15,1-13: „1 Wir aber, die wir stark sind, sollen das Unvermögen der Schwachen tragen und nicht Gefallen an uns selber haben. 2 Jeder von uns lebe so, dass er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Erbauung. 3 Denn auch Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen, sondern wie geschrieben steht (Psalm 69,10): »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.« 4 Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben. 5 Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß, 6 damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. 7 Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. 8 Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Juden geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind; 9 die Heiden aber sollen Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht (Psalm 18,50): »Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.« 10 Und wiederum heißt es (5.Mose 32,43): »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!« 11 Und wiederum (Psalm 117,1): »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preist ihn, alle Völker!« 12 Und wiederum spricht Jesaja (Jesaja 11,10): »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.« 13 Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.

Die ersten 13 Verse in Kapitel 15 setzen die Argumentation aus Kapitel 14 fort. Es geht hier weiterhin darum, wie Christen gerade auch bei unterschiedlichen Überzeugungen miteinander leben sollen.

  • Die Herausforderung dieser Verse sollten wir immer mal wieder im Blick haben.
  • Das ist gut für uns individuell und gemeinsam als Gemeinde und es stärkt unser Zeugnis nach außen.

Sehr wichtig für unser Verständnis des Alten Testaments ist vor allem Vers 4: „Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.“

  • Das AT ist uns zur Lehre geschrieben und soll uns Geduld, Trost und Hoffnung geben. Ganz ähnlich schreibt es Paulus in 1. Korinther 10,6 & 11. Wir tun deshalb sehr gut daran, dass AT zu lesen und zu verstehen, dass es gerade auch ganz direkt für uns geschrieben wurde.

Das mag im ersten Moment so klingen, als wäre das ein komplett anderer Gedanke. Aber tatsächlich ist der Fokus eben die Hoffnung auf die Ewigkeit. Und im Blick auf die Ewigkeit sollten wir eben auch so miteinander leben, dass wir einander ermutigen auf dem Weg dorthin. Deswegen ist jede Form von Streit oder Abgrenzung unter Christen nicht gut, sondern hinderlich.

Ab Vers 8 wird dann sehr deutlich, dass Paulus hier wohl vor allem das Miteinander von Juden und Heiden im Blick hat. Das ist für uns auf den ersten Blick nicht relevant. Aber natürlich gibt es auch heute Gruppen, die in der Gesellschaft nichts miteinander zu tun haben wollen. Solche Trennungen gibt es entlang nationaler, ethnischer, aber auch entlang sozio-ökonomischer Gruppen, etc.

Doch solche Trennungen sollte es in der Gemeinde nicht geben. Denn unsere primäre Identität ist in Christus und das sollte uns viel mehr verbinden, als dass uns irgendetwas sonst trennen kann.

Um das zu betonen, greift Paulus hier nochmals das AT auf und zeigt, dass eben auch schon das AT verdeutlicht, dass auch Heiden zusammen mit den Juden ihre Hoffnung und Freude im Herrn finden werden.

  • Das wünsche ich auch uns. Dass wir unsere Hoffnung und Freude im Herrn haben und einander daran immer wieder erinnern und uns dazu anspornen.

Römer 14,13-23: „Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite. 14 Ich weiß und bin gewiss in dem Herrn Jesus, dass nichts unrein ist an sich selbst; nur für den, der es für unrein hält, ist es unrein. 15 Wenn aber dein Bruder wegen deiner Speise betrübt wird, so handelst du nicht mehr nach der Liebe. Bringe nicht durch deine Speise den ins Verderben, für den Christus gestorben ist. 16 Es soll doch nicht verlästert werden, was ihr Gutes habt. 17 Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist. 18 Wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und bei den Menschen geachtet. 19 Darum lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander. 20 Zerstöre nicht um der Speise willen Gottes Werk. Es ist zwar alles rein; aber es ist nicht gut für den, der es mit schlechtem Gewissen isst. 21 Es ist besser, du isst kein Fleisch und trinkst keinen Wein und tust nichts, woran sich dein Bruder stößt. 22 Den Glauben, den du hast, behalte bei dir selbst vor Gott. Selig ist, der sich selbst nicht zu verurteilen braucht, wenn er sich prüft. 23 Wer aber dabei zweifelt und dennoch isst, der ist gerichtet, denn es kommt nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde.

Ab Vers 13 wendet Paulus nun die Lehre davon, dass wir im Hinblick auf sogenannte Adiaphora alle nach unserem Gewissen vor Gott handeln sollen, auf diejenigen an, die versucht sind, diejenigen zu richten, die andere Überzeugungen haben, als man sie selber hat.

Wir sollten dabei jeweils sehr demütig und verständnisvoll mit denen umgehen, die andere Überzeugungen haben. Paulus macht dabei klar, was seine eigene Überzeugung im Hinblick auf Speisevorschriften ist. Das oberste Gebot ist bei diesen Fragen immer die Frage danach, wie ich meine Geschwister lieben und ihnen geistlich Gutes tun kann.

  • Letztendlich dürfen (und sollen) wir einander zwar dabei helfen, die Bibel immer besser zu verstehen, aber es kann nie darum gehen, Geschwister durch unser Verhalten in Gewissenskonflikte zu bringen.
  • Da ist Rücksicht gefragt. Denn der Friede in der Gemeinde und der Friede im Herzen einzelner Gläubigen ist ein hohes Gut!
  • Und tatsächlich ist es eine Sünde, wenn wir etwas tun – das wir zwar grundsätzlich tun dürften – aber von dem wir denken, dass es eine Sünde ist. Denn dann handeln wir gegen das, was wir meinen von Gott verstanden zu haben. Und das ist immer eine Sünde!
  • Wenn wir das verstehen, werden wir noch vorsichtiger sein, andere dazu aufzufordern, entsprechend unserer Überzeugung zu handeln … wenn sie selber diese Überzeugung noch nicht übernommen haben.
  • Ich habe das zum Beispiel mehrfach im Hinblick auf die Frage danach, ob Frauen im GoDi (beim Gebet) ein Kopftuch tragen sollen erlebt. Während ich davon überzeugt bin, dass das nicht biblisch notwendig ist, habe ich immer mal wieder von Frauen gehört, die sich da nicht sicher sind. Denen kann ich nur empfehlen, das zu tun, was sie meinen von Gott zu verstehen … auch wenn es kaum jemand sonst macht und ich es für nicht notwendig halte. Nur wenn sie tatsächlich auch zu der Überzeugung kommen, dass das nicht notwendig ist, sollten sie das Kopftuch ablegen.

14,1-12: „1 Den Schwachen im Glauben nehmt an und streitet nicht über Meinungen. 2 Der eine glaubt, er dürfe alles essen; wer aber schwach ist, der isst kein Fleisch. 3 Wer isst, der verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, der richte den nicht, der isst; denn Gott hat ihn angenommen. 4 Wer bist du, dass du einen fremden Knecht richtest? Er steht oder fällt seinem Herrn. Er wird aber stehen bleiben; denn der Herr kann ihn aufrecht halten. 5 Der eine hält einen Tag für höher als den andern; der andere aber hält alle Tage für gleich. Ein jeder sei in seiner Meinung gewiss. 6 Wer auf den Tag achtet, der tut’s im Blick auf den Herrn; wer isst, der isst im Blick auf den Herrn, denn er dankt Gott; und wer nicht isst, der isst im Blick auf den Herrn nicht und dankt Gott auch. 7 Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. 8 Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. 9 Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei. 10 Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. 11 Denn es steht geschrieben (Jesaja 45,23): »So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen.« 12 So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.

In Kapitel 14 geht es darum, wie man mit Erkenntnisunterschieden in zweitrangigen Fragen umgehen sollte. Manche Gläubige haben eine enge Gewissensbindung an Gesetze, die gar nicht zwingend biblisch sind (bzw durch Christus stellvertretend erfüllt und abgeschlossenen wurden – hier v.a. Aspekte des zeremoniellen Gesetzes).

In den ersten Versen geht es um das Essen von (Götzenopfer-)Fleisch und dann ab Vers 5 geht es um das Halten bestimmter (Feier-)Tage. Paulus betont dabei, dass sich jeder Mensch mit dem, was er tut und lässt vor Gott verantworten muss. Wenn jemand bei einer solchen Frage mit dem Blick auf den Herrn handelt, dann sollten wir es dabei belassen.

Wichtig ist dabei, dass wir verstehen, dass es hier um Fragen geht, die die Schrift nicht klar regelt. Manchmal wird versucht dies auch auf Fragen anzuwenden, bei denen die biblischen Gebote ganz klar sind. Letztendlich klappt das dann aber ohnehin nicht, denn wenn jemand da gegen Gottes Gebot handelt, dann tut er das in der Regel eben nicht mit „Blick auf den Herrn“.

Das sollte unser Tun und Lassen prägen – der Blick auf den Herrn, im Streben danach, Ihm zu gefallen. Und wenn wir Geschwister sehen, die so handeln, dann sollten wir ihnen nicht Vorschriften machen oder so richten. Das ist Gottes Aufgabe.

Von daher wünsche ich uns, dass wir mit Blick auf den Herrn leben und danach fragen, was IHM gefällt. Dann werden wir auch keine Freiheiten mißbrauchen.

13,11-14: „Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. 12 Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. 13 Lasst uns ehrbar leben wie am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Eifersucht; 14 sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und sorgt für den Leib nicht so, dass ihr den Begierden verfallt.“

Ganz am Schluss des Kapitels kommt dann eine wichtige Begründung für das, wozu Paulus zuvor aufruft. In Anbetracht des kommenden Gerichts Gottes sollen wir in dieser Welt ehrbar leben und wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott eben auch alles Böse richten wird.

Diesen Aufruf müssen wir immer wieder hören. Denn tatsächlich verlieren wir das Kommen des Herrn sehr leicht aus dem Blick.

Und Versuchungen durch das Fleisch, die Welt und den Teufel sind ständig da. Deshalb ist das sicher auch ein guter Abschnitt, denn man sich in einer Jüngerschaftsbeziehung oder im Hauskreis immer wieder zusprechen kann.

  • Wir brauchen diese Form der Erinnerung und des Aufrufs zu einem Gott-gefälligen Leben eben immer und immer wieder!

Ich will jetzt gar nicht viel hinzufügen, sondern möchte und ermutigen, diese leicht zu verstehenden Verse einfach nochmal zu lesen und auch entsprechend für uns selbst zu beten … ggf ein Sündenbekenntnisgebet und ein Gebet dafür, dass der Herr uns hilft, immer mehr so zu leben.

13,8-10: „8 Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. 9 Denn was da gesagt ist (2.Mose 20,13-17): »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst (3.Mose 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« 10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.

Paulus greift hier die Lehre Jesu auf, dass die Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen das höchste Gebot und wirklich die Erfüllung des Gesetzes ist. In Kapitel 5 hatten wir schon gelesen, dass Gott uns zuerst geliebt und durch seinen Geist seine Liebe in uns ausgegossen hat. Und so sind wir nun als Christen – in Anbetracht der erfahrenen Barmherzigkeit & Gnade Gottes in der Lage, unsere Mitmenschen zu lieben. Der Versuch, das Gesetz zu halten – ohne Liebe – ist letztendlich zum Scheitern verurteilt. Aber wenn wir Gottes Liebe in uns tragen, werden wir tun, was Gott sagt und was gut für unsere Mitmenschen ist.

  • Diese Verse klingen sehr schön … sind aber extrem herausfordernd.
  • Ich bete für mich und für uns alle, dass wir in dieser Liebe weiter wachsen.

13,1-7: „​Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet. 2 Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt der Anordnung Gottes; die ihr aber widerstreben, ziehen sich selbst das Urteil zu. 3 Denn vor denen, die Gewalt haben, muss man sich nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes; so wirst du Lob von ihr erhalten. 4 Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: Sie ist Gottes Dienerin und vollzieht das Strafgericht an dem, der Böses tut. 5 Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. 6 Deshalb zahlt ihr ja auch Steuer; denn sie sind Gottes Diener, auf diesen Dienst beständig bedacht. 7 So gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.

In Kapitel 13 setzt Paulus seine Ausführungen dazu fort, wie Christen in Anbetracht der erfahrenen Barmherzigkeit Gottes leben sollten. Dabei erwähnt er zu Beginn des Kapitels, dass wir die Obrigkeiten achten sollten, die Gott über uns gesetzt hat. Das ist nicht nur ein Zeugnis ihnen gegenüber, sondern auch gut für uns, und es offenbart unseren Glauben an den souveränen Gott, der über allen Obrigkeiten steht und der unsere Umstände voll und ganz im Griff hat.

  • Das ist natürlich leicht gesagt, wenn man eine relative humane Regierung hat. Wenn die Regierung hingegen einfach nur Böse ist (Hitler-Dtld, Nordkorea, etc), dann wird es schwierig. Dann ist echtes Gottvertrauen gefragt!
  • Und natürlich ist Unterordnung selbst bei relativ humanen Regierungen immer eine Herausforderung, da wir immer noch mit unserer rebellischen Sündennatur zu tun haben.

Als Christen sind wir dazu aufgerufen, Gott in allem zu vertrauen und IHN über alles zu lieben. Das setzt uns dann auch frei, uns auch unter „schlechte“ Regierungen zu stellen und so sowohl unsere Brüder, unsere Nächsten und selbst unsere Feinde zu lieben.

  • Was hier nicht konkret angesprochen wird, sind die Grenzen des Gehorsams. Hier geht es um das allgemeine Prinzip und ich denke, dass Gott eben genau weiß, dass wir hier schnell dabei sein können, Schlupflöcher zu suchen, um Ungehorsam und Rebellion zu rechtfertigen.
  • Es ist sicher auch gut zu bedenken, dass Paulus das an die Gemeinde in Rom schreibt – einer Stadt, die damals sicher nicht gerade eine ganz tolle Regierung hatte.
  • Andererseits lehrt die Bibel an anderer Stelle, dass der Gehorsam gegenüber weltlicher Obrigkeit immer da eine Grenze hat, wo dies mit dem Gehorsam gegenüber Gottes klaren Geboten im Konflikt steht (Apg 5,29: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. (siehe auch Apg 4,19))

Auf jeden Fall sollten uns diese Verse dazu herausfordern, Autoritäten mehr zu achten und sich ihnen unterzuordnen. Sie werden hier gleich dreimal als „Diener Gottes“ bezeichnet (V.4 & V6). Und der Auftrag zur Unterordnung wird auch wiederholt und mehrfach begründet.

  • Eine Sache, die mir zuletzt nochmal sehr bewusst wurde, ist, dass wir manchmal bei der Regierung einen Standard ansetzen, den wir selber nicht erfüllen. Wir meinen über sie klagen und ihr ggf auch ungehorsam sein können, weil sie nicht komplett gerecht ist. Dabei trifft das ja auch auf uns alle zu. Wir alle brauchen Gnade. Von daher ist es sicher auch gut und richtig, gegenüber denen, die von Gott in Positionen von Autorität gesetzt wurden, gnädig zu sein .,. und ihnen zu gehorchen, wenn sie uns nicht direkt zum Sündigen aufrufen.

12,9-21: „9 Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. 10 Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. 11 Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. 12 Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. 13 Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft. 14 Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht. 15 Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. 16 Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen. Haltet euch nicht selbst für klug. 17 Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. 18 Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. 19 Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« 20 Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« (Sprüche 25,21-22). 21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Ab Römer 12,9 beschreibt Paulus, wie unser Verhalten gegenüber anderen Menschen aussehen soll. Dabei scheint Paulus in den Versen 9-13 das Verhalten gegenüber Glaubensgeschwistern im Blick zu haben. Wahrscheinlich trifft das auch auf die Verse 15-16 zu.

  • Ich finde solche Listen immer wieder sehr hilfreich, um mein eignes Leben zu reflektieren.
  • Solche Worte sind herausfordernd, und zeigen mir lauter „Wachstumsbereiche“.
  • Gleichzeitig sollten wir dabei natürlich immer die Kapitel 1-11 im Blick haben, die uns vor einem falschen Werkegerechtigkeit bzw Selbstverurteilung schützen.
    Wir leben aus der Gnade und so ist der Aufruf zur Heiligung immer gegründet in dem Wissen um Gottes bedingungslose Liebe für uns. Wenn ich mir klarmache, wie sehr Gott mich liebt, bin ich schneller und fröhlicher dazu bereit, mich auch stärker darum zu bemühen, andere Menschen so zu lieben, wie Paulus das hier von uns fordert.

In den Versen 14und ab Vers 17 kommen aber wohl Menschen von außerhalb der Gemeinde in den Blick. Auch hier sollen wir Christen vorbildlich leben und unser Vertrauen auf Gott auch dadurch bezeugen, dass wir es IHM überlassen, Unrecht zu richten.

  • Und so ist dann unser Leben sowohl in der Gemeinde, wie auch in der Welt jeweils Ausdruck unseres Gottesdienstes und dabei auch konkret unseres Zeugendienstes.
  • Durch unsere Liebe untereinander in der Gemeinde bezeugen wir Jesus Christus als unseren Herrn (Joh 13,34f).
  • Und durch unser Verhalten in der Welt bezeugen wir unseren Glauben an den Gott, der alles sieht und alles gerecht richten wird!

Und so wünsche ich uns allen, dass unsere Leben immer mehr so aussehen, wie das, was Paulus hier beschreibt!

12,3-8: „3 Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich’s gebührt zu halten, sondern dass er maßvoll von sich halte, ein jeder, wie Gott das Maß des Glaubens ausgeteilt hat. 4 Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, 5 so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied, 6 und haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. Ist jemand prophetische Rede gegeben, so übe er sie dem Glauben gemäß. 7 Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er. Ist jemand Lehre gegeben, so lehre er. 8 Ist jemand Ermahnung gegeben, so ermahne er. Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn. Steht jemand der Gemeinde vor, so sei er sorgfältig. Übt jemand Barmherzigkeit, so tue er’s gern.“

In den Versen 3-8 beginnt die Erklärung, wie ein Leben als ein Gott hingegebenes lebendiges Opfer aussehen soll. Dabei geht Paulus hier nun darauf ein, wie Christen, die ihnen von Gott gegebenen Gnadengaben zum Wohl der Gemeinde einsetzen sollen.

Dabei ist grundlegend, dass wir uns nicht mit unseren Gaben brüsten und sie so missbrauchen. Stattdessen sollten wir demütig anerkennen, dass jede Gabe ein Geschenk Gottes ist, das uns zum Wohle Aller gegeben wurde. Gleichzeitig haben wir immer auch Defizite und sind deshalb in der Gemeinde immer in einer gegenseitigen Abhängigkeit. Das ist Gott-gewollt und sollte die Einheit fördern. Paulus warnt davor, diese Abhängigkeit zu missachten und sich selbst zu wichtig zu nehmen. Das bringt fast immer Streit, Probleme und Niedergang mit sich. Deshalb sollten wir die Gaben dazu einsetzen, um die Einheit des einen Leibes Christi – der Gemeinde – zu fördern.

Schließlich erwähnt Paulus einige Gaben. Interessant ist, dass dabei prophetische Rede, ein geistliches Amt, die Gabe des Lehrens, des Ermahnens/Ermutigens, des Gebens (Spenden), die Leitung der Gemeinde und das Ausüben von Barmherzigkeit genannt werden. Das sind ja einerseits sehr unterschiedliche Gaben, andererseits stellt sich bei manchen Gaben die Frage, ob sie sich nicht stark überschneiden. So haben Gemeindevorsteher ja ein Amt inne und das erfordert, dass man zumindest auch eine gewisse Lehrbegabung hat.

Aber hier geht es natürlich nicht darum, bestimmte Ämter hervorzuheben oder eine Wertung abzugeben. Paulus sagt einfach – was auch immer Deine Gaben sind, setze sie zur Erbauung der Gemeinde des Herrn ein.

  • Ich halte diese Lehre für ganz wichtig. Manche Christen meinen gaben zu haben, aber sehen nicht die Verantwortung, damit in der Gemeinde zu dienen.
  • Manche trennen ihren Dienst für Gott vom Dienst in der Gemeinde – obwohl die Bibel diese Trennung nicht kennt.
  • Wieder andere dienen mit ihren Gaben nur sehr minimal … und das ist dann sicher eben nicht das, wozu der Herr uns aufruft.
  • Und wieder andere meinen keine Gaben zu haben … in diesem Fall wäre meine Ermutigung, sich einfach da einzubringen, wo andere einen sehen können und wo Bedarf ist – und den gibt es immer.

Lasst uns so – in Anbetracht der Großen Gnade & Barmherzigkeit Gotts – uns Gott ganz hingeben!

12,1-2: „​1 Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. 2 Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

Mit Kapitel 12 beginnt der 2. Hauptteil des Briefs. Nachdem das Evangelium von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes klar erklärt wurde, geht es nun darum, den Gläubigen zu erklären, was die Konsequenz des Glaubens ist. Damit kommt Paulus auf den zweiten Aspekt des „Glaubens-Gehorsams“ zusprechen, den er mittels dieses Briefs aufrichten möchte (1,5 & 16,26).

Gleich in den ersten zwei Versen wird dabei ganz deutlich, dass Paulus nun den Fokus von den Dingen, die es zu Glauben gilt, hin zu den Dingen, die wir tun sollten, ändert. Nach Doktrin kommt jetzt Ethik. Nach dem, „was Gott getan hat“, kommt nun das „wie wir deshalb leben sollten“.

Und weil Gott in Jesus Christus Alles getan hat, was das Gesetz forderte und uns damit freigesetzt hat von einem aussichtslosen Streben nach Werkegerechtigkeit, sollten wir nun als diejenigen, die Gottes Barmherzigkeit erlebt haben, unsere Leben als „lebendige Opfer“ bzw in Sinne eines dauerhaften Gottesdienstes für Gott leben.

  • Wir sind nun frei davon, ständig Opfer für unsere Sünden bringen zu müssen. Gerade das sollte uns nun dankbar und bereit dazu machen, uns Gott ganz hinzugeben und für IHN und zu Seiner Ehre zu leben.

Das werden wir aber nun dann tun, wenn wir uns immer wieder neu und immer mehr durch Gottes Geist verändern lassen. Stillstand ist dabei keine Option. Etwas wird uns prägen und verändern. Wenn wir nicht Acht geben, wird uns unsere Umwelt prägen, so dass wir uns ihr anpassen. Das ist in dieser Welt fast immer gefährlich. Natürlich kann es Umgebungen und Menschen geben, die uns positiv prägen, aber das ist eher selten der Fall, wenn wir uns nicht bewusst darum bemühen. Was uns aber letztendlich prägen sollte, sind nicht Menschen, sondern Gott selbst. Er tut das, in dem wir seinem Wort Raum geben und dieses durch seinen Geist verstehen und dann auch immer mehr im Leben umsetzen!

Nach dieser allgemeinen, aber sehr wichtigen Aussage, wird Paulus im Folgenden konkreter. Im Prinzip ist der Rest des Römerbriefs dann eine Konkretisierung der ersten beiden Verse aus Kap 12.