5,27-32: „27 Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2.Mose 20,14): »Du sollst nicht ehebrechen.« 28 Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. 29 Wenn dich aber dein rechtes Auge zum Abfall verführt, so reiß es aus und wirf’s von dir. Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. 30 Wenn dich deine rechte Hand zum Abfall verführt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle fahre. 31 Es ist auch gesagt (5.Mose 24,1): »Wer sich von seiner Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben.« 32 Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, der macht, dass sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.

Nachdem Jesus zuerst aufgezeigt hat, wo das Brechen des Gebots „Du sollst nicht töten“ beginnt, tut er das Gleiche nun mit dem Gebot: „Du sollst nicht ehebrechen.“

Auch der Ehebruch beginnt im Herzen und mit scheinbar harmlosen Blicken. Doch der begehrliche Blick ist der erste Schritt hin zum tatsächlichen Ehebruch. Jesus gebraucht dann sehr drastische, bildhafte Sprache, um aufzuzeigen, dass wir im Kampf gegen die Sünde bis zum Äußersten gehen sollten. Die Aufforderung zum Ausreißen des Auges und Abhauen der Hand sind aber natürlich nicht wörtlich zu nehmen. Denn selbst das würde das Problem der falschen Begierde ja nicht lösen, denn die beginnt im Herzen!

Von daher zeigen uns auch diese Worte, dass wir wahrscheinlich alle Gesetzesbrecher sind. Und Jesus sagt ja gleich zweimal ganz deutlich, was die erwartet, die dieses Gebot brechen: „Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde.“ Und so treiben uns auch diese Worte in die Arme des Retters, den wir so dringend brauchen.

Aber natürlich tun wir gut daran, auch dieses Gebot weiter ernst zu nehmen. Gottes Gnade sollte uns erst recht dazu motivieren, alles daran zu setzen, dass wir so leben, wie es Gott gefällt.

In den Versen 31-32 sagt Jesus dann auch noch etwas zur Ehescheidung. Dabei zitiert er zuerst das AT und erklärt dann wiederum, dass ER in gewisser Weise mehr fordert als nur das Halten der Buchstaben des Gesetzes. Wir Menschen sind schnell dabei, uns Dinge so zurechtzulegen, wie sie uns gerade passen. Und so konnte man dann auch die Scheidung rechtfertigen. Jesus schiebt dem einen Riegel vor.

Bezeichnend ist, dass heute auch Jesu klare Worte verdreht werden. Auch Christen lassen sich dann scheiden, auch wenn kein tatsächlicher Ehebruch vorliegt.

  • Möge der Herr uns davor schützen, dass wir seine Worte verdrehen, um Dinge vor Menschen zu rechtfertigen, die Gott selbst Sünde nennt!

5,21-26: „21 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: „Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein.“ 22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig. 23 Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und wirst allda eingedenk, daß dein Bruder etwas wider dich habe, 24 so laß allda vor dem Altar deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komm und opfere deine Gabe. 25 Sei willfährig deinem Widersacher bald, dieweil du noch bei ihm auf dem Wege bist, auf daß dich der Widersacher nicht dermaleinst überantworte dem Richter, und der Richter überantworte dich dem Diener, und wirst in den Kerker geworfen. 26 Ich sage dir wahrlich: Du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlest.

Ab 5,21 lesen wir Erklärungen dazu, was der tatsächliche Anspruch Gottes beziehungsweise seines Gesetzes ist. Diese Ausführungen sind für uns eine große Herausforderung, und doch dürfen wir wissen, dass es gut für uns ist, so zu leben. Vor allem aber dürfen wir wissen, dass Jesus all das erfüllt hat, so dass er die perfekte Gerechtigkeit hatte, die Ihn für das Himmelreich qualifiziert. Und an dieser Gerechtigkeit dürfen wir Teil haben, wenn wir uns IHM im Glauben anvertrauen.

In den Versen 21-26 geht es dabei um das Gebot „Du sollst nicht töten.“ Die drei Beispiele dafür, wie ein Mord in unseren Herzen („zürnt“) und in unseren Worten anfängt („Racha“; „Du Narr“) und die Beschreibung der drei Konsequenzen („des Gerichts schuldig“; „des Rats schuldig“; „des höllischen Feuers schuldig“) sind sicher nicht drei ganz unterschiedliche Vergehen und Strafen. Das hat wohl eher den Effekt, der Warnung besonderen Nachdruck zu verleihen.

Vor dem Hintergrund kommt dann eine praktische Aufforderung dazu, was wir tun sollen, wenn wir unsere Schuld erkennen, nämlich, dass wir umgehend nach Versöhnung streben sollen – sogar dann, wenn jemand auf dem Weg zum „Gottesdienst“ war.

Hier sehen wir auch die beiden Dimensionen. Der Auftrag gilt sicher in gewisser Weise auch noch. Wir sollen uns vor Zorn hüten und wenn wir davon überführt werden, sofort nach Versöhnung streben.

Andererseits zeigt uns dieses Beispiel, dass wir alle des Gesetzesbruchs schuldig sind und deswegen nicht in das Himmelreich kommen könnten, wenn Jesus das nicht für uns durch seine perfekte Gerechtigkeit und sein Tragen unserer Schuld ermöglicht hätte.

5,17-20: „17 Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe. 19 Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute also, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich. 20 Denn ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser als der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Die Worte in den Versen 17-20 sind von zentraler Bedeutung für das richtige Verständnis der Bergpredigt.

Manche Ausleger meinen, dass das AT Gesetz für Christen keine Bedeutung mehr habe. Ich verstehe anders, nämlich so, dass er sagt, dass das Gesetz eine bleibende Bedeutung hat, aber dass er es erfüllen wird und dann auch erfüllt hat. Deswegen ist Jesus der Eine, der eine bessere Gerechtigkeit hat, als die frommen Schriftgelehrten und Pharisäer.

Um in das Himmelreich kommen zu können, brauchen wir diese Gerechtigkeit. Damit sich keiner einbildet, dass er diese Gerechtigkeit habe, erklärt Jesus im Fortgang, wo der Gesetzesbruch bereits anfängt.

Und so treibt uns das Gesetz in die Arme des Retters, den wir alle brauchen. Jesus ist dieser Retter, der jedem, der sich ihm im Glauben anvertraut, seine perfekte Gerechtigkeit zurechnet, durch die wir dann in das Reich Gottes kommen können.

All das bedeutet sicher nicht, dass das Gesetz jetzt keine Bedeutung mehr hat. Als Christen sollten wir das Gesetz weiter hoch achten und danach streben, es einzuhalten. Aber wir dürfen eben gleichzeitig wissen, dass wir da, wo wir scheitern, Gnade finden und darum wissen dürfen, dass wir eben nicht durch unsere Werke vor Gott bestehen müssen (und es auch nicht können), sondern, dass uns Christi Gerechtigkeit zugerechnet wird, so dass wir aus dem Glauben an IHN leben können.

Preis dem Herrn dafür!

5,13-16: „13 Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man’s salzen? Es ist hinfort zu nichts nütze, denn das man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten. 14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. 16 Also laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Die Verse 13-16 bilden dann den Abschluss des ersten Teils der Rede. Hier geht es darum, dass Jünger Jesu ihren Glauben sichtbar bezeugen sollen. Dafür gebraucht Jesus die Bilder von Salz und Licht. So wie Salz sowohl eine würzende, wie auch eine konservierende Wirkung hat, so sollen auch Christen einen Einfluss auf ihr Umfeld ausüben.

Jesus verbindet den Aufruf mit einer impliziten Warnung. So wie „Salz“, dass nicht mehr richtig Salz ist, nutzlos ist, so sind auch Christen, die nicht wirklich Christus widerspiegeln und damit in dieser Welt eine Wirkung haben. Letztendlich ist ein solches Christsein genauso Etikettenschwindel, wie bei nicht salzigem Salz. Und die Konsequenz ist dann, dass solchen Menschen nicht – wie zuvor bei den Seligpreisungen – zugesagt wird, dass sie selig sind und das Himmelreich ererben, sondern, dass sie gerichtet werden.

Bei dem Licht-Beispiel spricht Jesus keine Warnung aus. Aber auch hier betont er, dass Licht eine Funktion hat und entsprechend eingesetzt wird. Niemand würde ein Licht anzünden und es dann verstecken. Wenn Gott also uns zu seinen Kindern und Boten gemacht hat, sollten wir auch unsere Aufgabe an- und wahrnehmen.

Das tun wir durch „gute Werke“, die ganz offensichtlich so eng mit unserem Glaubenszeugnis verbunden sind, dass die Menschen, die unsere Werke sehen, Gott dafür preisen.

  • Wir sollten also als Salz und Licht leben, so dass wir diese Welt prägen und ihr Orientierung geben. Das kann Widerstand provozieren und doch liegt darauf großer Segen, wie Jesus ja in den Versen zuvor erklärt hatte.

5,1-12: „​​1 Da er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm, 2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: 3 Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr. 4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. 5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. 6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. 7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. 8 Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. 9 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. 10 Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr. 11 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, so sie daran lügen. 12 Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.

Die sogenannten Seligpreisungen bilden den Auftakt der Bergpredigt, die die erste von fünf Reden des Herrn Jesus ist, die Matthäus (sicher nur in Auszügen) niedergeschrieben hat. Die Bergpredigt ist einerseits sehr bekannt, andererseits ist es durchaus umstritten, wie sie auszulegen ist. Die Seligpreisungen sind in ihrer Auslegung dabei nicht allzu umstritten, aber viele Christen tun sich etwas schwer damit, wie sie die Seligpreisungen zu verstehen haben. Sie beschreiben die Herzenshaltung und Lebenseinstellung, durch die unser Christ-sein sichtbar wird. Dabei erkennen wir schnell, dass wir das nicht vollkommen so leben. Der Einzige, den diese Seligpreisungen perfekt beschreiben, ist der Herr Jesus selbst. Tatsächlich klingt dann seine eigene Selbstbeschreibung seines Wesens in Matthäus 11,29 (denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig) sehr ähnlich wie das, was wir hier in Vers 3 steht.

Weil Jesus komplett diese Herzenshaltung hatte, ist er auch der seligste Mensch überhaupt. Und wir sollten danach streben, ihm immer ähnlicher zu werden und so eben auch die Glückseligkeit zu erfahren, von der wir hier lesen.

  • Es lohnt sich die verschiedenen Aspekte durchzugehen und sich selbst dabei zu hinterfragen, in welchen Bereichen wir weiter wachsen wollen / sollten.

Dabei müssen wir natürlich nicht nach Leid/Trauer oder Verfolgung streben. Aber wenn wir – um Christi Willen – Trauer und Verfolgung ertragen müssen, dann dürfen uns die Zusagen aus Vers 4 und Vers 10-11 ein großer Trost und eine Ermutigung sein.

Wichtig ist dabei zu bedenken, dass Verfolgung und das Ertragen übler Nachrede nur dann zu Segen führen, wenn sie um das Reich Gottes geschehen bzw wenn die Menschen, die uns Schlechtes nachsagen, damit lügen. Wenn das nicht der Fall ist, dann sollten wir unser Verhalten ändern, anstatt uns womöglich noch einzureden, dass Gott auf unserer Seite ist.

Aber wer um das Reich Gottes willen leidet, folgt damit den Propheten (und den Aposteln und vielen späteren Christen) … und vor allem des Herrn Jesus Christus selbst, der ja nicht lange nach dieser Predigt selbst Verfolgung, üble Nachrede, Verrat und Tötung ertragen musste.

  • Ihm sollten wir nachfolgen, koste es was es wolle. Denn wer das tut, wird den Segen ererben, den Christus selbst nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt empfangen hat.

4,23-25: „Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrte sie in ihren Schulen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte allerlei Seuche und Krankheit im Volk. 24 Und sein Gerücht erscholl in das ganze Syrienland. Und sie brachten zu ihm allerlei Kranke, mit mancherlei Seuchen und Qual behaftet, die Besessenen, die Mondsüchtigen und Gichtbrüchigen; und er machte sie alle gesund. 25 Und es folgte ihm nach viel Volks aus Galiläa, aus den Zehn-Städten, von Jerusalem, aus dem jüdischen Lande und von jenseits des Jordans.

Am Ende des 4. Kapitels lesen wir, dass Jesus die Autorität seiner Predigtbotschaft durch mächtige Zeichen bestätigt. Dabei tut er, was er predigt. Er macht Menschen heil und befreit sie vom Bösen.

  • Das haben wir alle erlebt, wenn wir zum Reich Gottes gehören.
  • Wir mögen noch Krankheiten haben, aber die größte und ewig tödlichste aller Krankheiten, unsere Sündennatur, hat Jesus geheilt. Wenn wir auch noch nicht frei von der Gegenwart der Sünde in unserem Leben ist, so ist die Schuld der Sünde getilgt und die Macht der Sünde gebrochen, denn Jesus ist für die Schuld der Seinen ans Kreuz gegangen und hat in seiner Auferstehung über die Sünde triumphiert.

Die Menschen damals hören von Jesu Worten und Werken und sie kommen zu ihm und folgten ihm nach.

  • Und so sollten auch wir zu ihm kommen (im Gebet) und ihm nachfolgen (im Leben). Und wir sollten Anderen von Jesus erzählen, so dass auch sie zu Jesus kommen und ihm nachfolgen.

4,18-22: „Als nun Jesus an dem Galiläischen Meer ging, sah er zwei Brüder, Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. 19 Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! 20 Alsbald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach. 21 Und da er von da weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus, daß sie ihre Netze flickten; und er rief sie. 22 Alsbald verließen sie das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach.

Jesus beginnt damit, sein Reich zu bauen, in dem er Menschen in seine Nachfolge ruft und so sammelt er die ersten Jünger, die offensichtlich in Jesus eine attraktive Autorität erkennen, so dass sie Alles stehen und liegen lassen, um ihm zu folgen.

Dabei sagt er ihnen schon jetzt, was er mit ihnen vor hat. Er will sie zu Menschenfischern machen. Sie sollen also zu Menschen werden, die andere Menschen „fangen“ … dabei ist das für die Menschen, die gefangen werden, tatsächlich die Befreiung aus der Knechtschaft der Sünde. Sie werden so dann zu Knechten Gottes.

  • Preis dem Herrn, dass er einfache Menschen gebraucht, um andere Menschen für sich zu gewinnen. So wurden wir gerettet und so dürfen wir nun Anteil haben, am großen Rettungswerk des Herrn.
  • Die Frage für uns ist, ob wir uns dazu berufen wissen, Menschenfischer zu sein und ob wir dieser Berufung auch nachgehen. Dazu muss man kein vollzeitlicher Evangelist sein. Das können und sollen wir alle ausleben, egal wo Gott uns gerade hat.

4,12-17: „Da nun Jesus hörte, daß Johannes überantwortet war, zog er in das galiläische Land. 13 Und verließ die Stadt Nazareth, kam und wohnte zu Kapernaum, das da liegt am Meer, im Lande Sebulon und Naphthali, 14 auf das erfüllet würde, was da gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht: 15 „Das Land Sebulon und das Land Naphthali, am Wege des Meeres, jenseit des Jordans, und das heidnische Galiläa, 16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und die da saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen.“ 17 Von der Zeit an fing Jesus an, zu predigen und zu sagen: Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

Nachdem wir bisher vor allem gesehen haben, wie Jesus den Weg Israels nachvollzogen hat, dabei aber – im Gegensatz zu Israel – treu geblieben ist, beginnt er nun seinen öffentlichen Dienst. Dabei lesen wir hier nun von einem harten Übergang von der Zeit Johannes des Täufers hin zu Jesus. Wir erfahren gleich zu Beginn, dass Johannes nun gefangen genommen worden ist, und dass eben auch Jesus davon hörte, was ihn dazu veranlasste, nach Galiläa zurückzukehren. Er war also wohl für einige Zeit in Judäa.

Von nun an würde im nördlichen Galiläa aber nicht Nazareth (wo Jesus aufgewachsen war), sondern die etwas größere Stadt Kapernaum seine Basis sein. Kapernaum liegt östlich von Nazareth, direkt am See Genezareth. Matthäus erwähnt dies, aber die Betonung liegt weniger auf dem Umzug von Nazareth nach Kapernaum und mehr darauf, dass Jesus seinen Dienst eben nicht in Judäa, sondern in Galiläa begann. Das ist bedeutend, da Galiläa seit dem Fall des Nordreichs in 722 v.Chr. ein religiös und wohl auch ethnisch durchmischtes Gebiet war. Da lebten neben treuen Juden auch Heiden und wahrscheinlich auch Leute mit einer Mischreligion, wie die sprichwörtlichen Samariter (auch wenn Samaria südlich von Galiläa lag). Matthäus erwähnt dies wohl vor allem auch deshalb, weil sich hier wiederum zeigt, wie der Dienst Jesu im AT gegründet ist. Auch dieser Rückzug und der daraus folgende Dienst in Galiläa war schon prophetisch angekündigt wurden. Gott lenkt halt die ganze Geschichte und „Umstände“ sind eben nicht dem Zufall überlassen, sondern fest im Griff des Allmächtigen. Die Erfüllung der Prophetie vom Ende von Jesaja 8 und vom Anfang von Jesaja 9 ist auch deshalb sehr bedeutend, weil Jesaja im Fortgang von Jesaja 9 dann ja sehr deutlich sagt, wer derjenige ist, durch den das „heidnische Galiläa“ ein „helles Licht“ erscheinen wird, nämlich durch den Friedefürst, der für alle Ewigkeit auf dem Thron Davids sitzen wird. Jesaja 9,5-6 wird ja zurecht oft in der Weihnachtszeit gelesen.

  • Jesus erweist also auch dadurch, dass er sein Wirken in Galiläa beginnt, dass er der verheißene Messias ist.

Was Jesus vor allem in seinem öffentlichen Wirken tut, ist zu predigen. Er heilt und tut auch andere Wunder, aber das ist alles nur Beiwerk. Seine Hauptaufgabe vor seinem Weg zum Kreuz und dem dann stattfindenden stellvertretenden Sühnetod war, ihnen zu predigen. Das betont ja auch Jesus selbst (Mk 1,38). Matthäus beschreibt die Predigtbotschaft Jesu mit den Worten „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“. Dabei greift er wortwörtlich die Botschaft auf, die wir auch schon von Johannes dem Täufer gehört haben (Mt 3,2).

Am Anfang der Predigtbotschaft Jesu steht die unbequeme Wahrheit, dass wir Menschen auf Abwegen sind, wir sind Sünder, die Umkehr brauchen. Genau dazu ruft er mit den Worten „tut Buße“ auf. Und dann betont er, dass das „Himmelreich nahe ist“.
Das Himmelreich ist nahe, weil der Herr dieses Reiches – Jesus – nahe ist. Und da wo Jesus als Herr anerkannt wird und man ihm folgt, da ist Himmelreich (oder auch „Reich Gottes“, das ist das Gleiche, aber Matthäus umschreibt in seinem sehr auf Juden ausgerichteten Evangelium fast immer den Gottesnamen, weil das bei Juden so üblich ist.)

Das Reich Gottes kam also mit Jesus und es kam so richtig, als Jesus nach seiner Himmelfahrt Macht, Ehre und Reichtum empfing (siehe dazu die Prophetie bei Daniel 7,14) und es wird in ganzer Fülle kommen, wenn Jesus dieses Reich bei seiner Wiederkehr in aller Pracht und für alle sichtbar aufrichten wird.

  • Und doch können wir eben schon heute Teil des Himmelreichs sein. Wir Christen haben dort unser Bürgerrecht. Noch leben wir im Exil dieser Welt, aber wir haben schon eine neue Heimat und gehören eben auch schon zu einem neuen Regiment.

4,1-11: „​1 Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel versucht würde. 2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.  3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden. 4 Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.“  5 Da führte ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6 und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so laß dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. 7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: „Du sollst Gott, deinen HERRN, nicht versuchen.“  8 Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest. 10 Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir Satan! denn es steht geschrieben: „Du sollst anbeten Gott, deinen HERRN, und ihm allein dienen.“ 11 Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm.

Nach seiner Taufe wird Jesus direkt in die Wüste geführt, wo er 40 Tage bleibt und versucht wird. Wie schon in Kapitel 2, sehen wir auch hier wieder, wie das Leben Jesus in vielen Dingen die Geschichte Israels wiederholt. Die Geschichte Israels ist dabei ein Schatten des, was Jesus dann in perfekter Form durchleben bzw erfüllen würde. Letztendlich hilft uns das AT, das Leben Jesu noch besser zu verstehen und vor allem eben auch andersherum. Wer Jesus erkennt, versteht dann das AT eigentlich erst richtig (2. Kor 3,14).

So wie Israel wird auch Jesus in der Wüste versucht. Doch da wo Israel versagte und gegen Gott murrte, widersteht Jesus den Versuchungen Satans und hält ihm Gottes Wort entgegen. Interessant ist, dass Jesus auf Passagen aus dem Bericht aus der Zeit der Wüstenwanderung zurückgreift und uns so den Zusammenhang vor Augen führt. Aber auch der Versucher zitiert die Bibel (bei der 2. Versuchung, Psalm 91,11-12).

  • Das ist ein Paradebeispiel dafür, wie einzelne biblische Aussagen vollkommen verdreht und falsch angewendet werden können. Das gleiche passiert letztendlich auch dann, wenn wir Bibelstellen aus dem Kontext reißen.
  • Manche theologische Diskussionen laufen so, dass beide Seiten ihre Bibelstellen anführen. Das kann dann oft recht verwirrend sein. Da gilt es dann genau darauf zu achten, ob die Bibelverse richtig im direkten und im gesamtbiblischen Kontext angewandt werden.

Jesus widersteht den Versuchungen des Satans und erweist sich damit als der bessere Israel. Er ist der, der jeder Versuchung widersteht und genau deshalb letztendlich eben auch in der Lage ist, als das heilige und perfekte Opferlamm stellvertretend für Sünder zu sterben und so unsere Schuld auf sich zu nehmen. Wir sehen hier, dass das auch für Jesus nicht einfach war. Er wurde versucht – wie wir – und doch blieb er ohne Sünde (Heb 4,15) und deshalb kann er auch mit uns mitfühlen, die wir selber versucht werden.

  • Lasst uns Jesus loben und preisen, der für uns allen Versuchungen widerstanden hat und Satan besiegt hat, so dass wir durch IHN Miterben aller Verheißungen Gottes sein können!

3,13-17: „13 Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. 14 Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? 15 Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s geschehen. 16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. 17 Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Ab Vers 13 sehen wir dann wieder auf Jesus und lesen dabei, wie er – in Parallelität zu Israel – nach dem Auszug aus Ägypten (wie das Zitat aus Hosea 11,1 in Mt 2,15 verdeutlichte), durch das Wasser geht. Hier nun das Wasser des Jordans und der Taufe.

Die Taufe Jesu ist sicher nicht so ganz leicht zu verstehen. Interessant ist, dass Johannes der Täufer offensichtlich weiß, mit wem er es zu tun hat. Natürlich kann das mit dem familiären Hintergrund zu tun haben. Johannes der Täufer und Jesus waren ja verwandt und die Mutter des Johannes wusste sicher von der Verheißung, die Jesu Mutter, Maria, vom Engel bekommen hatte. Johannes hatte ja angekündigt, dass er der Wegebreiter des HERRN war, der dann mit dem Heiligen Geist taufen würde. Von daher ist nachvollziehbar, dass Johannes sagt, dass er die Taufe durch Jesus braucht. Und es ist auch richtig, dass Jesus die Taufe des Johannes nicht braucht, denn Jesu bedarf keiner Umkehr und Reinwaschung von Schuld. Er allein war immer auf dem rechten Weg. Er brauchte keine Buße – darin ist er anders als alle anderen Menschen. Doch durch die Taufe identifiziert sich Jesus voll und ganz mit uns Menschen.

Gott der Vater bezeugt bei dieser Gelegenheit Jesus als seinen „lieben Sohn“. Hier wird nun sichtbar und hörbar, dass sich Gott der Vater vom Himmel zu seinem einen Sohn bekennt und betont, dass ER an IHM Wohlgefallen hat. Und auch die dritte Person des drei-einen Gottes taucht hier sichtbar auf. Der Heilige Geist kommt für alle sichtbar auf Jesus. Nun ist Jesu in besonderer Weise zugerüstet für Seinen Dienst.