähnlich wie zum Beispiel einst der Prophet Jeremia und illustriert seine Prophetie durch eine Handlung, bei der er bildhaft darstellt, was Paulus in Jerusalem erwartet. Seine Worte erinnern dabei an Jesu Worte bezüglich dem, was ihn in Jerusalem erwartete.

Paulus lässt sich davon aber nicht abhalten, nach Jerusalem zu gehen. Wie hätte es auch anders sein können. Wenn Agabus ein wahrer Prophet ist, dann musste sein Wort ja auch eintreffen und das wäre ja wohl nicht geschehen, wenn Paulus nicht nach Jerusalem gegangen wäre.

Paulus weiß sich in allem komplett im Willen Gottes und er ist sehr bedacht darauf, Gottes Willen zu tun. Seine Worte sind bemerkenswert: „Was macht ihr, dass ihr weint und brecht mir mein Herz? Denn ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus.

  • Ich wünsche mir für mich und für uns alle eine solche kompromisslose Nachfolge. Natürlich will keiner leiden müssen. Aber um Jesu Willen sollten wir bereit sein, alles zu ertragen, denn wir dürfen wissen, dass es sich lohnt.
  • Paulus wusste das und so geht er den Weg nach Jerusalem.

Über die Reisegruppe lesen wir dann, dass sie schwiegen und sprachen – das klingt nach einem Widersprich 😊.

Aber sie schwiegen bezüglich der Versuche, Paulus von seinem Plan abzuhalten und sie sprachen dann Worte, die uns alle prägen sollten – denn sie sprachen: „Des Herrn Wille geschehe.

20,17-38: „17 Aber von Milet sandte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde rufen. 18 Als aber die zu ihm kamen, sprach er zu ihnen: Ihr wisst, wie ich mich vom ersten Tag an, als ich in die Provinz Asien gekommen bin, die ganze Zeit bei euch verhalten habe, 19 wie ich dem Herrn gedient habe in aller Demut und mit Tränen und unter Anfechtungen, die mir durch die Nachstellungen der Juden widerfahren sind. 20 Ich habe euch nichts vorenthalten, was nützlich ist, dass ich’s euch nicht verkündigt und gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern, 21 und habe Juden und Griechen bezeugt die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus. 22 Und nun siehe, durch den Geist gebunden, fahre ich nach Jerusalem und weiß nicht, was mir dort begegnen wird, 23 nur dass der Heilige Geist in allen Städten mir bezeugt, dass Fesseln und Bedrängnisse auf mich warten. 24 Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes. 25 Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, zu denen ich hingekommen bin und das Reich gepredigt habe. 26 Darum bezeuge ich euch am heutigen Tage, dass ich rein bin vom Blut aller; 27 denn ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen. 28 So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat. 29 Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. 30 Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen. 31 Darum seid wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen. 32 Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und euch das Erbe zu geben mit allen, die geheiligt sind. 33 Ich habe von niemandem Silber oder Gold oder Kleidung begehrt. 34 Denn ihr wisst selber, dass mir diese Hände zum Unterhalt gedient haben für mich und die, die mit mir gewesen sind. 35 Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen. 36 Und als er das gesagt hatte, kniete er nieder und betete mit ihnen allen. 37 Da begannen alle laut zu weinen und sie fielen Paulus um den Hals und küssten ihn, 38 am allermeisten betrübt über das Wort, das er gesagt hatte, sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen. Und sie geleiteten ihn auf das Schiff.

Wenngleich Paulus bewusst Ephesus nicht besucht, um es rechtzeitig zum Pfingstfest nach Jerusalem zu schaffen, will er den Ältesten aus Ephesus noch einige Dinge sagen und so lässt er sie zu sich nach Milet rufen. Er erinnert sie an sein Leben und seinen Dienst unter ihnen.

  • Ich finde es interessant, dass er dabei auf sein Verhalten und seine Herzenshaltung (demütig) verweist. Das ist ja auch etwas, das wir später immer wieder von ihm hören (z.B. „Hab Acht auf dich selbst und auf die Lehre“ (1Tim 4,16))
  • Das darf uns herausfordern, dass es eben nicht nur darum geht, was wir lehren und wie aktiv wir sind, sondern auch, wie wir leben. Unser Lebenszeugnis sollte unseren Dienst und unsere Lehre bestätigen.

Paulus erinnert dann an das, was er gelehrt hat und wozu er aufgerufen hat „habe Juden und Griechen bezeugt die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus.

  • Dieses Bezeugen war offensichtlich ein Rufen zur Umkehr, d.h. Paulus hat nicht einfach nur gelehrt, sondern er hat seine Zuhörer auch zu einer Reaktion aufgerufen.

Ab Vers 22 erklärt Paulus dann, was ihm durch den Heiligen Geist klar ist, nämlich, dass ihn wohl Gefangenschaft erwartet. Er ist bereit zu erleiden, was auch immer der Herr für ihn hat.

  • Sein größtes Ziel ist es also nicht, Leiden aus dem Weg zu gehen. Er will einfach treu das ausführen, wozu der Herr ihn berufen hat (wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes).
  • Diese Haltung darf uns herausfordern und uns ein Vorbild sein.

Und so nimmt Paulus Abschied von den Ephesern, denn er hat unter ihnen das getan, wozu der Herr ihn gesandt hatte. Er hat ihnen den ganzen Ratschluss Gottes verkündet und ist nun bereit und so ist er sich sicher, dass der Herr ihn nicht nochmal nach Ephesus bringen wird.

Ab Vers 28 kommt dann sein eigentlicher Aufruf an die Ältesten aus Ephesus. Dabei ist interessant, dass er die Ältesten nun als Bischöfe bezeichnet und ihnen dann sagt, wie sie als Hirten (also als Pastoren) der Herde agieren sollen. Hier sehen wir ähnlich wie in 1. Petrus 5,1ff, dass die drei Begriffe austauschbar für das gleiche Amt benutzt werden. Deutlich wird hier auch, dass dieses Amt sowohl Hirtendienst, wie auch Lehrdienst beinhaltet. Manche Ausleger versuchen daraus ja mit Verweis auf Eph 4,11 zwei Ämter zu machen. Aber sowohl Eph 4,11, wie eben auch Bibelstellen wie diese verduetlichen, dass man diese beiden Dinge nicht trennen kann und sie beide zum Ältesten-/Bischofs-/Pastorenamt gehören.

Der Aufruf in den Versen 28-31 beinhaltet sehr viel. Es ist ein Aufruf zur Wachsamkeit (habt Acht; seid wachsam) über die Herde (Gemeinde). Dabei lesen wir, dass sie das Amt letztendlich vom Heiligen Geist haben. Das heißt, Menschen machen nicht andere Menschen zu Ältesten. Das tut Gott. Unsere Aufgabe ist einfach zu erkennen, wen Gott dazu ausersehen hat und das dann durch eine Einsetzung anzuerkennen. Aber nicht nur die Ältesten sind letztendlich Gottes Älteste. Auch die Herde ist Gottes Herde. Älteste tun gut daran, das zu bedenken. Sie sind von Gott berufen, auf seine Gemeinde Acht zu haben. Diese Gemeinde hat der HERR sich teuer erkauft, nämlich durch sein am Kreuz vergossenes Blut. Deswegen dürfen Älteste nicht nachlässig dabei sein, Acht auf die Herde zu haben.

Das umso mehr, als dass sie wissen müssen, dass der Teufel versuchen wird, der Gemeinde zu schaden. Das macht Paulus hier ganz deutlich, wenn er den Ältesten sagt, dass die Gemeinde immer damit rechnen muss, sowohl von außen wie auch von innen angegriffen zu werden. Deswegen müssen wir sowohl darauf achten, was innerhalb der Herde geschieht, so dass sich keine Wölfe in Schafskleidern unter die Herde mischen und dieser Schaden zufügen. Und wir müssen darauf bedacht sein, was von außen kommt und die Gemeinde zurüsten, diesen Angriffen widerstehen zu können.

  • Diese Verse sollten sich Älteste immer mal wieder durchlesen und ihren Dienst daran ausrichten.

Nach dem konkreten Auftrag an die Ältesten folgt dann nochmals eine Erinnerung an seinen eigenen Dienst in Ephesus „denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen

Schließlich befiehlt Paulus die Ältesten in die Hand Gottes, „der da mächtig ist, euch zu erbauen und euch das Erbe zu geben mit allen, die geheiligt sind.“ Damit erinnert er an den Lohn, der die Ältesten erwartet. Dafür lohnt es sich hart zu arbeiten. Und deswegen braucht es auch nicht zwingend eines irdischen Lohnes. Damit sagt Paulus nicht, dass es falsch ist, einen oder mehrere Älteste so zu versorgen, dass sie keiner anderen Arbeit nachgehen müssen. Wir haben ja gesehen, dass Paulus in Korinth nach der Ankunft seiner Freunde freigesetzt war zum vollzeitlichen Dienst. Doch in Ephesus hat Paulus wohl selber gearbeitet und eventuell bekam er auch Unterstützung von außen, so dass er denen, denen er diente, nicht zur Last gefallen ist.

  • Ich finde den Gedanken interessant, denn so ist der „Pastor“ nicht von der Gemeinde abhängig, was ja dazu führen könnte, dass er mehr das sagt und tut, was die Gemeinde will, als sich an dem zu orientieren, was Gott will. Andererseits können bei externer Unterstützung die Rechenschaftsstrukturen fehlen.

Schließlich lesen wir von einer tränenreichen Verabschiedung. Das ist menschlich nachvollziehbar und ein schöner Ausdruck davon, wie sehr sie einander liebgewonnen hatten.

20,1-16 „​1 Als nun das Getümmel aufgehört hatte, rief Paulus die Jünger zu sich und tröstete sie, nahm Abschied und brach auf, um nach Mazedonien zu reisen. 2 Und als er diese Gegenden durchzogen und die Gemeinden mit vielen Worten ermahnt hatte, kam er nach Griechenland 3 und blieb dort drei Monate. Da ihm aber die Juden nachstellten, als er zu Schiff nach Syrien fahren wollte, beschloss er, durch Mazedonien zurückzukehren. 4 Es zogen aber mit ihm Sopater aus Beröa, der Sohn des Pyrrhus, aus Thessalonich aber Aristarch und Sekundus und Gajus aus Derbe und Timotheus, aus der Provinz Asien aber Tychikus und Trophimus. 5 Diese reisten voraus und warteten auf uns in Troas.
6 Wir aber fuhren nach den Tagen der Ungesäuerten Brote mit dem Schiff von Philippi ab und kamen am fünften Tag zu ihnen nach Troas und blieben dort sieben Tage. 7 Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, und da er am nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede hin bis Mitternacht. 8 Und es waren viele Lampen in dem Obergemach, wo wir versammelt waren. 9 Es saß aber ein junger Mann mit Namen Eutychus in einem Fenster und sank in einen tiefen Schlaf, weil Paulus so lange redete; und vom Schlaf überwältigt fiel er hinunter vom dritten Stock und wurde tot aufgehoben. 10 Paulus aber ging hinab und warf sich über ihn, umfing ihn und sprach: Macht kein Getümmel; denn es ist Leben in ihm. 11 Dann ging er hinauf und brach das Brot und aß und redete viel mit ihnen, bis der Tag anbrach; und so zog er hinweg. 12 Sie brachten aber den jungen Mann lebend herein und wurden nicht wenig getröstet.
13 Wir aber zogen voraus zum Schiff und fuhren nach Assos und wollten dort Paulus zu uns nehmen; denn er hatte es so befohlen, weil er selbst zu Fuß gehen wollte. 14 Als er uns nun traf in Assos, nahmen wir ihn zu uns und kamen nach Mitylene. 15 Und von dort fuhren wir weiter und kamen am nächsten Tag auf die Höhe von Chios; am folgenden Tag gelangten wir nach Samos und am nächsten Tag kamen wir nach Milet. 16 Denn Paulus hatte beschlossen, an Ephesus vorüberzufahren, um in der Provinz Asien keine Zeit zu verlieren; denn er eilte, am Pfingsttag in Jerusalem zu sein, wenn es ihm möglich wäre.

In Vers 1 lesen wir nun vom tatsächlichen Abschied des Apostels Paulus von den Christen in Ephesus, nach dem von Demetrius angezettelten Aufstand. Wenn die Lutherübersetzung hier davon schreibt, dass Paulus die Gläubigen „tröstet“ klingt das eventuell etwas seltsam. Tatsächlich ist die Wortwahl etwas überraschend, denn es handelt sich hier um das griechische Wort, das sonst oft auch mit ermahnen oder ermutigen übersetzt wird. Letztendlich geht es darum, dass Paulus zu den Ephesern Worte sprach, mit denen er sie dazu ermutigte und ermahnte, an Christus festzuhalten. Und das ist ja zugleich tröstlich, wenn man dann bedenkt, dass Christus auch uns festhält und es sich vor allem eben auch lohnt, an Ihm festzuhalten.

Dann geht die Missionsreise weiter, wobei er nun wohl all die Arte in Mazedonien und Griechenland besucht, die er schon während der 2. Missionsreise besucht hatte. Deswegen wird hier nun wohl auch kaum noch etwas berichtet. Von Griechenland (Korinth?), wo er nochmal drei Monate war, wollte er dann wohl direkt in die Heimat zurückkehren, musste aber aufgrund seiner Feinde aber seinen Plan ändern und reiste nochmal die Küste entlang und ging damit den Weg zurück, den er gekommen war. Die Reisegruppe, die mit Paulus unterwegs war (eventuell als Delegation aus den verschiedenen Gemeinden, die ihre Spenden für die Gemeinde in Jerusalem durch sie sandten, trennt sich nun von Paulus in Lukas. Lukas erwähnt sich zwar selber nicht namentlich, schreibt aber ab Vers 5 wieder von „uns“ und wir wissen, dass er der Autor der Apostelgeschichte ist.

In Troas kommt die Gruppe dann wieder zusammen. Paulus nutzt den Aufenthalt an einem Sonntag für eine Abendmahlsfeier und eine lange Predigt. Manche Ausleger entnehmen Vers 7 (Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus), dass man jeden Sonntag Abendmahl feiern sollte. Allerdings ist das wohl eine Überinterpretation. Letztendlich steht hier nur, dass die versammelten Gläubigen das an diesem Sonntag taten.

Die lange Predigt hat verheerende Folgen, denn ein junger Mann wird so müde, dass er einschläft und aus dem Fenster fällt und stirbt. Auch daraus sollte man keine Schlüsse darüber ziehen, wie lang eine Predigt sein sollte … die sehr lange Predigt war einfach nur das, was es an diesem Sonntag gab. Ermutigend für mich als Prediger ist, dass auch schon bei Paulus Zuhörer während der Predigt eingeschlafen sind. Und ehrlich gesagt ermutigt mich das auch als Hörer von Predigten, der ich auch schon mal bei Predigten kurz vor dem Einschlafen war (nicht unbedingt, weil die Predigt nicht gut war, sondern einfach, weil ich sehr müde war 😊).

Paulus agiert dann so, wie wir das schon bei Elia und später bei Jesus gesehen habe und erweckt den jungen Mann zum Leben. Wenn Paulus sagt, dass Leben in ihm ist, bleibt etwas unklar, ob er evtl wirklich nicht tot war und Vers 10 einfach nur beschreibt, was die Menschen dachten … oder ob Gott durch Paulus ein Wunder wirkt.

  • Wie dem auch sei – was dann geschieht ist bemerkenswert: denn Paulus startet nun keinen Wunderdienst mit vielen Heilungen, sondern setzt den Gottesdienst einfach fort und feiert wie geplant das Abendmahl und redet noch weiter zur Gemeinde.
  • Paulus zeigt uns, wie wichtig ihm die Lehre ist.
  • Auch daraus können wir kein Gesetz machen, aber hier wird etwas offenbar, was sich durch den ganzen Dienst des Paulus zieht. Er ist ein Prediger des Evangeliums. Alles andere, was er (bzw Gott durch ihn) tut, muss sich dem Wortdienst unterordnen.

Was dann folgt ist einfach ein Reisebericht, aus dem wir erfahren, wie die nächsten Stationen aussahen und vor allem, dass Paulus das Ziel hatte zu Pfingsten in Jerusalem zu sein. Deswegen geht er nicht nochmal nach Ephesus. Das hätte zum einen noch Zeit gekostet und zum anderen ahnte er sicher, dass er dort noch eine Weile aufgehaltern worden wäre, denn immerhin war er ja dort für knapp 2,5 Jahre tätig gewesen und jetzt schon einige Monate weg gewesen.

Apg 19,23-40: „23 Es erhob sich aber um diese Zeit eine nicht geringe Unruhe über den neuen Weg. 24 Denn einer mit Namen Demetrius, ein Goldschmied, machte silberne Tempel der Diana und verschaffte denen vom Handwerk nicht geringen Gewinn. 25 Diese und die Zuarbeiter dieses Handwerks versammelte er und sprach: Liebe Männer, ihr wisst, dass wir großen Gewinn von diesem Gewerbe haben; 26 und ihr seht und hört, dass nicht allein in Ephesus, sondern auch fast in der ganzen Provinz Asien dieser Paulus viel Volk abspenstig macht, überredet und spricht: Was mit Händen gemacht ist, das sind keine Götter. 27 Aber es droht nicht nur unser Gewerbe in Verruf zu geraten, sondern auch der Tempel der großen Göttin Diana wird für nichts geachtet werden und zudem wird ihre göttliche Majestät untergehen, der doch die ganze Provinz Asien und der Weltkreis Verehrung erweist. 28 Als sie das hörten, wurden sie von Zorn erfüllt und schrien: Groß ist die Diana der Epheser! 29 Und die ganze Stadt wurde voll Getümmel; sie stürmten einmütig zum Theater und ergriffen Gajus und Aristarch aus Mazedonien, die Gefährten des Paulus. 30 Als aber Paulus unter das Volk gehen wollte, ließen’s ihm die Jünger nicht zu. 31 Auch einige der Oberen der Provinz Asien, die ihm freundlich gesinnt waren, sandten zu ihm und ermahnten ihn, sich nicht zum Theater zu begeben. 32 Dort schrien die einen dies, die andern das, und die Versammlung war in Verwirrung, und die meisten wussten nicht, warum sie zusammengekommen waren.  33 Einige aber aus der Menge unterrichteten den Alexander, den die Juden vorschickten. Alexander aber winkte mit der Hand und wollte sich vor dem Volk verantworten. 34 Als sie aber innewurden, dass er ein Jude war, schrie alles wie aus einem Munde fast zwei Stunden lang: Groß ist die Diana der Epheser! 35 Als aber der Kanzler das Volk beruhigt hatte, sprach er: Ihr Männer von Ephesus, wo ist ein Mensch, der nicht weiß, dass die Stadt Ephesus eine Hüterin der großen Diana ist und ihres Bildes, das vom Himmel gefallen ist? 36 Weil das nun unwidersprechlich ist, sollt ihr euch ruhig verhalten und nichts Unbedachtes tun. 37 Ihr habt diese Menschen hergeführt, die weder Tempelräuber noch Lästerer unserer Göttin sind. 38 Haben aber Demetrius und die mit ihm vom Handwerk sind einen Anspruch an jemanden, so gibt es Gerichte und Statthalter; da lasst sie sich untereinander verklagen. 39 Wollt ihr aber darüber hinaus noch etwas, so kann man es in einer ordentlichen Versammlung entscheiden. 40 Denn wir stehen in Gefahr, wegen der heutigen Empörung verklagt zu werden, ohne dass ein Grund vorhanden ist, mit dem wir diesen Aufruhr entschuldigen könnten. Und als er dies gesagt hatte, ließ er die Versammlung gehen.

Dieser letzte Bericht über eine Begebenheit während der über zwei Jahre, die Paulus in Ephesus war, ist so geschrieben, dass sich der ganze Unsinn der Götzenverehrung erweist.

Demetrius hat offensichtlich vor allem ein kommerzielles Interesse an der Götzenanbetung und stiftet deshalb auch diejenigen gegen „den neuen Weg“ (so wird der christliche Glaube genannt) an, die etwas zu verlieren haben, wenn die Diana nicht mehr Fokus der Anbetung der Epheser ist.

  • Tatsächlich erleben wir das bis heute, dass die Feinde des christlichen Glaubens oft einfach etwas zu verlieren haben, wenn sich der Glaube durchsetzt, weil entweder ihre kommerziellen Interessen darunter leiden könnten oder ihre Sünden deutlicher erkennbar werden.
  • Dahinter steht natürlich, dass sie selber nicht erkennen, was ihnen Jesus Christus zu geben hätte, wenn sie sich IHM zuwenden würden.

Der angestiftete Aufruhr führt ins Chaos. Die einen „schrien dies, die andern das, und die Versammlung war in Verwirrung, und die meisten wussten nicht, warum sie zusammengekommen waren.

Aus Sicherheitsgründen wird Paulus davon abgehalten, dort zu erscheinen und das Wort zu ergreifen. Das tut stattdessen Alexander. Es ist unklar, ob er überhaupt Christ ist. Er ist ein Jude und das reicht schon, dass die Epheser ihn nicht hören wollen. „Als sie aber innewurden, dass er ein Jude war, schrie alles wie aus einem Munde fast zwei Stunden lang: Groß ist die Diana der Epheser!

  • Auch das klingt einfach dumm – zwei Stunden Geschrei … damit Diana verteidigt wird. Doch auch all das laute und lange Schreien kann einem Götzen nicht helfen.
  • Unser Gott hingegen hat es nicht nötig, dass wir ihn so verteidigen. Ganz im Gegenteil. Er verteidigt die Seinen und weiß, seine eigene Ehre zu schützen!

Schließlich ergreift der Kanzler der Stadt das Wort. Auch seine Rede ist nicht ohne Komik für den Leser. Angeblich weiß jeder Mensch, dass die Diana vom Himmel gefallen ist 😊.

  • Wie gut, dass unser Gott nicht einfach so vom Himmel fällt.

Und als unser Gott in Jesus Christus zu uns kam, fiel er nicht einfach vom Himmel.

Und vor allem braucht er uns nicht, um ihn zu behüten.

Der Kanzler erkennt aber auf jeden Fall, dass die Christen nichts Falsches getan haben und verdeutlicht, wer hinter dem Aufruhr steckt: Demetrius.

Und so endet der Aufruhr genauso schnell, wie er begonnen hat.

Apg 19,11-22: „Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände des Paulus. 12 So hielten sie auch die Schweißtücher und andere Tücher, die er auf seiner Haut getragen hatte, über die Kranken, und die Krankheiten wichen von ihnen und die bösen Geister fuhren aus. 13 Es unterstanden sich aber einige von den Juden, die als Beschwörer umherzogen, den Namen des Herrn Jesus zu nennen über denen, die böse Geister hatten, und sprachen: Ich beschwöre euch bei dem Jesus, den Paulus predigt. 14 Es waren aber sieben Söhne eines jüdischen Hohenpriesters mit Namen Skevas, die dies taten. 15 Aber der böse Geist antwortete und sprach zu ihnen: Jesus kenne ich wohl und von Paulus weiß ich wohl; aber wer seid ihr? 16 Und der Mensch, in dem der böse Geist war, stürzte sich auf sie und überwältigte sie alle und richtete sie so zu, dass sie nackt und verwundet aus dem Haus flohen. 17 Das aber wurde allen bekannt, die in Ephesus wohnten, Juden und Griechen; und Furcht befiel sie alle und der Name des Herrn Jesus wurde hoch gelobt. 18 Es kamen auch viele von denen, die gläubig geworden waren, und bekannten und verkündeten, was sie getan hatten. 19 Viele aber, die Zauberei getrieben hatten, brachten die Bücher zusammen und verbrannten sie öffentlich und berechneten, was sie wert waren, und kamen auf fünfzigtausend Silbergroschen. 20 So breitete sich das Wort aus durch die Kraft des Herrn und wurde mächtig. 21 Als das geschehen war, nahm sich Paulus im Geist vor, durch Mazedonien und Achaja zu ziehen und nach Jerusalem zu reisen, und sprach: Wenn ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen. 22 Und er sandte zwei, die ihm dienten, Timotheus und Erastus, nach Mazedonien; er aber blieb noch eine Weile in der Provinz Asien.

Nach dem allgemeinen Bericht über die Zeit, die Paulus in Ephesus verbrachte und die Wirkung – nämlich, dass sich das Evangelium in der ganzen Provinz Asien ausbreitete, folgen nun noch zwei Berichte über besondere Ereignisse während der Zeit des Apostels in Ephesus.

In diesem Abschnitt geht es erstmal darum, dass Gott mächtig durch Paulus wirkte, so dass Kranke geheilt und Besessene befreit wurden. Dabei wirkt Gott selbst durch Schweißtücher und ähnliches. Das führt dazu, dass auch andere Leute etwas von dem Ruhm abbekommen wollen. Sie hoffen darauf, dass allein schon der Name Jesu und ein Bezug zum Apostel ihnen Vollmacht über böse Geister geben würde. Zu diesen gehören auch die sieben Söhne des jüdischen Hohenpriesters. Doch sie müssen erleben, dass der böse Geist sich nicht so beeindrucken lässt. Er erkennt, dass sie selber nicht an Jesus glauben und so sind sie auch nicht unter Jesu Schutz. Folglich zeigt der böse Geist seine Macht und wirkt so durch den Besessenen, dass er die 7 jungen Männer richtig Prügel kriegen und schließlich „nackt und verwundet aus dem Haus“ fliehen müssen. Wie es kommt, dass sie nackt sind, erschließt sich mir nicht ganz.

Interessant ist dann aber, wie Gott durch all das wirkt. Denn das, was auf den ersten Blick wie ein Triumph des bösen Geistes aussieht, führt letztendlich dazu, dass viele Menschen davon hören und  „der Name des Herrn Jesus wurde hoch gelobt.

Sie führt das Werk des bösen Geistes zu einer Erweckung und sogar dazu, dass Menschen sich von der Zauberei abwenden und ihre Bücher verbrennen.

  • Was für ein Triumph des Evangeliums!
  • 20 So breitete sich das Wort aus durch die Kraft des Herrn und wurde mächtig.

Dann lesen wir, dass Paulus sich eine weitere Reise vornimmt. Er will noch einmal an der europäischen Seite die Küste entlang reisen und dabei wohl die Gemeinden von Philippi bis Korinth besuchen, dann nach Jerusalem zurückkehren dann hat er eine 4. Reise vor, die ihn nach Rom bringen soll. Noch ahnt er nicht, dass diese Reise etwas anders verlaufen wird, als er das plant – denn er wird dann ja als Gefangener nach Rom kommen.

Wie dem auch sei – hier lesen wir nun erstmal, dass er zwei enge Mitarbeiter (Timotheus und Erastus vorausschickt und selber noch eine Weile zurückbleibt.

Apg 19,1-10: „1 Es geschah aber, als Apollos in Korinth war, dass Paulus durch das Hochland zog und nach Ephesus kam und einige Jünger fand. 2 Zu denen sprach er: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie sprachen zu ihm: Wir haben noch nie gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt. 3 Und er fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. 4 Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus. 5 Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. 6 Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten. 7 Es waren aber zusammen etwa zwölf Männer. 8 Er ging aber in die Synagoge und predigte frei und offen drei Monate lang, lehrte und überzeugte sie von dem Reich Gottes. 9 Als aber einige verstockt waren und nicht glaubten und vor der Menge übel redeten von der Lehre, trennte er sich von ihnen und sonderte auch die Jünger ab und redete täglich in der Schule des Tyrannus. 10 Und das geschah zwei Jahre lang, sodass alle, die in der Provinz Asien wohnten, das Wort des Herrn hörten, Juden und Griechen.

Die ersten sechs Verse aus Kapitel 19 habe ich gerade am Pfingstsonntag gepredigt: https://www.youtube.com/watch?v=ThTFhF8u7EE&t=44s

Nach dem eingeschobenen Bericht über Apollos geht hier nun der in Kap. 18,23 angefangene Bericht über die 3. Missionsreise des Paulus weiter. Apollos wird auch in Vers 1 nochmal erwähnt, was schon erahnen lässt, dass der weitere Bericht in einem Bezug zu ihm steht.

Tatsächlich scheinen die „Jünger“ die Paulus in Ephesus trifft von Apollos geprägt zu sein. So wie er sind sie bereits Jünger, das heißt, sie folgen Jesus bzw seinen Lehren. Aber auch sie wissen ganz wesentliche Dinge noch nicht. Auch sie wissen nur von der Taufe des Johannes, die nur eine vorbreitende Taufe ist, bei der die Täuflinge ihre Sünden bekennen. So wurden sie vorbereitet auf das Kommen des Retters, denn nun wussten sie, dass sie Rettung brauchen.

Bei diesen Jüngern hier lesen wir nun auch noch, dass sie nicht wissen, dass der Heilige Geist an Pfingsten ausgegossen wurde.

Bemerkenswert ist, dass Paulus nun keine Predigt über den Heiligen Geist hält, sondern über Jesus. Tatsächlich ist es eben der Glaube an den stellvertretend für Sünder gekreuzigten und siegreich über Tod und Sünde auferstandenen Jesus, der rettet. Und mit der Rettung empfangen wir auch den Heiligen Geist. Deshalb liegt es nahe, dass die „Jünger“ zuvor noch nicht gerettet waren. Denn nach Römer 8,9 haben alle Christen den Heiligen Geist und wer ihn nicht hat, gehört auch nicht zu Jesus Christus.

Nachdem die Jünger nun das Evangelium gehört haben und es glauben, werden sie getauft und Paulus legt ihnen die Hände auf. Und dann lesen wir, dass der Heilige Geist in ihnen wirkt, so wie auch schon am Pfingsttag in Jerusalem. Dabei sind das Reden in fremden Sprachen und die Prophetie wohl Gaben, die zur weiteren Verkündigung des Evangeliums gegeben werden.

Und genau davon lesen wir dann in den nächsten Versen. Paulus predigt 3 Monate in der Synagoge und dann 2 Jahre in der Schule des Tyrannus. Viele Glauben und tragen dann ihren Glauben weiter, „sodass alle, die in der Provinz Asien wohnten, das Wort des Herrn hörten, Juden und Griechen.

Wir sehen hier also, wie der Heilige Geist die Gläubigen befähigt, sodass siech das Evangelium weiter ausbreitet – genau so, wie Jesus es in Apg 1,8 verheißen hatte: „ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.

  • Möge der Herr auch uns dazu gebrauchen!

18,18-28: „18 Paulus aber blieb noch eine Zeit lang dort. Danach nahm er Abschied von den Brüdern und wollte nach Syrien fahren und mit ihm Priszilla und Aquila. Zuvor ließ er sich in Kenchreä sein Haupt scheren, denn er hatte ein Gelübde getan. 19 Und sie kamen nach Ephesus und er ließ die beiden dort zurück; er aber ging in die Synagoge und redete mit den Juden. 20 Sie baten ihn aber, dass er längere Zeit bei ihnen bleibe. Doch er willigte nicht ein, 21 sondern nahm Abschied von ihnen und sprach: Will’s Gott, so will ich wieder zu euch kommen. Und er fuhr weg von Ephesus 22 und kam nach Cäsarea und ging hinauf nach Jerusalem und grüßte die Gemeinde und zog hinab nach Antiochia.
23 Und nachdem er einige Zeit geblieben war, brach er wieder auf und durchzog nacheinander das galatische Land und Phrygien und stärkte alle Jünger.
24 Es kam aber nach Ephesus ein Jude mit Namen Apollos, aus Alexandria gebürtig, ein beredter Mann und gelehrt in der Schrift. 25 Dieser war unterwiesen im Weg des Herrn und redete brennend im Geist und lehrte richtig von Jesus, wusste aber nur von der Taufe des Johannes. 26 Er fing an, frei und offen zu predigen in der Synagoge. Als ihn Aquila und Priszilla hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer aus. 27 Als er aber nach Achaja reisen wollte, schrieben die Brüder an die Jünger dort und empfahlen ihnen, ihn aufzunehmen. Und als er dahin gekommen war, half er denen viel, die gläubig geworden waren durch die Gnade. 28 Denn er widerlegte die Juden kräftig und erwies öffentlich durch die Schrift, dass Jesus der Christus ist.

Nach dem gescheiterten Aufruhr in Korinth bleibt Paulus noch eine ganze Weile dort. Doch dann ist es Zeit, die 2. Missionsreise zu beenden. Er nimmt Aquila & Priszilla mit aus Korinth – es wird nicht ganz klar warum – und kommt dann mit ihnen noch nach Ephesus. Dort evangelisiert er in der Synagoge wohl nur einmal und will dann weiterreisen, obwohl er gebeten wird, dort zu bleiben. Das ist fast etwas erstaunlich, denn normaler weise nutzt Paulus solche Gelegenheiten. Er wird aber sicher gut Gründe gehabt haben. Und so kehrt er zurück nach Jerusalem und dann nach Antiochia. Wir lesen nichts davon, wie lange er dann dort war. Wir lesen in Vers 23 dann einfach nur, dass er sich gleich wieder auf den Weg macht und seine 3. Missionsreise beginnt.

Die Verse 24-28 bilden dann einen Einschub. Man hätte eigentlich erwarten können, dass dieser Bericht vorher kommt; nämlich nachdem Paulus Aquila & Priszilla in Ephesus zurückgelassen hatte … da tauchte dann Apollos auf. Die Einordnung zwischen dem Bericht über den Anfang der 3. Missionsreise und der Ankunft des Paulus in Ephesus in Apg 19,1 lässt vermuten, dass der Apollos-Bericht etwas mit dem zu tun hat, was Paulus dann in Ephesus erlebt.

Apollos predigt von Jesus. Er weiß also einiges von Jesus – entweder, weil er ihn selber gehört hat oder weil ihm von Jesus erzählt wurde. Aber ganz offensichtlich weiß er manches auch noch nicht. So weiß er zum Beispiel noch nichts vom Taufbefehl, den Jesus seinen Jüngern nach seiner Auferstehung gegeben hatte. Ob er von Jesu Tod wusste, erfahren wir hier nicht. Aber wahrscheinlich kennt er vor allem Jesu Lehren. Aquila und Priszilla hören ihn in der Synagoge, freuen sich sicher darüber, dass Apollos von Jesus lehrt, merken aber eben auch, dass er manches noch nicht versteht. Anstatt ihn zu konfrontieren oder gar zu kritisieren, laden sie ihn ein, um ihm manches noch weiter zu erklären. Und Apollos ist demütig genug, sich trotz seiner rhetorischen Begabung von ihnen belehren zu lassen. Und so erfährt er nun da, was ihm noch an Erkenntnis fehlte.

  • Ich befürchte, dass es heute viele Menschen gibt, die gar nicht so anders wie Apollos sind. Sie wissen manches über Jesu Lehren und finden das auch gut und sagen das ggf auch an andere weiter. Aber die Bedeutung von Jesu stellvertretendem Sühnetod und seiner Auferstehung haben sie noch nicht verstanden. Ich höre immer mal wieder von Religionslehrern und Pastoren, die den christlichen Glauben als reine Morallehre ansehen und eben das Evangelium noch gar nicht verstanden haben.
  • Von daher braucht es auch heute noch viele Menschen, die wie Aquilla und Priszilla sich solcher Leute annehmen und sie in Liebe und Geduld lehren.
  • Lasst uns solche Evangeliums-Menschen sein!

Nachdem Apollos jetzt das Evangelium verstanden hat, reist er dahin, von Aquilla & Priszilla herkamen. Evtl tut er das durch ihre Ermutigung. Denn mit der Abreise des Apostels Paulus ist die Gemeinde jetzt evtl führungslos. Aus dem 1. Korintherbrief lässt sich erahnen, dass Apollos dann nach Paulus der nächste wichtige Prediger und Leiter in Korinth war.