2,11-16: „11 Als aber Kephas nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn es war Grund zur Klage gegen ihn. 12 Denn bevor einige von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus dem Judentum fürchtete. 13 Und mit ihm heuchelten auch die andern Juden, sodass selbst Barnabas verführt wurde, mit ihnen zu heucheln. 14 Als ich aber sah, dass sie nicht richtig handelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Kephas öffentlich vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, warum zwingst du dann die Heiden, jüdisch zu leben? 15 Wir sind von Geburt Juden und nicht Sünder aus den Heiden. 16 Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.

Ab Vers 11 kommt Paulus ganz direkt zur Sache. Nachdem er seine apostolische Autorität und Anerkennung durch die Säulen der Jerusalemer Gemeinde dargelegt hatte, zeigt er hier nun, wie er später in Antiochia selbst den Apostel Petrus hatte zurechtweisen müssen.

Petrus war einst dem Evangelium dadurch untreu geworden, dass er plötzlich in eine jüdische Gesetzlichkeit zurückgekehrt war und das ganz offensichtlich nicht aus theologischen Überzeugungen, sondern aus Menschenfurcht. Doch das Gesetz ist in Christus vollendet und die jüdischen Riten sind mit Christus zu einem Ende gekommen. Was uns als Christen vereint ist der Glaube, den wir allein aufgrund der Gnade Gottes empfangen haben.

  • Daran gilt es bedingungslos festzuhalten.
  • Aber auch wir sind natürlich immer mal wieder versucht, aus Menschenfurcht bestimmte theologische Wahrheiten nicht mehr mutig zu bekennen. Von daher sollten wir uns hier nicht zu schnell neben Paulus stellen, sondern erkennen, dass wir alle in der Gefahr stehen, wie Petrus zu handeln.

Gerade in Vers 16 finden sich einige wirklich sehr klare und sehr wichtige Aussagen, die uns helfen können, jeder Form von Gesetzlichkeit einen Riegel vorzuschieben. Wir werden gerecht allein durch den Glauben und durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht!

  • Mich macht das sehr dankbar, denn ich merke immer wieder, wie sehr mich das Gesetz überfordert, auch wenn ich mich noch so anstrenge, es zu halten!

2,1-10: „Danach, vierzehn Jahre später, zog ich abermals hinauf nach Jerusalem mit Barnabas und nahm auch Titus mit mir. 2 Ich zog aber hinauf aufgrund einer Offenbarung und besprach mich mit ihnen über das Evangelium, das ich predige unter den Heiden, besonders aber mit denen, die das Ansehen hatten, damit ich nicht etwa vergeblich liefe oder gelaufen wäre. 3 Aber selbst Titus, der bei mir war, ein Grieche, wurde nicht gezwungen, sich beschneiden zu lassen. 4 Denn es hatten sich einige falsche Brüder mit eingedrängt und neben eingeschlichen, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, und uns zu knechten. 5 Denen wichen wir auch nicht eine Stunde und unterwarfen uns ihnen nicht, damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch bestehen bliebe. 6 Von denen aber, die das Ansehen hatten – was sie früher gewesen sind, daran liegt mir nichts; denn Gott achtet das Ansehen der Menschen nicht –, mir haben die, die das Ansehen hatten, nichts weiter auferlegt. 7 Im Gegenteil, da sie sahen, dass mir anvertraut war das Evangelium an die Heiden so wie Petrus das Evangelium an die Juden 8 – denn der in Petrus wirksam gewesen ist zum Apostelamt unter den Juden, der ist auch in mir wirksam gewesen unter den Heiden –, 9 und da sie die Gnade erkannten, die mir gegeben war, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas die rechte Hand und wurden mit uns eins, dass wir unter den Heiden, sie aber unter den Juden predigen sollten, 10 nur dass wir an die Armen dächten, was ich mich auch eifrig bemüht habe zu tun.

Zu Beginn von Kapitel 2 beschreibt Paulus, wie er sich einst in Jerusalem mit den anderen Aposteln über das Evangelium besprochen hat. „Sein Evangelium“ wurde dabei als das wahre Evangelium anerkannt.

Im Nebensatz erklärt Paulus, dass damals auch anerkannt wurde, dass der griechische Christ Titus sich nicht hatte beschneiden lassen müsse. An dieser Stelle mag das wie ein eher nebensächliches Detail klingen. Für den Fortgang des Briefs ist es aber sehr wichtig, da wir so eben wissen können, dass die im AT Gesetz geforderte Beschneidung nun offenbar selbst von den Juden-Christen in Jerusalem nicht mehr als notwendig angesehen wurde, um ein guter Christ zu sein.

Paulus deutet auch schon an, dass es dort aber auch einige „falsche Brüder“ gab (Vers 4), die diese Freiheit nicht anerkannten und er betont, dass er diesen Evangeliumsfeinden auch dort schon nicht nachgegeben hat. Die Apostel hingegen hatten ihn anerkannt.

  • Das schreibt er sicher nicht nur, weil es so war, sondern weil uns das ein Vorbild sein sollte. Auch wir sollten der Gesetzlichkeit (genauso wie der Gesetzlosigkeit) keinen Raum geben.

Dann berichtet Paulus davon, wie die anderen Apostel seinen besonderen Verkündigungs-Auftrag gegenüber den Heiden anerkannten, während Petrus seinen Dienst unter den Juden verrichtete. Beide Dienste hatten den selben Auftraggeber und die gleiche innewohnende Kraft. (Vers 7-8)

  • Tatsächlich erlebe ich immer mal wieder Christen, denen ein Bereich ganz wichtig ist und die dann meinen, dass alle guten Christen sich in diesem Bereich besonders engagieren müssten – sei es Straßenevangelisation, Diakonie oder Einsatz für verfolgte Christen, etc.
  • Wenngleich es natürlich ein Problem ist, wenn Christen einen Bereich komplett engagieren, so sollten wir doch anerkennen, dass einzelne Christen und auch ganze Gemeinden unterschiedliche Schwerpunkte haben und das dann dankbar anerkennen. In der Hinsicht ist das, was Paulus hier schreibt sicher auch sehr vorbildlich. Die Apostel reichen sich die Hand und erkennen an, dass sie brüderlich zusammenarbeiten, auch wenn sie unterschiedliche Schwerpunkte und Berufungen haben.

1,11-24: „11 Denn ich tue euch kund, liebe Brüder, dass das Evangelium, das von mir gepredigt ist, nicht von menschlicher Art ist. 12 Denn ich habe es nicht von einem Menschen empfangen oder gelernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi. 13 Denn ihr habt ja gehört von meinem Leben früher im Judentum, wie ich über die Maßen die Gemeinde Gottes verfolgte und sie zu zerstören suchte 14 und übertraf im Judentum viele meiner Altersgenossen in meinem Volk weit und eiferte über die Maßen für die Satzungen der Väter. 15 Als es aber Gott wohlgefiel, der mich von meiner Mutter Leib an ausgesondert und durch seine Gnade berufen hat, 16 dass er seinen Sohn offenbarte in mir, damit ich ihn durchs Evangelium verkündigen sollte unter den Heiden, da besprach ich mich nicht erst mit Fleisch und Blut, 17 ging auch nicht hinauf nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog nach Arabien und kehrte wieder zurück nach Damaskus. 18 Danach, drei Jahre später, kam ich hinauf nach Jerusalem, um Kephas kennen zu lernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. 19 Von den andern Aposteln aber sah ich keinen außer Jakobus, des Herrn Bruder. 20 Was ich euch aber schreibe – siehe, Gott weiß, ich lüge nicht! 21 Danach kam ich in die Länder Syrien und Zilizien. 22 Ich war aber unbekannt von Angesicht den christlichen Gemeinden in Judäa. 23 Sie hatten nur gehört: Der uns früher verfolgte, der predigt jetzt den Glauben, den er früher zu zerstören suchte, 24 und priesen Gott über mir.

Nachdem Paulus die Galater gleich zu Beginn des Briefs dazu ermahnt hat, das wahre Evangelium zu bewahren und sie gerügt hatte, dass sie sich so leicht ablenken und täuschen lassen haben, erinnert er ab Vers 11 an seine Berufung und seine ihm von Gott verliehene Autorität.

  • Auch diese Verse sind sehr wichtig. Letztendlich wird hier ganz klar, dass wer den Apostel ignoriert letztendlich eben auch Gott ignoriert.
  • Die Apostel wurden durch Gottes Heiligen Geist an alles erinnert, was Jesus gelehrt hat und schrieben inspiriert durch IHN die Dinge auf, die wir wissen müssen.
  • Die ganze Bibel ist also das absolut autoritative Wort Gottes und auch wir tun gut daran, die Worte des Apostels als Gottes Worte zu lesen.

Dann folgen einige biographische Ausführungen des Apostels, die wir nicht ganz eindeutig den Berichten aus der Apostelgeschichte zuordnen können. Wahrscheinlich war es so, dass sein Besuch in Jerusalem nach seiner Bekehrung (Apg 9) tatsächlich erst 3 Jahre nach seiner Bekehrung stattgefunden hat, denn der zu Beginn von Kapitel 2 erwähnte 2. Besuch in Jerusalem fand dann erst 14 Jahre später statt und der klingt sehr nach dem Besuch aus Apostelgeschichte 11,30.

  • Aber die Chronologie ist eher nebensächlich. Warum es hier primär geht, ist die Quelle seiner Autorität (Gott), die eben auch von den anderen Aposteln anerkannt wurde.

1,6-10: „6 Mich wundert, dass ihr euch so bald abwenden lasst von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem andern Evangelium, 7 obwohl es doch kein andres gibt; nur dass einige da sind, die euch verwirren und wollen das Evangelium Christi verkehren. 8 Aber auch wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein Evangelium predigen würden, das anders ist, als wir es euch gepredigt haben, der sei verflucht. 9 Wie wir eben gesagt haben, so sage ich abermals: Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen habt, der sei verflucht. 10 Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen gefällig zu sein? Wenn ich noch Menschen gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht.

Nach dem Gruß zu Beginn des Briefs, folgen ermahnende Worte. Dabei fällt auf, dass Paulus nicht – wie sonst immer – für die Gemeinde betet, sondern sofort zur Sache kommt und die Galater aufs Schärfste ermahnt. Die Galater stehen ganz offensichtlich in der Gefahr, sich vom Evangelium der Gnade zu entfernen.

  • Diese Gefahr ist zu allen Zeiten real, denn es gibt einen Widersacher, der uns von der Gnade Gottes lösen will.
  • Da gilt es wachsam zu sein und sich immer wieder neu auf das Evangelium zu besinnen!

Paulus betont dabei, dass es unerheblich ist, wer neue und falsche Lehren verbreitet. Das mag dein Lieblingsprediger sein oder jemand mit ganz viel Renommee oder sogar ein Engel. Alles entscheidend ist, ob das wahre Evangelium gepredigt wird. Für jeden, der das Evangelium verdreht, hat Paulus sehr harte und direkte Worte parat: „der sei verflucht“.

  • Das sind harte und schwerwiegende Worte, vor allem wenn wir bedenken, wer heutzutage alles falsche Evangelien lehrt.

Aber es geht eben nicht darum, es einfach den Menschen recht zu machen. Wichtig ist, dass wir Gott treu sind und er so Gefallen an uns findet. Denn letztendlich sollten wir alle das sein, was Paulus in Vers 10 für sich in Anspruch nimmt: wir sollten Knechte des Herrn Jesus Christus sein, die treu das Evangelium verkünden.

1,1-5: „Paulus, ein Apostel nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn auferweckt hat von den Toten, 2 und alle Brüder, die bei mir sind, an die Gemeinden in Galatien: 3 Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus, 4 der sich selbst für unsre Sünden dahingegeben hat, dass er uns errette von dieser gegenwärtigen, bösen Welt nach dem Willen Gottes, unseres Vaters; 5 dem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. “

Zu Beginn des Galaterbriefs erklärt Paulus wo seine Berufung herkommt. Er weiß sich von Jesus Christus und Gott dem Vater berufen. Dabei gebraucht er eine erstmal etwas kompliziert klingende Aussage, wenn er schreibt: „nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen.“ Damit meint er wohl, dass er weder von einem Menschen gesandt wurde (ein Apostel ist ein Gesandter), noch, dass er als Botschafter eines Menschen unterwegs ist. Gott ist also sowohl derjenige, dessen Botschaft er bringt und er ist auch derjenige, der ihn gesandt hat. Das mögen Prediger / Evangelisten / Missionare heute auch für sich in Anspruch nehmen und doch sind sie in der Regel von Menschen berufen und ausgesandt, um dann die göttliche Botschaft zu verkünden. Paulus betont hier also seine besondere Autorität. Das tut er so nicht immer am Anfang seiner Briefe. Oft beschreibt er sich eher demütig als ein Knecht Christi. Aber in diesem Brief schreibt er bewusst mit viel Nachdruck, denn in den Gemeinden in Galatien gibt es wesentliche Irrlehren zu korrigieren.

  • Wenngleich heute kein Prediger die gleiche apostolische Autorität hat, ist es doch auch heute für Prediger wichtig zu erkennen, wann eine eher demütige Ansprache angesagt ist, und wann es einen eher autoritativen Ton braucht.

 

Paulus sagt dann ab Vers 3 in Verbindung mit seinem Standardgruß „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus“ Worte, in denen das Evangelium der freien, unverdienten Gnade angedeutet werden: „dem Herrn Jesus Christus, 4 der sich selbst für unsre Sünden dahingegeben hat, dass er uns errette von dieser gegenwärtigen, bösen Welt nach dem Willen Gottes, unseres Vaters; 5 dem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen

Damit setzt er den Ton und das Thema dieses Briefs, denn im Fortgang wird er gegen jede Form von Werkegerechtigkeit angehen.

Vers 4 zeigt, dass unsere Rettung nach dem Willen Gottes geschah. Nun gibt es Theologen, die meinen, dass damit der allgemeine Wille Gottes gemeint ist, nachdem Gott nicht will, dass wir sündigen und nicht will, dass irgendein Mensch verloren geht. Aber der Kontext macht doch recht deutlich, dass es hier um mehr als nur einen allgemeinen Willen geht, den Gott nicht durchsetzt, sondern nur äußert.

Hier geht es um Gottes gebieterischen Willen, den er durchsetzt. Das ist schon dadurch klar, dass hier eben auch Gott der handelnde Akteur ist, über den es heißt, „dass er uns errette“!

Von daher gebührt Gott alle Ehre für unsere Errettung und unsere Werke – ob Beschneidung, Taufe, andere Rituale oder selbst ein Gebet – sind nicht das, was etwas zu unserer Rettung beitragen. Sie können bestenfalls die logische Konsequenz von Gottes Rettungshandeln sein!

  • Ich hoffe, dass uns die Erkenntnis, dass unsere Rettung allein Gottes Werk ist, dankbar macht und ins dazu motiviert, für IHN zu leben.

Ab heute werden ich durch den Galaterbrief bloggen. Ich hoffe, dass die Gedanken Anregungen sind, für euer eigenes Bibelstudium. Meine Einträge sind kein Bibelkommentar, sondern sollen einfach nur kleine Impulse und Anregungen sein, die hoffentlich dabei helfen, die Bibel noch besser zu verstehen.

Das ist zumindest meine Hoffnung und mein Gebet. Soli Deo Gloria!

16,21-27: „21 Es grüßen euch Timotheus, mein Mitarbeiter, und Luzius, Jason und Sosipater, meine Stammverwandten. 22 Ich, Tertius, der ich diesen Brief geschrieben habe, grüße euch in dem Herrn. 23 Es grüßt euch Gajus, mein und der ganzen Gemeinde Gastgeber. Es grüßt euch Erastus, der Stadtkämmerer, und Quartus, der Bruder.
25 Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, durch die das Geheimnis offenbart ist, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, 26 nun aber offenbart und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden: 27 dem Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit! Amen.

Nach den Grüßen AN verschiedene Leute in der Gemeinde in Rom am Anfang des Kapitels folgen hier nun noch einige Grüße VON Mitarbeitern des Apostels Paulus an die Römer Gemeinde. Einige der Namen kennen wir aus anderen Briefen, wobei nicht ganz klar ist, ob es sich bei Jason um den in Gastgeber von Paulus aus Thessalonich handelt (Apg 17,5-9) und ob Gajus, der gleiche ist, der auch in 1 Kor 1,14 erwähnt wird. Tertius ist offensichtlich der „Sekretär“, der den Brief für Paulus niedergeschrieben hat und der in Vers 22 nun kurz einen persönlichen Gruß einfließen lassen darf. Was wir hier wiederum sehen ist, dass Christen über Gemeindegrenzen hinweg Anteil aneinander nehmen. Das ist sicher ein gutes Vorbild. Aus ähnlicher Motivation beten wir jeden Sonntagabend im Gemeinschafts-Gottesdienst für mindestens eine andere Gemeinde.

In den letzten Versen sehen wir dann viele Gedanken und Formulierungen, die schon ganz am Anfang des Briefs standen.

  • Paulus hat nun das gepredigt, was es braucht, damit der Gehorsam des Glaubens aufgerichtet wird.
  • Möge uns die Lehre dieses großartigen Briefs immer wieder neu dazu ermutigen, allein auf Gott zu vertrauen und dann im Glauben ihm im dankbaren Gehorsam zu dienen!

16,17-20: „17 Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, dass ihr euch in Acht nehmt vor denen, die Zwietracht und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und euch von ihnen abwendet. 18 Denn solche dienen nicht unserm Herrn Christus, sondern ihrem Bauch; und durch süße Worte und prächtige Reden verführen sie die Herzen der Arglosen. 19 Denn euer Gehorsam ist bei allen bekannt geworden. Deshalb freue ich mich über euch; ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber geschieden vom Bösen. 20 Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter eure Füße treten in Kürze. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch!

Ab Vers 17 kommt dann nochmal eine Ermahnung – fast so, als sei Paulus plötzlich noch etwas Wichtiges eingefallen, das er als P.S. nachliefert. Hier wird vor Ketzern gewarnt, von denen man sich abwenden soll. Paulus lehrt hier, dass Christen sich gar nicht erst auf die zerstörerischen Argumente der Irrlehrer und Spalter einlassen sollten, denn damit ist bei Ungläubigen ohnehin nichts zu gewinnen. Ungläubige brauchen letztendlich keine neuen Argumente zu den Streitfragen, die sie aufwerfen, sie brauchen das Evangelium. Apologetik hat seinen Wert, wenn sie auf neutrale Ohren trifft. Aber letztendlich brauchen Menschen das Evangelium und daran werden sich die Geister am klarsten scheiden.

Vers 19 ist dann nochmal eine Ermutigung für die Römer – Paulus betont, dass der Gehorsam der Römer so bekannt ist, dass man überall darüber spricht. Ganz ähnlich hatte er ja auch schon am Briefanfang in Kap. 1, Vers 8 geschrieben, dass man über den Glauben der Römer überall spricht.

  • Möge das auch wahr sein und immer mehr wahr werden für unsere Gemeinde, so dass man unter Christen bei der FEG MM immer an eine Gemeinde denkt, in der großer Glaube und treuer Gehorsam zu finden ist.

Paulus verbindet den Zuspruch mit einem Aufruf dazu, dass die Römer weise sein sollen und sich vom Bösen abwenden und stattdessen dem Guten viel Raum geben sollen.

In Vers 20 folgt eine heilsgeschichtlich wichtige Aussage: „Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter eure Füße treten in Kürze.“

  • Das erinnert an die Verheißung aus 1. Mose 3,15 … Jesus ist der verheißene Schlangenzertreter.

Durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung hat Jesus den Satan in gewisser Weise bereits besiegt. Aber noch hat der Satan einen gewissen Spielraum. Doch wenn Jesus wiederkommt, wird er ein für alle Mal besiegt und gerichtet sein.

  • Möge dieser Tag bald kommen!

16,1-16: „Ich befehle euch unsere Schwester Phöbe an, die im Dienst der Gemeinde von Kenchreä ist, 2 dass ihr sie aufnehmt in dem Herrn, wie sich’s ziemt für die Heiligen, und ihr beisteht in jeder Sache, in der sie euch braucht; denn auch sie hat vielen beigestanden, auch mir selbst. 3 Grüßt die Priska und den Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, 4 die für mein Leben ihren Hals hingehalten haben, denen nicht allein ich danke, sondern alle Gemeinden unter den Heiden. 5 Grüßt auch die Gemeinde in ihrem Hause. Grüßt Epänetus, meinen Lieben, der aus der Provinz Asien der Erstling für Christus ist. 6 Grüßt Maria, die viel Mühe und Arbeit um euch gehabt hat. 7 Grüßt Andronikus und Junias, meine Stammverwandten und Mitgefangenen, die berühmt sind unter den Aposteln und schon vor mir in Christus gewesen sind. 8 Grüßt Ampliatus, meinen Lieben in dem Herrn. 9 Grüßt Urbanus, unsern Mitarbeiter in Christus, und Stachys, meinen Lieben. 10 Grüßt Apelles, den Bewährten in Christus. Grüßt die aus dem Haus des Aristobul. 11 Grüßt Herodion, meinen Stammverwandten. Grüßt die aus dem Haus des Narzissus, die in dem Herrn sind. 12 Grüßt die Tryphäna und die Tryphosa, die in dem Herrn arbeiten. Grüßt die Persis, meine Liebe, die sich viel gemüht hat im Dienst des Herrn. 13 Grüßt Rufus, den Auserwählten in dem Herrn, und seine Mutter, die auch mir eine Mutter geworden ist. 14 Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder bei ihnen. 15 Grüßt Philologus und Julia, Nereus und seine Schwester und Olympas und alle Heiligen bei ihnen. 16 Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Gemeinden Christi.“

In den ersten 2 Versen lesen wir, dass die Römer nicht nur Paulus aufnehmen sollen, wenn er dann zu ihnen kommt, sondern vorher auch schon Phöbe. Sie ist eine treue Dienerin in der Gemeinde in Kenchreä. Paulus erklärt nicht, warum sie nach Rom reisen wird. Es kann sein, dass sie die Überbringerin des Briefs war. Auch hier sehen wir auf jeden Fall wieder, wie Christen füreinander da sein sollen.

  • Das darf uns motivieren, ebenfalls Gastfreundschaft zu üben und für andere Christen da zu sein, die unsere Unterstützung brauchen.

Dann folgt eine lange Auflistung von Grüßen. Paulus hatte offenbar in der ihm eigentlich fremden Gemeinde in Rom viele Bekannte und viele derer, die nun bei ihm waren, waren vormals in Rom oder zumindest in der Gemeinde bekannt. Hier klingt ganz viel Geschwisterliebe und Dankbarkeit für die Geschwister durch.

Manchmal wird aus einzelnen Grüßen abgeleitet, dass Paulus den Dienst von Frauen als Ältesten befürwortet bzw, dass hier einfach deutlich wird, dass es das damals gab und dies kein Problem war. Genauer betrachtet kann man hier aber wohl bestenfalls erkennen, dass die Gemeinde in Kenchreä mit Phöbe eine Diakonin hatte.

Ob Junias in Vers 7 männlich oder weiblich ist, spielt hingegen keine große Rolle, da sie/er hier einfach nur als jemand erwähnt wird, der/die den Aposteln bekannt ist … das macht ihn/sie aber sicher nicht zu einer Apostel/in. Von daher sind diese Argumente ziemlich offensichtlich an den Haaren herbeigezogen. Aus einer Grußliste ein theologisches Argument entwickeln zu wollen, mit dem klare Aussagen wie 1. Tim 2,12 negiert werden sollen, erscheint dann doch sehr abenteuerlich.

Was wir hier vielmehr sehen ist, wie heterogen die christlichen Freunde des Apostels waren, die zugleich die Gemeinde in Rom kannten. Hier tauchen Namen aus unterschiedlichen Sprachen auf und die Namen offenbaren auch sehr unterschiedliche Gesellschaftsschichten.

  • So sollte Gemeinde sein. Was die Menschen verbindet ist eben nicht ihre Herkunft oder ihr gesellschaftlicher Stand, sondern Jesus Christus.
  • Und gerade deswegen sollten wir einander als Geschwister annehmen.

15,14-33: „14 Ich weiß aber selbst sehr wohl von euch, liebe Brüder, dass auch ihr selber voll Güte seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, sodass ihr euch untereinander ermahnen könnt. 15 Ich habe es aber dennoch gewagt und euch manches geschrieben, um euch zu erinnern kraft der Gnade, die mir von Gott gegeben ist, 16 damit ich ein Diener Christi Jesu unter den Heiden sei, um das Evangelium Gottes priesterlich auszurichten, damit die Heiden ein Opfer werden, das Gott wohlgefällig ist, geheiligt durch den Heiligen Geist. 17 Darum kann ich mich rühmen in Christus Jesus vor Gott. 18 Denn ich werde nicht wagen, von etwas zu reden, das nicht Christus durch mich gewirkt hat, um die Heiden zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Werk, 19 in der Kraft von Zeichen und Wundern und in der Kraft des Geistes Gottes. So habe ich von Jerusalem aus ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium von Christus voll ausgerichtet. 20 Dabei habe ich meine Ehre dareingesetzt, das Evangelium zu predigen, wo Christi Name noch nicht bekannt war, damit ich nicht auf einen fremden Grund baute, 21 sondern ich habe getan, wie geschrieben steht (Jesaja 52,15): »Denen nichts von ihm verkündigt worden ist, die sollen sehen, und die nichts gehört haben, sollen verstehen.« 22 Das ist auch der Grund, warum ich so viele Male daran gehindert worden bin, zu euch zu kommen. 23 Nun aber habe ich keine Aufgabe mehr in diesen Ländern, habe aber seit vielen Jahren das Verlangen, zu euch zu kommen, 24 wenn ich nach Spanien reisen werde. Denn ich hoffe, dass ich bei euch durchreisen und euch sehen kann und von euch dorthin weitergeleitet werde, doch so, dass ich mich zuvor ein wenig an euch erquicke. 25 Jetzt aber fahre ich hin nach Jerusalem, um den Heiligen zu dienen. 26 Denn die in Mazedonien und Achaja haben willig eine gemeinsame Gabe zusammengelegt für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem. 27 Sie haben’s willig getan und sind auch ihre Schuldner. Denn wenn die Heiden an ihren geistlichen Gütern Anteil bekommen haben, ist es recht und billig, dass sie ihnen auch mit leiblichen Gütern Dienst erweisen. 28 Wenn ich das nun ausgerichtet und ihnen diesen Ertrag zuverlässig übergeben habe, will ich von euch aus nach Spanien ziehen. 29 Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, dass ich mit dem vollen Segen Christi kommen werde. 30 Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch unsern Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, dass ihr mir kämpfen helft durch eure Gebete für mich zu Gott, 31 damit ich errettet werde von den Ungläubigen in Judäa und mein Dienst, den ich für Jerusalem tue, den Heiligen willkommen sei, 32 damit ich mit Freuden zu euch komme nach Gottes Willen und mich mit euch erquicke. 33 Der Gott des Friedens aber sei mit euch allen! Amen.

Paulus spricht den Römern zu, dass er davon ausgeht, dass sie schon tun, wozu er sie aufruft. Mancher Aufruf ist eben nicht darin begründet, dass andere etwas noch gar nicht tun, sondern er soll einfach das Gute und Richtige betonen und bestärken. So ist das ja auch heute noch mit vielen Predigten.

Von daher sollten auch wir uns nie scheuen das zu tun, was Paulus tut, und einander an das erinnern, was Gott gefällt. So können auch wir unserem Herrn dienen. Aber natürlich schreibt Paulus hier auch sehr spezifisch über sich selbst als ein Apostel und da sollten wir uns nicht zu sehr identifizieren 😊. Paulus beschreibt hier seine besondere Berufung, dass Evangelium an Orten zu predigen, wo es bisher noch nicht gepredigt wurde.

Das veranlasst Paulus dann schließlich auch dazu, eine Verteidigung seines Dienstes zu geben. Er schließt das Kapitel dann mit der Nennung seiner Reisepläne ab. Auch das können wir natürlich nicht auf uns beziehen. Aber wir dürfen uns durch das herausfordern lassen, was er den Römern schreibt. Ich kann mir vorstellen, wie sie ganz froh wurden, als sie lasen: „23 Nun aber habe ich keine Aufgabe mehr in diesen Ländern, habe aber seit vielen Jahren das Verlangen, zu euch zu kommen,“ … doch dann mussten sie lesen: „24 wenn ich nach Spanien reisen werde. Denn ich hoffe, dass ich bei euch durchreisen und euch sehen kann und von euch dorthin weitergeleitet werde, doch so, dass ich mich zuvor ein wenig an euch erquicke.“ Rom ist also eine Durchgangsstation und die Römer sollen ihn weiterleiten, erquicken, für ihn beten und ihn versorgen.

Das darf uns herausfordern zu fragen, ob wir uns auch so in den Dienst des Evangeliums stellen, dass wir weniger darauf bedacht sind, was wir empfangen, sondern was wir geben können, damit das Evangelium weitergeht.

Kapitel 15 endet dann mit Worten, die so klingen, als würde der Brief nun enden … und dann kommt noch Kapitel 16 als ein P.S. 😊