2,19-22: „19 So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, 20 erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, 21 auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. 22 Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

Nachdem Paulus betont hatte, dass die Heiden nun durch Christus zu Miterben der Verheißungen geworden sind, die einst den Juden gegeben wurden und die an Christus gläubigen Juden und Heiden nun vereint sind und sowohl Frieden mit Gott, wie auch miteinander haben, endet dieses Kapitel damit, dass die Konsequenz dieser Vereinigung aufgezeigt wird.

Wenn Heiden, genauso wie Juden aufgrund der Gnade Gottes Christen geworden sind, dann ändert das ihren Status komlett gegenüber den Juden. Vormals waren sie bestenfalls Gäste und Fremdlinge. Doch nun sind sie Mitbürger im Reich Gottes, Heilige und Gottes Hausgenossen. Gottes Haus ist immer noch das gleiche wie schon im AT. Neben dem gläubigen Überrest Israels (den Juden, die an Jesus Christus glauben), kommen nun eben auch die gläubig gewordenen Heiden hinzu. Das unverrückbare Fundament von Gottes Haus (der Gemeinde) sind die Lehren des AT (Propheten) und des NT (Apostel). Zusammen zeugen sie von Christus. Deswegen ist er der Eckstein. Dabei ist es etwas umstritten, ob der Eckstein der Grundstein an der Ecke eines Gebäudes ist, an dem alles ausgerichtet wird, oder der Stein, mit dem ein Dachbogen geschlossen wird. In gewisser Weise machen beide Bilder Sinn, wobei mir aber gerade in Bezug zum Fundament der Grundstein passender zu sein scheint. Außerdem ist Christus – im Gegensatz zu den Aposteln und Propheten schon immer da gewesen.

Weil Gott in Christus zu uns Menschen kam und durch seinen Geist in den Gläubigen wohnt. brauchen wir heute keinen Tempel mehr. Juden und Heiden gehören zusammen zum Haus Gottes – dem heiligen Tempel, von dem in 2,21 die Rede ist und der das darstellt, worauf der physische Tempel im AT hingewiesen hat.

  • Dieses Kapitel zeigt uns also von Anfang bis Ende unseren souveränen und gnädigen Gott, der entsprechend seines guten Planes handelt.
  • Gott hat uns aus Gnade, durch den Glauben gerettet, ER hat uns mit sich und mit einander versöhnt und ER erbaut uns gerade in unserem auf Christus und die Schrift gegründeten Miteinander zu einer Wohnung Gottes.
    • Genau das hatte Jesus verheißen, als ER gesagt hatte, dass ER seine Gemeinde bauen wird.
    • Und dazu hat ER uns seinen heiligen Geist gesandt, durch den ER in uns wirkt.
  • Dieser Gott, der all das für uns getan hat, verdient unsere Anbetung und unser ganzes Leben.

2,14b-18: „Durch das Opfer seines Leibes 15 hat er abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache 16 und die beiden versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft tötete durch sich selbst. 17 Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren. 18 Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater.

Die Vereinigung von Juden und Heiden wird in diesem Abschnitt dann noch deutlicher formuliert. Dabei wird ganz deutlich, dass die Heiden nicht einfach Juden werden, sondern Juden und Heiden durch Christus nun zum Leib Christi werden.

Die Versöhnung, die durch Christus geschehen ist, betrifft dabei nicht nur das Miteinander von Juden und Heiden, sondern auch jeweils die Beziehung der nun gläubigen Juden und Heiden zu Gott. Diese Versöhnung basiert auf dem, was am Kreuz geschah. Ohne das Kreuz sind also Juden und Heiden nicht mit Gott versöhnt. In anderen Worten: alle Menschen müssen mit Gott versöhnt werden und wer mit Gott versöhnt ist, der ist auch versöhnt und integral verbunden mit allen anderen Christen.

  • Und so sollte der Umstand, dass Gott uns durch das Kreuz Christi mit sich selbst versöhnt hat, auch unser Miteinander in der Gemeinde prägen.
  • Was in Ephesus Juden und Heiden war, sind bei uns sicher andere Kategorien. Bei uns sind das Altersgruppen, Nationalitäten, sozio-ökonomische Dinge, Familienstand, Bildung und vieles mehr. All die Trennungen und Grenzen, die es in der Welt gibt, sollten in der Gemeinde überwunden werden.

Das Evangelium bringt Frieden!

  • Ich wünsche uns und bete für uns, dass dieser Friede, unsere Herzen erfüllt und unsere Gemeinschaft prägt.

2,11-14a: „11 Darum denkt daran, dass ihr, die ihr von Geburt einst Heiden wart und Unbeschnittene genannt wurdet von denen, die äußerlich beschnitten sind, 12 dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. 13 Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst Ferne wart, Nahe geworden durch das Blut Christi. 14 Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft.“

Ab Vers 11 betont Paulus, dass es auf Grundlage des Evangeliums keine Trennung unter Christen geben sollte. Dabei spricht Paulus zuerst die Christen an, die früher Heiden (also keine Juden) waren. Er erinnert sie daran, dass sie einst ausgeschlossen waren vom Bürgerrecht Israels und außerhalb der Bundesgemeinschaft waren. Deshalb galten ihnen auch nicht die Verheißungen.

Doch aufgrund der Gnade Gottes und durch den Glauben an Jesus Christus sind sie nun „in Christus Jesus“ und damit eben nicht mehr fern und fremd, sondern nah und dazugehörig. Durch Jesus Christus ist die vormalige Trennung überwunden. In Christus sind Juden und Heiden miteinander versöhnt, ja mehr noch – sie sind vereint.

Manchmal werden zwei theologische Systeme gegenübergestellt: auf der einen Seite eine angeblich weiterbestehende Trennung zwischen Israel und der Kirche und auf der anderen Seite eine sogenannte Ersatztheologie, nach der die Kirche an die Stelle Israels getreten sei, so als wäre sie etwas ganz anderes. Doch hier wird deutlich, dass die Heiden nun mit hineingenommen sind in das Volk Gottes, nämlich vereint mit den Juden, die den jüdischen Messias tatsächlich anerkennen. Und so steht die Kirche in der Tradition Israels und ist die Vereinigung von Menschen mit jüdischem und heidnischem Hintergrund.

  • Deswegen tun wir Christen gut daran, das Alte Testament als Teil unserer Heiligen Schrift anzuerkennen. Und das eben nicht nur als Lippenbekenntnis, sondern indem wir sie studieren, denn sie hilft und Christus noch besser zu erkennen.
  • Und vor allem sollten wir voller Dankbarkeit darüber sein, dass Gott uns – die wir einst ferne waren, zu Mitgliedern seines Volkes gemacht hat und damit zu Gliedern seiner Gemeinde. Als solche sollten wir uns über jeden weiteren Menschen freuen,