7,7-11: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 8 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 9 Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet ums Brot, der ihm einen Stein biete? 10 oder, so er ihn bittet um einen Fisch, der ihm eine Schlange biete? 11 So denn ihr, die ihr doch arg seid, könnt dennoch euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!

Diese Verse sind ein großer Anreiz zum Gebet. Denn hier lesen wir die Zusage Gottes, dass Gott unser Gebet erhört und uns (seinen Kindern) als liebender Vater gerne das gibt, was wir wirklich brauchen und was gut für uns ist.

Ich möchte das immer mehr glauben und mein Gebetsleben davon prägen lassen.

Natürlich geht es hier nicht um ein „name-it-claim it“, sondern darum, dass wir lernen darauf zu vertrauen, dass Gott unsere Gebete gebrauchen will, um uns das zu geben, was uns zum Besten dient.

7,1-6: „​1 Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. 2 Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden. 3 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? 4 Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? 5 Du Heuchler, zieh am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach siehe zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst! 6 Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben, und eure Perlen nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen.

Die Ermahnung zu Beginn von Kapitel 7, dass wir nicht richten sollen, wird manchmal so erklärt, als wäre jegliches Richten untersagt. In gewisser Weise stimmt das. Denn in letzter Instanz ist Gott allein der Richter.

Andererseits sind wir alle dazu aufgerufen, Urteile zu treffen und ggf zu ermahnen und zu widersprechen. Das sollte mit der richtigen Herzenshaltung geschehen. Dazu gehört, sich selber im Blick zu haben: „7:5  zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.“

Das Ziel ist also, dass wir alle miteinander darin wachsen, so zu leben, wie es Gott gefällt.

  • Wir sollten deshalb Acht auf uns selbst haben und danach streben, in den Bereichen weiterzukommen, in denen wir aktuell noch Veränderung brauchen.
  • Und dann sollen wir auch einander dabei helfen.
  • Tatsächlich ist zur Überwindung von Sünde und blinden Flecken, die gegenseitig Hilfe oft unabdingbar. Von daher sollten wir diese Verse nicht so lesen, als solle jeder nur auf sich selber sehen.
  • Es geht eben einfach darum, mit welcher Herzenshaltung wir leben. Und da gilt es, sich erstmal selbst ehrlich und demütig als Sünder zu erkennen, der selber noch viel Veränderung braucht. Und dann wenden wir uns den Anderen zu mit dem Ziel, nicht sie zu richten, sondern ihnen zu helfen, in der Heiligung voranzukommen.

Wir Vers 6 zu den ersten 5 Versen passt, erschließt sich mir nicht so ganz. Ich könnte mir vorstellen, dass die Verbindung zu den ersten 5 Versen darin besteht, dass gerade wenn wir anderen versuchen dabei zu helfen, den Splitter aus dem Auge zu ziehen, es vorkommen kann, dass diese unsere Hilfe nicht wollen und kein Anliegen für ihre Heiligung haben. In einem solchen Fall sollten wir uns nicht aufdrängen und unsere Bemühungen auf die hin wenden, die offen und dankbar für Hilfe sind. So werfen wir dann unsere Perlen nicht vor die Säue.

„6,25-34: „25 Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn Speise? und der Leib mehr denn die Kleidung? 26 Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie? 27 Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er gleich darum sorget? 28 Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins. 30 So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen? 31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? 32 Nach solchem allem trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr des alles bedürfet. 33 Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. 34 Darum sorgt nicht für den andern Morgen; denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.

Da ich jetzt erst zu ganz später Stunde dazu komme, halte ich mich sehr kurz. Jesu Zusage ist eine ganz große Ermutigung für uns. Der Herr sorgt für uns!

Deswegen gibt es zwei Dinge, die wir bedenken sollten:

  • Wir müssen uns keine Sorgen machen, denn Gott sieht alles und hat alles im Griff. Das darf uns in allen Situationen rück sein lassen.
  • Wir sollten nach dem Reich Gottes trachten – also nach allem, was Gottes Reich dient und Ewigkeitswert hat.

Mich haben diese Verse heute früh sehr ermutigt, denn heute früh sah ich auf einen Tag mit zwei wichtigen Ereignissen, über die ich mir hätte Sorgen und viele Gedanken machen können.

  • Ich wünsche uns, dass wir im Wissen um Gottes Versorgung und Souveränität sorgenfrei zur Ehre Gottes leben können.

6,19-24: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. 20 Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. 21 Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. 22 Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; 23 ist aber dein Auge ein Schalk, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein! 24 Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Nach den drei sehr ähnlich klingenden Aussagen zu geistlichen Disziplinen, spricht Jesu ab Vers 19 etwas allgemeiner an, wie wir alltäglich im Glauben leben sollen. Das beginnt mit Worten zum Wohlstand.

Unser Fokus sollte nicht auf materiellem Wohnstand liegen. Dieser ist unsicher und vergänglich. Stattdessen sollten wir Schätze im Himmel sammeln. Diese Schätze sind sicher und ewig. Konkret tun wir das durch alles, was geistlich wertvoll und Gott-wohlgefällig ist – es ist also jede gute Tat, die dem Glauben entspringt.

Die Verse 22-23 sind sicher etwas schwer zu verstehen. Es klingt erstmal so, als ginge es ganz allgemein um unsere Augen oder das, worauf sie sehen. Doch tatsächlich ist hier wohl immer noch das Thema „Wohlstand“ im Fokus. Dann geht es darum, wonach wie gieren bzw worauf wir schielen. Ein „einfältiges Auge“ sieht allein auf das Reich Gottes, während ein „Schalk“ im Auge dazu führt, dass wir zu sehr auf irdische Schätze schielen. Diese Deutung erscheint deshalb richtig, weil es in Vers 24 ja wieder darum geht, dass man entweder Gott oder dem Mammon dient.

  • Die Bibel verbietet nicht, einen gewissen Reichtum / Besitz zu haben. Aber das sollte nie in den Fokus rücken und unser Denken und Handeln bestimmen.
  • Das darf uns herausfordern, denn von Natur aus, haben wir alle Augen, die gierig auf irdische Dinge schauen.

6,16-18: „16 Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer sehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Angesicht, auf daß sie vor den Leuten scheinen mit ihrem Fasten. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. 17 Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, 18 auf daß du nicht scheinest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, welcher verborgen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich.

Hier kommt nun die dritte geistliche Disziplin, zu der Jesus erklärt, wie sie (und wie sie nicht) praktiziert werden soll. Der Aufbau seines Arguments ist identisch zu den Aussagen über das Almosen-Geben und das Gebet.

Jesus scheint zu unterstellen, dass fromme Leute das tun. Es geht hier darum, wie wir es tun, wenn wir es tun.

Zuerst warnt er davor, das Fasten nicht vor den Leuten praktizieren (wie die Heuchler). Dann erklärt er, dass man damit bei Gott keine Anerkennung findet bzw dafür keinen Lohn. Die menschliche Anerkennung, auf die man offensichtlich bedacht war, ist dann der einzige „Lohn“.

Im zweiten Teil kommt dann der Aufruf, so zu fasten, dass es nicht zu einer öffentlichen Show wird. Das findet dann die Anerkennung des himmlischen Vaters. Denn er ist der, „der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.

Was hier nicht weiter ausgeführt wird, aber für uns sicher interessant ist, ist die eher grundsätzliche Frage nach dem Fasten. Das ist ja doch eher eine Disziplin, die nur wenige Christen pflegen. Ich muss zugeben, dass auch ich nur sehr selten gefastet habe.

  • Ich frage mich immer mal wieder, ob wir hier etwas vernachlässigen und so geistlichen Segen verpassen. Natürlich ist das kein Automatismus, so dass wir durch unser Fasten Gebetserhörungen bekommen, die sonst ausblieben. Und doch lehrt uns die Bibel das Fasten ja nicht umsonst.
  • Darüber muss ich selber noch mehr nachdenken.

6,5-15: „Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Schulen und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. 6 Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich. 7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. 8 Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet. 9 Darum sollt ihr also beten: Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt. 10 Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. 11 Unser täglich Brot gib uns heute. 12 Und vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben. 13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. 14 Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben, 15 Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.

Jesu Ausführungen zum Gebet ähneln ganz stark denen, zum Almosengeben. Es geht wiederum darum, dass unsere Frömmigkeit immer zuerst eine Frömmigkeit für Gott sein sollte. Deswegen ist Gebet vor allem etwas für das stille Kämmerlein.

  • Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, sich zum Gebet wirklich in die Stille zurückzuziehen. Das beginnt schon mit dem Handy. Und dann haben viele Familien oder Mitbewohner, die in unsere Still kommen. Aber vor allem ist es oft unser eigenes Herz, das so leicht rastlos wird.
  • All das hat sicher auch damit zu tun, dass es einen gibt, der nicht will, dass wir beten. Der große Durcheinanderbringer (Diabolos) tut sicher alles, was er kann, um uns vom Beten abzuhalten.
  • Aber mit Gottes Hilfe können wir ihm widerstehen und zur Stille und zum Gebet finden. Das wünsche ich uns!

Wenn Jesus hier das Gebet in der Öffentlichkeit kritisiert, geht es dabei natürlich nicht darum, dass wir mit anderen Christen oder als ganze Gemeinde beten. Das ist eindeutig gut und Gott wohlgefällig. Es geht hier um eine „fromme Show“. Und natürlich ist das eine reale Gefahr auch da, wo wir als Gemeinde beten. Unser Gebet in der Gemeinde sollte immer aus dem privaten Gebet fließen. Wenn wir vor allem öffentlich beten, dann stimmt etwas nicht.

Die konkrete Lehre des Vater-Unser findet sich dann quasi als Einschub inmitten der drei ganz ähnlichen Lehren zum Almosen-geben, zum Gebet und zum Fasten. Dabei geht es nicht darum, genau diese Worte zu beten, sondern dieses Gebet als Vorbild zu sehen. Was dabei auffällt ist, wie Gott-zentriert das Gebet ist. Von den 6 Bitten beziehen sich die ersten drei auf Gott. Es geht um GOTTES (1) Name; (2) Reich; (3) Wille.

Dann folgen drei andere Anliegen. Und selbst dabei geht es nur einmal um materielle Not (unser tägliches Brot -> manche Ausleger deuten auch das geistlich, wobei mich das nicht ganz überzeugt). Die anderen beiden Anliegen sind die Bitte um Vergebung (verbunden mit der Zusage, selber zu vergeben) und die Bitte um Bewahrung bzw Hilfe bei Versuchungen.

  • Ich muss zugeben, dass meine Gebete oft etwas anders aussehen. Von daher sehe ich im Vater Unser eine immer wieder hilfreiche Korrektur für mein Gebet.

6,1-4: „​1 Habt acht auf eure Almosen, daß ihr die nicht gebet vor den Leuten, daß ihr von ihnen gesehen werdet; ihr habt anders keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. 2 Wenn du Almosen gibst, sollst du nicht lassen vor dir posaunen, wie die Heuchler tun in den Schulen und auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. 3 Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, 4 auf daß dein Almosen verborgen sei; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich.

Zu Beginn von Kapitel 6 kommt Jesus im Fortgang seiner Bergpredigt auf drei Bereiche zu sprechen, in denen er jeweils betont, dass wir für Gott leben sollen. Dabei geht es hier konkret um unser Geben, Beten und Fasten. Die drei Abschnitte sind fast identisch aufgebaut.

1.a) Warnung: Frömmigkeit nicht vor den Leuten praktizieren (wie die Heuchler).

1.b) Konsequenz: Dafür gibt es keinen Lohn (die menschliche Anerkennung ist aller Lohn, den man dafür bekommt). Dabei heißt es jeweils wortgleich: „Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.

2.a) Aufruf: Übe deine Frömmigkeit im Verborgenen.

2.b) Konsequenz: Gott der Vater sieht es und wird es vergelten. Auch hier steht dreimal die gleiche Formulierung: „und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.

Frömmigkeit sollte also immer mit Blick auf den Herrn getan werden und eben nicht zum Showeffekt.

  • Diese Erinnerung brauchen wir immer wieder, denn es ist sehr leicht, Dinge irgendwann nur noch aus Routine zu tun oder gar, um vor den Menschen gut da zu stehen.
  • Gott will keine Religiosität, sondern wahren Glauben – eine echte Beziehung.

Im Hinblick auf das Geben von Almosen geht es also darum, dass wir Großzügigkeit leben, einfach weil das unsere Herzenshaltung ist. Wenn es uns dabei dann doch darum geht, dass andere das sehen, dann ist die Motivation eben oft nicht mehr die, dass wir Gott ehren und Menschen in Not helfen wollen. Vielmehr suchen wir dann nach Anerkennung für uns selbst.

  • Das kann und sollte uns auch dahingehend herausfordern, dass wir treu geben, auch wenn es kein sieht.
  • Denn der, um dessen Anerkennung es geht, sieht ohnehin alles!

5,43-48: „43 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ 44 Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, 45 auf daß ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Denn so ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 47 Und so ihr euch nur zu euren Brüdern freundlich tut, was tut ihr Sonderliches? Tun nicht die Zöllner auch also? 48 Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

In Vers 43 greift Jesus das alttestamentliche Gebot zur Nächstenliebe auf. Auch das wurde offensichtlich, denn wenn dem hinzugefügt wurde, „lieben und deinen Feind hassen“, dann wird schnell deutlich, dass das eine seltsame Definition von Nächstenliebe ist. Da geht es dann nicht mehr um die Menschen in unserer Nähe, egal wer sie sind, sondern nur noch um die, die uns emotional bereits nahestehen. Diejenigen, die uns nicht nahestehen, dürften demnach als Feinde tituliert werden, so dass man sie nicht mehr lieben muss. Doch das war nie die Intention des Gebots zur Nächstenliebe. Jesus verdeutlicht das und geht wiederum einen Schritt weiter, um die Herzenshaltung zu fordern, die dem Gebot zu Grunde liegen sollte. Er fordert ganz konkret die Feindesliebe und fordert uns auf, unsere Feinde zu segnen und für sie zu beten.

Dabei fordert Jesus diese Dinge nicht einfach nur. Er lebte sie uns auch vor. Als er am Kreuz hing, betete er voller Liebe für seine Feinde „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“.

  • Jesus allein erfüllte die Forderung des Gesetzes vollkommen. Er allein hat die Gerechtigkeit, die wir alle brauchen. Und so sollten wir zu ihm fliehen, damit er uns seine Gerechtigkeit zurechnet.
  • Und als Kinder Gottes sollten wir dann auch immer mehr so leben, wie es Gott gefällt und wie er es uns in Jesus Christus vorgelebt hat.

Jesus erklärt schließlich, dass eine allgemeine Liebe für diejenigen, die uns nahestehen, auch typisch für Ungläubige ist. Wir Christen sollten besser und mehr lieben als die Welt um uns herum.

Was Jesus hier noch nicht sagen kann, ist, dass er uns dann nach seiner Himmelfahrt seinen Geist gesandt hat, durch den Gottes Liebe in unsere Herzen ausgegossen ist (Röm 5,5). So sind wir Christen nun dazu befähigt, so zu lieben, wie Jesus es hier gebietet. Aber geschieht nicht einfach so. Es ist etwas, um das wir uns bemühen müssen.

  • Lasst uns das als Kinder Gottes immer mehr und immer wieder tun!

5,38-42: „38 Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2.Mose 21,24): »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« 39 Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. 40 Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. 41 Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei. 42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.

Das nächste Gebot, das Jesus aufgreift, wird bis heute oft falsch verstanden. Denn das Gebot: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ wird oft so angewandt, als müsse man Gleiches mit Gleichem vergelten – also so, dass hier eher eine Mindeststrafe benannt würde. Tatsächlich war es aber immer ganz im Gegenteil als eine Maximalstrafe gedacht. Bei dem Gebot geht es darum, dass es keinesfalls zu einer Eskalation kommen sollte.

Jesus hilft uns das zu verstehen, indem er die Deeskalation noch deutlicher fordert. Wir sollten weniger heimzahlen, als wir erlitten haben und wir sollten großzügiger geben, als von uns erwartet wird.

  • Wenn wir so handeln, spiegeln wir das wider, was Jesus uns vorgelebt hat. Denn er hat nicht vergolten, sondern durch seinen Tod Vergebung ermöglicht.
  • Er lebt uns vor, was es heißt, gnädig und großzügig zu sein.
  • Und das sollte eben auch unser Miteinander prägen!

5,33-37: „Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist: „Du sollst keinen falschen Eid tun und sollst Gott deinen Eid halten.“ 34 Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, 35 noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel, noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt. 36 Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein einziges Haar schwarz oder weiß zu machen. 37 Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.

Auch in diesem Abschnitt greift Jesus wieder ein AT Gebot auf und führt es weiter aus. Auch hier geht es darum, dass Jesus dem Missbrauch des Gesetzes einen Riegel vorschiebt.

Das Gebot „Du sollst keinen falschen Eid tun und sollst Gott deinen Eid halten“ wurde wohl so missbraucht, dass Menschen bei allen möglichen Dingen Schwüre abgelegt haben. Jesus nennt hier konkrete Beispiele (Himmel; Erde). Das war wohl eine bewusste Abstufung zu einem Eid vor Gott. Da stellt sich die Frage, wozu so etwas nötig ist. Schließlich sprechen will alle unsere Worte vor Gott. Es wirkt so, als wären solche „Schwüre“ gezielt zur Täuschung eingesetzt worden.

Jesus hält dem entgegen, dass es ja im Prinzip absurd ist, bei etwas schwören zu müssen. Denn das unterstellt dann ja wohl auch, dass man ansonsten eventuell nicht die Wahrheit sagt, beziehungsweise leere Versprechen gibt.

  • Auch heute gibt es Redewendungen, die auf das Gleiche hinauslaufen. „Das ist wirklich wahr“, „um die Wahrheit zu sagen“ und ähnliches. Solche Aussagen sollten wir nicht nötig haben, denn Gott will, dass wir immer die Wahrheit sagen.
  • Darum geht es Jesus hier. Die Gerechtigkeit, die wir vor Gott haben sollten, zeigt sich darin, dass wir immer und in allem die Wahrheit sagen.