9,6-13: „Aber ich sage damit nicht, dass Gottes Wort hinfällig geworden sei. Denn nicht alle sind Israeliten, die von Israel stammen; 7 auch nicht alle, die Abrahams Nachkommen sind, sind darum seine Kinder. Sondern nur »was von Isaak stammt, soll dein Geschlecht genannt werden« (1.Mose 21,12), 8 das heißt: nicht das sind Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind; sondern nur die Kinder der Verheißung werden als seine Nachkommenschaft anerkannt. 9 Denn dies ist ein Wort der Verheißung, da er spricht (1.Mose 18,10): »Um diese Zeit will ich kommen und Sara soll einen Sohn haben.« 10 Aber nicht allein hier ist es so, sondern auch bei Rebekka, die von dem einen, unserm Vater Isaak, schwanger wurde. 11 Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten, da wurde, damit der Ratschluss Gottes bestehen bliebe und seine freie Wahl – 12 nicht aus Verdienst der Werke, sondern durch die Gnade des Berufenden –, zu ihr gesagt: »Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren« (1.Mose 25,23), 13 wie geschrieben steht (Maleachi 1,2-3): »Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.«

Ab Vers 6 greift Paulus eine Anfrage auf, die man ggf haben könnte. In Kapitel 8 hatte er ja Gott als einen erwählenden Gott gelobt. der alle seine Erwählten letztendlich auch verherrlicht. Aber war nicht alle Juden Gottes Erwählte? Genua diese Frage greift er hier also auf und erklärt dann etwas, das im ersten Moment seltsam klingt: „Denn nicht alle sind Israeliten, die von Israel stammen; 7 auch nicht alle, die Abrahams Nachkommen sind, sind darum seine Kinder.

Und dann fährt Paulus fort und zeigt, dass eben nur ein Sohn Abrahams der erwählte Sohn (der Sohn der Verheißung) war, nämlich Isaak. Dazu zitiert er 1. Mose 21,12. Dieser Vers lehrt, dass nur die Gottes Kinder sind, denen die Verheißung Gottes gilt. Und das trifft eben nur auf Isaak, aber nicht auf Ismael zu. Und dann fährt Paulus fort und zeigt, dass das Prinzip auch weiterhin gilt und deswegen nicht alle Nachkommen Isaaks nun automatisch Erben der Verheißung sind. So lehrt er, dass eben wiederum nur Jakob durch Gottes freien Ratschluss auserwählt ist.

Was Paulus dann in Vers 11-12 erklärt verdeutlicht, dass die Lehre der Erwählung / Vorherbestimmung aufgrund von Entscheidungen oder Werken der Menschen beruht, einfach nicht biblisch ist. Denn Gottes Erwählung beruht auf Gottes freier Wahl … „nicht aus Verdienst der Werke, sondern durch die Gnade des Berufenden.

  • Das verdeutlicht dann aber eben auch, dass wir Christen nichts zu bieten hatten, was Gott dazu veranlasst haben könnte, uns zu erwählen. Wir haben nicht, worauf wir stolz sein könnten und wofür wir uns rühmen könnten.
  • Aller Dank und alle Ehre für unsere Errettung gebührt allein Gott, der uns nach seiner freien Wahl und Gnade auserwählt hat und der dann in Jesus Christus alles getan hat, was für unsere Errettung notwendig war.

9,1-5: „Ich sage die Wahrheit in Christus und lüge nicht, wie mir mein Gewissen bezeugt im Heiligen Geist, 2 dass ich große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlass in meinem Herzen habe. 3 Ich selber wünschte, verflucht und von Christus getrennt zu sein für meine Brüder, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch, 4 die Israeliten sind, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen, 5 denen auch die Väter gehören und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit. Amen.

Nachdem Paulus in Kapitel 8 gelehrt hatte, dass unser Ausharren im Heil darin begründet liegt, dass schon unsere Errettung das souveräne Werk Gottes war und eben nicht auf unseren Werken beruht, sondern auf seinem ewigen Ratschluss – und somit in der Vorherbestimmung und Erwählung begründet ist, geht Paulus in den Kapiteln 9-11 auf die Frage ein, wie das denn dann zur Situation der Juden passt, die doch auch Gottes erwähltes Volk waren, aber nun scheinbar gar nicht bei ihm sind.

Er beginnt damit, dass er seine Liebe zu den Juden betont und darunter leidet, dass viele Juden tatsächlich nicht gläubig sind. Was Paulus dann sagt, klingt schon sehr erstaunlich, wenn er betont, dass er wünschte „verflucht und von Christus getrennt zu sein“, wenn diese dadurch gerettet würden. Ich muss zugeben, dass ich diese Worte nicht ganz einordnen kann. Natürlich hat Paulus auch schon in Kapitel 5,7 gesagt: „Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben.“ (wobei dann weiter ausführte, dass Jesus noch viel mehr für uns getan hat, weil er für uns starb, als wir noch Sünder waren). Aber es ist ja doch noch ein großer Unterschied, sein Leben für jemand anderes zu riskieren, als eben zu sagen, zum Wohle anderer wünschte ich verdammt und von Christus getrennt zu sein. Eine ähnliche Aussage findet sich sonst nur bei Mose (2. Mose 32,30-32). Auch da wirkt die Aussage auf mich wie eine Übertreibung. Aber ich will einfach mal anerkennen, dass diese beiden Männer das so sagen und es dann wohl auch so gemeint haben, wobei sich gerade für Paulus diese Frage natürlich nicht wirklich stellte und es eben nur ein Ausdruck, seiner großen Liebe für die Juden ist und davon, wie sehr es ihn schmerzt, dass sie Jesus nicht als den verheißenen Messias anerkennen.

  • Das können wir sicher sehr gut nachvollziehen, wenn wir Familienmitglieder oder Freude haben, die nicht gläubig sind.
  • Tatsächlich darf uns Paulus herausfordern zu überdenken, ob wir tatsächlich eine solche Liebe für Menschen haben und erkennen, ob wir erkennen, wie wichtig der Glaube ist.

Ab Vers 4 lesen wir dann, welche wunderbaren Privilegien die Juden haben. Das hatte Paulus ja auch schon in Römer 3,1-8 angesprochen. Hier wird er noch deutlicher. Und Paulus betont, dass der Christus aus den Juden kommt.

Von daher kann man Paulus sicher nicht vorwerfen, keine hohe Meinung und hohe Wertschätzung für Israel zu haben. Aber er weiß, dass unsere Rettung eben nicht durch unsere Herkunft kommt, sondern nur durch den Glauben an den Retter & Herrn Jesus Christus.

  • Deswegen hat Paulus das Evangelium dann auch immer zuerst den Juden gepredigt. Aber letztendlich dann eben auch allen Völkern.
  • Deshalb sollten wir auch heute die Judenmission weiterführen.
  • Und wir sollten das Evangelium aller Welt verkünden.
  • Lasst uns damit gerade bei denen aus unserem Umfeld anfangen, die Jesus noch nicht als den Christus – als den verheißenen Retter anerkennen.

8,28-39: „28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. 29 Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. 30 Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht. 31 Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? 32 Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? 33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. 34 Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt. 35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht (Psalm 44,23): »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« 37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Die großartige Zusage dieses Abschnitts ist, dass Gott uns allein aufgrund seines freien Ratschlusses gerettet hat. Es war nicht unser Werk oder unsere Weisheit. Es war Gottes große Gnade. Und so dürfen wir wissen, dass die bedingungslose Liebe, mit der Gott uns zu seinen Kindern gemacht hat, hält! Nichts und niemand kann uns von seiner Liebe trennen. Alle, die Gott lieben (V.28), dürfen wissen, dass Gott uns immer noch mehr liebt als wir IHN (V.39), und dass ER in unseren Leben alle Dinge gebrauchen wird, um letztendlich Gutes hervorzubringen.

Nach der großen Eingangsaussage in Vers 28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“ bettet Paulus die Berufung in eine längere Kette von Dingen ein, die Gott im Leben aller Christen getan hat, bzw noch tun wird. Alles beginnt mit der Ausersehung und Vorherbestimmung. Das kommt aus dem Ratschluss Gottes, der bereits in Vers 28 erwähnt ist. Dieser führt dann dazu, dass Gott uns mit seinem effektiven Ruf berufen hat. Hier ist eindeutig nicht die allgemeine Berufung gemeint, mit der wir Menschen zum Glauben rufen, denn die hier erwähnte Berufung führt dann bei allen Berufenen dazu, dass gerecht gemacht sind und verherrlicht werden. Die Verherrlichung wird hier in der Vergangenheitsform beschrieben, obwohl sie bei allen Christen, die noch am Leben sind, ja erst noch etwas Zukünftiges ist.

Im Fortgang greift Paulus dann vier große Fragen auf.

  • 31 Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?

Auf diese Frage antwortet Paulus dann mit einer rhetorischen Gegenfrage: „32 Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken.

Das ist eine großartige Zusage. Gott schenkt uns alles, was wir brauchen, um verherrlicht zu werden. Wie könnte er auch anders – er hat ja in Jesus Christus schon das aller Größte für uns gegeben.

  • Von daher dürfen wir Christen wissen, dass Gott uns nichts vorenthalten wird, was wir wirklich brauchen. Alles wird uns letztendlich zum Besten dienen (V.28).
  • Die zweite große Frage folgt dann „33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen?

Auch darauf folgt eine kurze und prägnante Antwort. Paulus sagt dabei nicht „Niemand“. Den Versuch gibt es ja immer wieder. Aber letztendlich wird das nicht gelingen. Denn wenn uns Gott gerecht macht, dann kann es natürlich niemanden geben, der dieses Urteil ändern könnte.

  • Ähnlich ist es bei der nächsten Frage; „34 Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.

Auch das wird der Teufel immer wieder versuchen. Aber er hat keine Macht dazu, weil Christus Jesus durch seinen Tod den Fluch auf sich genommen hat und dann in seiner Auferstehung über alle Widersacher triumphiert hat.

Ja mehr noch – Jesus Christus vertritt uns zur Rechten Gottes. Er betet für Dich und mich! Ist das nicht eine großartige Wahrheit?

  • Und schließlich kommt dann die große Frage: „? 35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi?

Nichts und niemand kann uns von dieser großen Liebe trennen. Nachdem Paulus das schon durch AT Zitate belegt hat, fasst er das nochmals ganz unmissverständlich zusammen: „38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Wenn dann manchmal Leute meinen, dass wir das aber selber könnten, dann bin ich immer etwas geschockt. Denn der ganze Abschnitt zeigt uns ja sehr deutlich, dass unsere Erlösung allein das Gnadenwerk Gottes ist und zwar von Anfang (Ausersehung, Vorherbestimmung, Ratschluss) bis zum Ende (Heiligung).

  • Von daher darf jeder wahrhafte Christ ganz viel Trost und Zuversicht in diesen Versen finden. Tatsächlich kommt dieser Zuspruch ja im Kontext der Verse 18ff, bei den Paulus Christen anspricht, die durch Leidenszeiten gehen müssen und die er ermutigt und denen er eben zusagt, dass sie beim Herrn geborgen und sicher sind.
  • Das darf uns Trost sein und sehr dankbar machen!

8,18-27: „18 Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. 19 Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. 20 Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; 21 denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet. 23 Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. 24 Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? 25 Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld. 26 Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. 27 Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt.

Römer 8, Vers 18 greift einen Gedanken aus Vers 17 auf und führt ihn weiter. In Vers 17 hieß es: „Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.“ In Vers 18 lesen wir dann: „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ Der Weg zur Herrlichkeit führt Christusnachfolger durch das Leid, so wie eben auch Jesus Christus erst ans Kreuz gehen musste, bevor er dann in die Herrlichkeit des Vaters zurückkehren konnte.

Diese Aussage allein, könnte dazu führen, dass jemand sagt, dann will ich lieber nicht in die Herrlichkeit, denn ich weiß nicht, ob es sich lohnt, dafür vorher leiden zu müssen. Dazu erklärt Paulus dann eben, dass die Rechnung nur in eine Richtung aufgeht. Wer dem Leiden aus dem Weg gehen wird und so die Herrlichkeit verpasst, der trifft die falsche Entscheidung. Denn wie groß das Leiden auf Erden auch immer sein mögen, sie sind unbedeutend klein im Vergleich zu der Herrlichkeit, die dann für alle folgt, die Christus nachfolgen.

Ab Vers 19 spricht Paulus dann darüber, dass die Vergänglichkeit dieser Welt nicht nur ein Problem für uns Menschen ist, sondern eines, das die ganze Schöpfung betrifft. Und in gewisser Weise (das ist sicher eher symbolisch gemeint) wartet die ganze Schöpfung darauf, umgestaltet zu werden. Und so dürfen wir uns freuen, auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Das Seufzen der Schöpfung zeigt sich wohl in all den Naturkatastrophen, die wir in dieser Welt erleben. Interessant ist, dass Paulus hier davon schreibt, dass die Schöpfung „in Wehen liegt“. Das heißt, es wird etwas Neues geboren werden. Und so sind die Leiden nur Vorboten von etwas Gutem!

Ab Vers 23 sind dann wieder wir Christen im Blick. Das was Paulus hier als Fakt beschreibt, sollte bei uns auch wirklich der Fall sein: Wir „sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes.

  • Diese Sehnsucht ist immer dann besonders stark, wenn diese Welt uns nicht viel zu bieten hat. So können Leidenszeiten auch Zweiten sein, in denen wir einen klaren Fokus bekommen auf das, was uns erwartet und was viel besser ist, als alles, was diese Welt zu bieten hat.

Als Christen leben wir mit einer sicheren aber noch unsichtbaren Hoffnung.

  • An diese Hoffnung sollten wir uns immer wieder erinnern, so dass wir den Fokus nicht verlieren und widerstandsfähig bleiben, auch wenn es in dieser Welt ungemütlich wird.

In all dem hilft uns der Geist Gottes. Er ist die Erstlingsgabe – also der Vorgeschmack auf das, was uns in der Gegenwart Gottes erwartet – und er hilft uns und tritt im Gebet für uns ein. Wenn Paulus hier schreibt, dass Christen oft nicht wissen, was sie beten sollen, dann meint er das sicher in Bezug auf Leidenszeiten. Sollen wir beten, dass das Leiden aufhört oder, dass Gott uns Kraft gibt es zu ertragen? Oder was genau sollen wir beten? Der geist weiß es und er hilft uns.

  • So lasst uns beten – für Christen, die durch besondere Leidenszeiten gehen und für uns alle, dass der HERR uns immer wieder neu, die Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit so fest ins Herz gibt, dass wir ihr entschieden entgegenleben, koste es was es wolle.

8,1-17: „1 So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. 2 Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. 3 Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, 4 damit die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist. 5 Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. 6 Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. 7 Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht. 8 Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen. 9 Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. 10 Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. 11 Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt. 12 So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, dass wir nach dem Fleisch leben. 13 Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben. 14 Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. 15 Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! 16 Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. 17 Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.

Der 1. Vers in Kapitel 8 ist die vielleicht beste Botschaft, die wir hören können: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ Dieser Vers ist der frohe Abschluss zu dem inneren Ringen des Apostels Paulus (und beantwortet auch unsere Fragen, wenn wir ähnlich ringen mit unserer inneren Zerrissenheit zwischen dem aufrichtigen Streben nach Heiligung und der Realität unserer Sünde) von dem wir in der 2. Hälfte des 7. Kapitels gehört haben.

Gleichzeitig leitet diese großartige Aussage aber auch das 8. Kapitel ein. Im Fortgang wird deutlich, dass Vers 1 seine Begründung im „Gesetz des Geistes“ findet, durch das wir Christen befreit sind vom „Gesetz der Sünde und des Todes“. Letzteres beschreibt das Mosaische Gesetz, wenn man versucht, durch das Halten des Gesetzes vor Gott zu bestehen. Das Gesetz zeigt uns dann unsere Sünde und verurteilt uns damit zum Tode. Doch wer Jesus Christus als seinen Retter und Herrn kennt darf wissen, dass Jesus für uns das Gesetz erfüllt hat und den Tod gestorben ist, den wir verdient hätten.

Die Verse 3-4 sind dabei ein weiteres Highlight, denn sie beschrieben das Evangelium: „Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, 4 damit die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist.

Und so sind die Gläubigen durch den Geist befreit von diesem Gesetz und ein neues Gesetz gilt für uns – das Gesetz des Geistes. Unter welchem Gesetz wir stehen zeigt sich anhand der Gesinnung, die wir haben. Denn wer den Geist hat, wird auch in seinem Denken durch den Geist geleitet. Doch wer den Geist nicht hat, lebt allein nach dem Fleisch und ist deshalb „fleischlich gesinnt“. Die unterschiedliche Gesinnung führt zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Wenngleich also unsere Erlösung allein das Werk Gottes ist, zeigt sich unsere Erlösung dann in unserem Leben. Und so betont Paulus dann mehrfach: „Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede.“ (Vers 6) und „Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben.

  • Die alles entscheidende selbst-analytische Frage für einen jeden ist also die: Welcher Geist treibt Dich?

Daraus folgt dann das, was Paulus in Vers 9 auch explizit sagt – nämlich, dass es kein Christsein ohne den Heiligen Geist gibt. „Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.

Der Heilige Geist lässt uns Gott als unseren lieben Vater erkennen und führt dazu, dass wir uns IHM voll kindlichem Vertrauen zuwenden. Und so überzeugt uns der Geist selbst, dass wir Gottes Kinder sind. Und diese Kindschaft geht einher mit einer großartigen Verheißung – nämlich der Verheißung eines großartigen Erbes – nämlich der zukünftigen Herrlichkeit!

  • Lasst uns dieser Herrlichkeit entgegen leben!

7,14-25: „Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. 15 Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich. 16 Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, dass das Gesetz gut ist. 17 So tue nun nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. 18 Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. 19 Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. 20 Wenn ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. 21 So finde ich nun das Gesetz, dass mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt. 22 Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen. 23 Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. 24 Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe? 25 Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn! So diene ich nun mit dem Gemüt dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde.

Ab Römer 7,14 beginnt ein in der Auslegung ziemlich umstrittener Abschnitt. Die Ausleger sind sich uneins darüber, ob Paulus hier über seine Zeit vor seiner Bekehrung oder nach seiner Bekehrung schreibt. Das beginnt schon damit, dass Paulus in Vers 14 schreibt, dass er fleischlich ist. Manche Ausleger sagen, dass das keinen Christen beschreibt. Andere hingegen verweisen darauf, dass Paulus hier eindeutig in der Gegenwartsform schreibt. Ich gehe davon aus, dass Paulus hier tatsächlich als Christ schreibt, der den typischen Kampf eines jeden Christen beschreibt. Denn einerseits haben wir als Christen einen neuen Willen, mit dem wir Gott gefallen wollen. Doch andererseits leben wir auch immer noch im sündigen Fleisch, das die Sünde leibt. Paulus beschreibt seine Identität aber eben nicht als die der Sündennatur, sondern als die eines Menschen, der Gott liebt und seinen Willen tun will und die Sünde hasst (die er aber im Fleisch trotzdem noch weiter tut). In gewisser Weise distanziert sich Paulus also bewusst von der Sünde, die in ihm wohnt. Sie definiert ihn nicht mehr, auch wenn sie immer mal wieder sein Handeln bestimmt.

  • Genau das kennen wir Christen doch letztendlich alle. Wie oft sündige ich noch, obwohl ich eigentlich heilig leben will …

Was auch dafür spricht, dass Paulus hier als Christ schreibt ist, dass er sagt, dass er nach dem innwendigen Menschen Freude an Gottes Gesetz hat. Ich sehe nicht, wie ein Nicht-Christ das von sich sagen könnte.

In all dem hört man deutlich die Verzweiflung von Paulus, den seine Sünde quält. Doch dann kommen Worte voller Hoffnung und Dankbarkeit, denn Paulus beantwortet seine eigene Frage klar und deutlich: „24 Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“ -> „Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“

  • Diese Erkenntnis und ein solch dankbares Herz wünsche ich uns allen!

7,7-13: „Was sollen wir denn nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde erkannte ich nicht außer durchs Gesetz. Denn ich wusste nichts von der Begierde, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte (2.Mose 20,17): »Du sollst nicht begehren!« 8 Die Sünde aber nahm das Gebot zum Anlass und erregte in mir Begierden aller Art; denn ohne das Gesetz war die Sünde tot. 9 Ich lebte einst ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, wurde die Sünde lebendig, 10 ich aber starb. Und so fand sich’s, dass das Gebot mir den Tod brachte, das doch zum Leben gegeben war. 11 Denn die Sünde nahm das Gebot zum Anlass und betrog mich und tötete mich durch das Gebot. 12 So ist also das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut. 13 Ist dann, was doch gut ist, mir zum Tod geworden? Das sei ferne! Sondern die Sünde, damit sie als Sünde sichtbar werde, hat mir durch das Gute den Tod gebracht, damit die Sünde überaus sündig werde durchs Gebot.

Nach den ersten 6 Versen des Kapitels könnte man denken, dass das Hauptproblem das Gesetz ist und dieses eben mit der Sünde gleichzusetzen sei. Genau diesen falschen Gedanken greift Paulus in Vers 7 auf uns betont, dass das Problem nicht das Gesetz, sondern die Sünde ist. Das Gesetz hilft uns einfach, die Sünde besser zu erkennen. Und unsere rebellische Natur (vor der Bekehrung) bringt uns dazu, dass wir Gesetze brechen wollen. In gewisser Weise hat das Gesetz deshalb dazu geführt, dass wir noch offensichtlicher und noch mehr gesündigt haben.

Das Problem findet sich aber eben nicht im Gesetz. Im Gegenteil – wie Paulus hier betont – das Gesetz ist heilig und gut. Was Paulus hier noch nicht ausführt, ist, wie bzw wozu das Gesetz gut ist. Aber zeigt deutlich, dass das, was schlecht ist, eben unsere Sünde ist und nicht das Gesetz.

  • Das Gesetz hilft uns unsere Sünde zu erkennen … und damit auch unsere Erlösungsbedürftigkeit.
  • Und es zeigt uns den perfekten Willen Gottes.
  • Deswegen sollten wir das Gesetz studieren. Dann können wir unsere Sünden bekennen und uns darauf besinnen, dass wir allein aus Gnade und allein durch den Glauben, bei Jesus Christus Rettung & Vergebung finden.

7,1-6: „Wisst ihr nicht, liebe Brüder – denn ich rede mit denen, die das Gesetz kennen –, dass das Gesetz nur herrscht über den Menschen, solange er lebt? 2 Denn eine Frau ist an ihren Mann gebunden durch das Gesetz, solange der Mann lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie frei von dem Gesetz, das sie an den Mann bindet. 3 Wenn sie nun bei einem andern Mann ist, solange ihr Mann lebt, wird sie eine Ehebrecherin genannt; wenn aber ihr Mann stirbt, ist sie frei vom Gesetz, sodass sie nicht eine Ehebrecherin ist, wenn sie einen andern Mann nimmt. 4 Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet durch den Leib Christi, sodass ihr einem andern angehört, nämlich dem, der von den Toten auferweckt ist, damit wir Gott Frucht bringen. 5 Denn solange wir dem Fleisch verfallen waren, da waren die sündigen Leidenschaften, die durchs Gesetz erregt wurden, kräftig in unsern Gliedern, sodass wir dem Tode Frucht brachten. 6 Nun aber sind wir vom Gesetz frei geworden und ihm abgestorben, das uns gefangen hielt, sodass wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens.

Zu Beginn von Kapitel 7 greift Paulus nochmal auf das Bild aus der 1. Hälfte von Kapitel 6 zurück. Als Christen sind wir mit Christus gestorben und dies nicht nur in Bezug auf unsere Sünde, sondern eben auch in Bezug zum Gesetz. Das Gesetz „herrscht“ nicht mehr über uns. Es hat keine Macht über Christen, womit die Macht gemeint ist, uns zu verurteilen und uns schuldig zu sprechen. Der natürliche (unerlöste) Mensch lebt unter dem Gesetz und wird dem Anspruch des Gesetzes nie gerecht werden (das hat Paulus ja bereits in Kap. 1,18-3,20 gezeigt). Doch wenn ein Mensch die geistliche Neugeburt (d.h. Bekehrung) erlebt hat, ist er nicht mehr unter dem Gesetz, sondern frei.

Paulus illustriert das in den Versen 2-3 anhand der Ehe. Diese bindet nur so lange wie der Ehepartner lebt. Mit dem Tod ist diese Bindung aufgehoben. Ähnlich ist es mit dem Gesetz. Wenn wir mit Christus gestorben sind, sind wir nicht mehr ans Gesetz gebunden, sondern frei davon. Diese Freiheit ist nie eine Freiheit dazu, zu sündigen, sondern die Freiheit dazu, nun für Christus zu leben und gute Frucht zu bringen.

Wenn Paulus dann davon schreibt, dass die sündigen Leidenschaften nun nicht mehr die gleiche Kraft haben, dann mag uns Christen das erstmal sehr herausfordern. Denn wir erleben ja schon, dass sündige Leidenschaften immer noch da sind. Aber sie haben nicht mehr die Macht, uns zu verdammen und mit Gottes Hilfe können wir ihnen tatsächlich widerstehen … auch wenn wir daran immer wieder scheitern.

  • So möchte ich uns Mut machen, den Kampf gegen die sündigen Leidenschaften und alle Versuchungen aufzunehmen, so dass wir immer für den Herrn leben.
  • Möge ER uns dazu Gnade schenken.

6,15-23: „Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne! 16 Wisst ihr nicht: wem ihr euch zu Knechten macht, um ihm zu gehorchen, dessen Knechte seid ihr und müsst ihm gehorsam sein, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit? 17 Gott sei aber gedankt, dass ihr Knechte der Sünde gewesen seid, aber nun von Herzen gehorsam geworden der Gestalt der Lehre, der iergeben seid. 18 Denn indem ihr nun frei geworden seid von der Sünde, seid ihr Knechte geworden der Gerechtigkeit. 19 Ich muss menschlich davon reden um der Schwachheit eures Fleisches willen: Wie ihr eure Glieder hingegeben hattet an den Dienst der Unreinheit und Ungerechtigkeit zu immer neuer Ungerechtigkeit, so gebt nun eure Glieder hin an den Dienst der Gerechtigkeit, dass sie heilig werden. 20 Denn als ihr Knechte der Sünde wart, da wart ihr frei von der Gerechtigkeit. 21 Was hattet ihr nun damals für Frucht? Solche, deren ihr euch jetzt schämt; denn das Ende derselben ist der Tod. 22 Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben. 23 Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.

Nachdem Paulus ab Vers 1 bereits erklärt hatte, dass die Gnade Gottes uns nicht dazu bringen sollte, einfach in der Sünde weiterzuleben, greift er das gleiche Thema ab Vers 15 nochmals auf. Fast identisch zu Vers 1 heißt es da: „15 Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!

Ab Vers 16 gebraucht Paulus dann ein zweites Bild, nachdem er zuvor vom Sterben des alten Menschen und der Auferstehung zu einem neuen Leben gesprochen hatte. Wenn wir Gottes Gnade erfahren haben, dann hat diese uns aus der Sklaverei gegenüber der Sünde errettet. Das ist dann aber keine Befreiung zu einem anarchischen Leben. Vielmehr hat ein Herrschaftswechsel stattgefunden und Jesus Christus ist nun der Herr derjenigen, die aus Gnade gerettet wurden. Dieser Herrschaftswechsel wird dadurch sichtbar, dass wir nun auch für den neuen Herrn leben.

Paulus zeigt uns hier also in aller Klarheit, dass die erlebte Gnade zwar immer eine freie Gnade ist (das heißt wir müssen und können nichts für unsere Erlösung tun), aber die erlebte Gnade bleibt nicht ohne Wirkung, sondern verändert uns. „Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben.“

Es geht also darum, dass unser Retter nun auch unser Herr ist.

  • Ich wünsche uns von Herzen, dass wir Jesus genau so kennen: zuerst als den Retter, den wir so dringend brauchen und dann auch als den Herrn, der uns durchs Leben führt.

6,1-14: „​1 Was sollen wir nun sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde? 2 Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir doch gestorben sind? 3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. 6 Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, 9 und wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod kann hinfort über ihn nicht herrschen. 10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für alle Mal; was er aber lebt, das lebt er Gott. 11 So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus. 12 So lasst nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, und leistet seinen Begierden keinen Gehorsam. 13 Auch gebt nicht der Sünde eure Glieder hin als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch selbst Gott hin als solche, die tot waren und nun lebendig sind, und eure Glieder Gott als Waffen der Gerechtigkeit. 14 Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, weil ihr ja nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.“

Nachdem Paulus in aller Klarheit gezeigt hat, dass Rettung allein aus Gnade und allein durch den Glauben an den Retter und Herrn Jesus Christus zu uns kommt, geht er in Kapitel 6 auf die daraus logisch folgende Frage ein, ob denn, wenn die Lehre von Rettung aus Gnade allein betont wird, die Werke gar keine Rolle spielen und Gnade dann nicht ein Freibrief für Sünde wird. Diese Frage greift Paulus in diesem Kapitel gleich zweimal auf und beantwortet sie jeweils mit den gleichen Worten:
1 Was sollen wir nun sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde? Das sei ferne!
15 Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!

Nach dieser ersten Antwort, geht er dann aber weiter und gebraucht zwei Wortbilder, um deutlich zu machen, dass die Gnade Gottes für Christen nie ein Freibrief zum Sündigen sein sollte.

In der ersten Hälfte des Kapitels betont Paulus, dass Christen mit Christus gestorben und zu einem neuen Leben auferstanden sind (was in der Taufe bildhaft zum Ausdruck kommt). Konsequenterweise sollten Christen dann auch dieses neue Leben sichtbar werden lassen und der Sünde, die zum Tod führt, keinen Raum geben. Es stellt sich letztendlich die Frage, ob jemand tatsächlich neues (ewiges) Leben hat, wenn er noch im alten Leben wandelt. Denn, wenn wir weiter so leben wie zuvor, dann ist unser alter Mensch nicht mit Christus gestorben. Dann lebt er noch.

  • Diese Aussage ist gar nicht so einfach zu verstehen, denn tatsächlich ist es ja so, dass wir Christen immer im inneren Kampf zwischen unserem sündigen Fleisch und dem Leben im Geist stehen.
  • Und doch sollte bei Christen eine wirkliche Veränderung feststellbar sein. Das alte Leben – von vor unserer Bekehrung – kann so nicht weitergelebt werden.

Deswegen sollen Christen die Sünde – die zwar noch da ist – eben nicht mehr herrschen lassen (V.12).

  • Die Sünde will uns einreden, dass sie noch viel Macht über uns hat und wir ihr ausgeliefert sind. Aber das stimmt nicht. Wir Christen haben ein neues Leben, das wir mit und in Christus führen. Und Christus hat die Sünde überwunden.
  • Und so ruft Paulus uns Christen in diesen Versen dazu auf, den Kampf gegen die Sünde an- und aufzunehmen.
  • Erfahrene Gnade heißt eben nicht, dass wir uns darauf zurückziehen. Im Gegenteil. Als Begnadigte haben wir nun auch die Wiedergeburt erfahren und dürfen, können und sollen deshalb ein neues Leben leben!