10,16-26a: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. 17 Hütet euch vor den Menschen; denn sie werden euch überantworten vor ihre Rathäuser und werden euch geißeln in ihren Schulen. 18 Und man wird euch vor Fürsten und Könige führen um meinetwillen, zum Zeugnis über sie und über die Heiden. 19 Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. 20 Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet. 21 Es wird aber ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider die Eltern und ihnen zum Tode helfen. 22 Und ihr müsset gehaßt werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig. 23 Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere. Wahrlich ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis des Menschen Sohn kommt. 24 Der Jünger ist nicht über seinen Meister noch der Knecht über den Herrn. 25 Es ist dem Jünger genug, daß er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen, wie viel mehr werden sie seine Hausgenossen also heißen! 26 So fürchtet euch denn nicht vor ihnen.

Der Auftrag an die Jünger ist sehr herausfordernd: Jesus sendet seine Jünger „wie Schafe mitten unter die Wölfe“. Das ist ganz offensichtlich eine gefährliche Mission. Andererseits sollten wir nie vergessen, dass Jesus der gute Hirte ist, der immer auf uns Acht hat. Das entlässt uns aber nicht aus der Verantwortung, weise zu agieren. Einerseits sollen wir „klug wie die Schlangen“ sein. Andererseits sollen wir uns dabei makellos verhalten und eben „unschuldig wie die Tauben sein.“

Jesus redet hier also ganz offen davon, dass seine Jünger Widerstand und Leid erleben werden. Aber in all dem müssen sie sich nicht sorgen, denn Jesus sagt ihnen zu, dass er für sie sorgen wird und ihnen geben wird, was sie brauchen – gerade auch die richtigen Worte.

  • Es ist nicht ganz klar, ob das ganz konkrete Ankündigungen für die Apostel sind oder ob diese Worte auch ganz allgemein für alle Jünger gelten.
  • Anfänglich klingt es so, als wären hier nur die Apostel gemeint, aber der Hinweis auf das Kommen des Menschensohns in Vers 23 gibt dann doch eine viel größere Perspektive.

Und so dürfen wir getrost unserem Herrn folgen, im Wissen darum, dass er bei uns ist, uns gebrauchen wird und uns letztendlich sicher nach Hause bringen wird.

10,1-15: „1 Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unsauberen Geister, daß sie sie austrieben und heilten allerlei Seuche und allerlei Krankheit. 2 Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: der erste Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, des Zebedäus Sohn, und Johannes, sein Bruder; 3 Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, des Alphäus Sohn, Lebbäus, mit dem Zunamen Thaddäus; 4 Simon von Kana und Judas Ischariot, welcher ihn verriet. 5 Diese zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, 6 sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. 7 Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. 8 Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch. 9 Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben, 10 auch keine Tasche zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert. 11 Wo ihr aber in eine Stadt oder einen Markt geht, da erkundigt euch, ob jemand darin sei, der es wert ist; und bei demselben bleibet, bis ihr von dannen zieht. 12 Wo ihr aber in ein Haus geht, so grüßt es; 13 und so es das Haus wert ist, wird euer Friede auf sie kommen. Ist es aber nicht wert, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. 14 Und wo euch jemand nicht annehmen wird noch eure Rede hören, so geht heraus von demselben Haus oder der Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. 15 Wahrlich ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es erträglicher gehen am Jüngsten Gericht denn solcher Stadt.

Zu Beginn des 10. Kapitels werden die 12 Jünger namentlich vorgestellt, bevor wir dann von ihrer Aussendung lesen. Das ist hier wahrscheinlich nicht erst ihre Berufung, sondern einfach eine namentliche Vorstellung für uns Leser.

Die ersten vier genannten Apostel wurden auch schon in Kapitel 4,18ff genannt. Mit Ausnahme von Andreas, sind die anderen drei (Petrus, Johannes & Jakobus) auch im Fortgang die Kerngruppe der Jünger, also quasi die Leiter der Apostel. Die Apostel sind dabei die in besonderer Weise von Jesus gesandten, die laut Paulus zusammen mit den Propheten das Fundament der Gemeinde legen sollten, deren Eckstein Jesus selbst ist (siehe dazu Epheser 2,20; 3,5; 4,11)

Jesus gibt den Aposteln die Fähigkeit, große Wunder zu tun. Diese Wunder sind kein Selbstzweck und auch keine Fähigkeit, die Jesus grundsätzlichen allen seinen Nachfolgern gibt. Vielmehr sind diese Wundertaten Zeichen, die spezifisch die Apostel ausweisen (2. Kor 12,12). Die Hauptaufgabe der Apostel ist aber das Predigen vor allem der zentralen Botschaft vom kommenden Reich Gottes (dem Evangelium), denn das Reich Gottes kommt durch Jesus und dadurch, dass er durch seinen Tod und seine Auferstehung Menschen durch den Glauben zu Teilhabern dieses Reiches macht.

Wir sehen hier also, dass die Apostel tun und verkündigen sollten, was zuvor schon Jesus selbst getan und verkündigt hatte. Sie tragen Jesu Dienst quasi weiter und multiplizieren ihn. Natürlich kann nur Jesus das vollbringen, was die Grundlage der Verkündigung ist (stellvertretend für Sünder sterben und wiederaufersetehen) aber die Verkündigung unterstützt durch Zeichen und Wunder wird von den Aposteln weitergeführt. Die hier beschriebene Aussendung ist wohl so eine Art Praktikum. Nach Jesu Himmelfahrt würde ihnen dann diese Aufgabe dauerhaft zufallen.

Jesus gibt den Aposteln schon hier wichtige Erklärungen für ihren Dienst. Sie sollen nicht längerfristig da bleiben, wo man sie nicht hören will.

  • Für uns heißt das, dass wir nicht Anderen penetrant mit Evangelisation auf die Nerven gehen sollen. Wer das Evangelium ablehnt, den sollen wir in Ruhe lassen. Das schützt die Reputation der Evangeliumszeugen und es hilft uns, uns denen zuzuwenden, die die Botschaft hören wollen.
  • Diese Aussage gilt natürlich nur bedingt im Hinblick auf Menschen, mit denen wir ganz natürlich dauerhaft zu tun haben (Familie, Nachbarn, Kollegen). Aber auch da ist es sicher nur bedingt sinnvoll, immer und immer wieder das Gleiche zu verkünden, wenn sie es nicht hören wollen. In 1. Petrus 3 gibt Petrus dazu christlichen Ehefrauen von ungläubigen Männern den Rat, sie nicht durch beständige Rede, sondern durch ihr Lebenszeugnis zu gewinnen zu suchen.
  • Bei all dem sollten wir aber vor allem sehen, dass Jesus seine Jünger sendet, damit sie das Evangelium verkünden. Und dazu sind auch wir auch heute noch berufen!

9,35-38: „35 Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen. 36 Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben. 37 Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. 38 Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.

Vers 35 fasst den Dienst Jesu zusammen. Er „lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen.“

Das Evangelium vom Reich ist die gute Nachricht, dass das Reich Gottes nahe gekommen ist, weil mit Jesus der König dieses Reichs nahe gekommen ist. Wer diesen König anerkennt, wird aus dem Reich der Finsternis heraus in das Reich Gottes gerettet, wo wir ewig leben und uns an Gott erfreuen können. Neben der Verkündigung des Evangeliums lehrte Jesus die Menschen aber auch noch weitergehend, so dass sie mehr verstanden, wer sie sind, wer Gott ist und was Gottes Wille ist.

Die Verkündigung war eindeutig Jesu Fokus. Aber als allmächtiger und barmherziger Herr heilte er eben auch viele Menschen. Das haben wir ja gerade in den Versen davor gesehen.

Etwas überraschend mag klingen, was Jesus dann sagt: „Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter.“ Da könnte man sich ja fragen, warum er den beiden vormals Blinden geboten hatte, dass sie niemandem etwas von ihm sagen sollten. Aber die Antwort ist nicht allzu kompliziert. Diese Männer verkündeten Jesus als mächtigen Wunderheiler aber eben nicht als den König über Gottes Reich. In anderen Worten – sie sprachen zwar über Jesus aber sie verkündeten nicht das Evangelium.

  • Das ist auch heute oft ein Problem. Da wird Menschen viel über Jesus gesagt und vielleicht finden dann Menschen Jesus auch ganz toll und haben die Erwartung, dass er ihnen Gutes tun kann. Aber sie kennen das Evangelium nicht und so suchen und finden sie nicht das, was sie vor allem brauchen -> Rettung!

Was Jesus noch viel mehr bewegt als die Krankheiten und Gebrechen der Menschen, ist ihre allgemeine Verlorenheit. Das kommt in Vers 36 zum Ausdruck, wo wir lesen: „Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.

Und dann kommt der Auftrag an seine Jünger: „Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. 38 Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende

  • Die Ernte ist auch heute noch groß. Möge uns Gott eine ähnliche Herzenshaltung geben, wie die, die Jesus hatte und mögen wir dann intensiv darum beten, dass der Herr der Ernte Arbeiter in seine Ernte sende.
  • Wichtig ist aber auch, dass wir erkennen, wer der Herr der Ernte ist. Wir können keine Ernte produzieren, denn Gottes Wort ist der Same, den Gott selbst aufgehen lässt und Gott ist es, der das Gedeihen schenkt und so die Ernte schenkt. Wir sind dabei die Arbeiter Gottes.

9,27-34: „Und da Jesus von da weiterging, folgten ihm zwei Blinde nach, die schrieen und sprachen: Ach, du Sohn Davids, erbarme dich unser! 28 Und da er heimkam, traten die Blinden zu ihm. Und Jesus sprach zu ihnen: Glaubt ihr, daß ich euch solches tun kann? Da sprachen sie zu ihm: HERR, ja. 29 Da rührte er ihre Augen an und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben. 30 Und ihre Augen wurden geöffnet. Und Jesus bedrohte sie und sprach: Seht zu, daß es niemand erfahre! 31 Aber sie gingen aus und machten ihn ruchbar im selben ganzen Lande. 32 Da nun diese waren hinausgekommen, siehe, da brachten sie zu ihm einen Menschen, der war stumm und besessen. 33 Und da der Teufel war ausgetrieben, redete der Stumme. Und das Volk verwunderte sich und sprach: Solches ist noch nie in Israel gesehen worden. 34 Aber die Pharisäer sprachen: Er treibt die Teufel aus durch der Teufel Obersten.“

Hier lesen wir von zwei Blinden, die ganz offensichtlich von Jesus gehört haben und von ihm geheilt werden wollen. Jesus fragt sie direkt, ob sie glauben, dass Jesus dieses Wundertun kann. Und dann zeigt er, dass er sich derer erbarmt, die an ihn glauben.

Diese Heilung hat offensichtlich symbolische Bedeutung. Denn wir alle sind von Natur aus geistlich blind. Aber wenn Gottes uns schenkt, dass wir anfangen, auf Jesus zu vertrauen, dann dürfen wir wissen, dass wir Erbarmen gefunden haben.

Viele Menschen, die von Jesus geheilt werden, können nicht davon schweigen. Die Blinden haben volle Herzen und bezeugen Jesus … obwohl Jesus das eigentlich nicht will.

  • Jesus will nicht primär als Heiler gesehen werden. Aber er heilt, weil er kann und weil er barmherzig ist.

Dann lesen wir auch noch von der Heilung eines bis dahin Stummen & Besessenen. Auch er fängt auch an zu reden, nachdem Jesus ihn geheilt hat.

  • Möge uns das ein Vorbild sein. Wenn Jesus uns geistliche Erkenntnis (Glauben) geschenkt hat und von der Macht der Finsternis befreit hat, dann sollten auch wir ihn mutig und froh aller Orten bekennen.

Eigentlich schockierend ist das, was wir dann in Vers 34 lesen, nämlich dass die Pharisäer so völlig verkennen, woher Jesu Macht kommt.

  • Sie sind die tatsächlich Blinden in diesem Bericht.
  • Solche Menschen haben es so dringend nötig, dass Jesus auch ihnen das Herz auftut, so dass sie Erkennen können, wer er wirklich ist!

9,18-26: „Da er solches mit ihnen redete, siehe, da kam der Obersten einer und fiel vor ihm nieder und sprach: HERR, meine Tochter ist jetzt gestorben; aber komm und lege deine Hand auf sie, so wird sie lebendig. 19 Und Jesus stand auf und folgte ihm nach und seine Jünger. 20 Und siehe, ein Weib, das zwölf Jahre den Blutgang gehabt, trat von hinten zu ihm und rührte seines Kleides Saum an. 21 Denn sie sprach bei sich selbst: Möchte ich nur sein Kleid anrühren, so würde ich gesund. 22 Da wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sei getrost, meine Tochter; dein Glaube hat dir geholfen. Und das Weib ward gesund zu derselben Stunde. 23 Und als er in des Obersten Haus kam und sah die Pfeifer und das Getümmel des Volks, 24 sprach er zu ihnen: Weichet! denn das Mägdlein ist nicht tot, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. 25 Als aber das Volk hinausgetrieben war, ging er hinein und ergriff es bei der Hand; da stand das Mädglein auf. 26 Und dies Gerücht erscholl in dasselbe ganze Land.

In den Versen 18-26 lesen wir von zwei eng miteinander verbundenen Berichten über Wundertaten Jesu. Was hier verwundert ist, dass Matthäus nur davon berichtet, dass der Oberste zu Jesus kommt und ihn bittet, seine gerade gestorbene Tochter zum Leben zu erwecken. Es handelt sich hier eindeutig um die gleiche Begebenheit. Der Mann ist also der Synagogenvorsteher Jairus. Bei Markus sehen wir, dass der Bericht wirklich zwei Teile hat. Jairus kommt zuerst, als seine Tochter noch lebt. Dann erfährt er, dass sie gestorben ist. Daraufhin ruft Jesus ihn dazu auf, ihm zu vertrauen. In diesem Kontext wird er wohl das gesagt haben, was Matthäus hier berichtet: „lege deine Hand auf sie, so wird sie lebendig.“ Diese Worte sind genauso wie der Umstand, dass der Vater eben tatsächlich Jesus zutraut, dass er seine Tochter zum Leben zurückbringen kann, wirklich erstaunlich.

  • Ich wünsche uns allen ein solches Gottvertrauen, in den Gott, dem wirklich nichts unmöglich ist.

Ähnliches Gottvertrauen erweist dann auch die Frau. Sie hat offensichtlich von Jesus gehört und vertraut darauf, dass Jesus ihr wirklich helfen kann. Dabei scheint sie überzeugt davon zu sein, dass schon allein die Berührung seiner Kleidung ausreicht, um eine 12 Jahre dauernde Erkrankung hinter sich zu lassen.

  • Was uns wirklich ermutigen sollte ist, dass beide Erwartungen (die des Obersten, wie auch die der Frau) tatsächlich erfüllt werden.

Erst wird die frau schlagartig geheilt und dann zeigt Jesus, dass der Tod für ihn nicht anders ist als der schlaf. Er erweckt das tote Mädchen zum Leben.

  • Jesus hat Macht selbst über den Tod. Dabei ist das nur ein schattenhaftes Abbild seiner Macht. Denn Er verheißt uns nicht einfach die Auferweckung vom Tod, so dass wir noch etwas länger leben können, sondern die Auferstehung zum ewigen Leben.
  • Glaubst du das?

9,14-17: „Indes kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sprachen: Warum fasten wir und die Pharisäer so viel, und deine Jünger fasten nicht? 15 Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitleute Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; alsdann werden sie fasten. 16 Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid, und der Riß wird ärger. 17 Man faßt auch nicht Most in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche und der Most wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern man faßt Most in neue Schläuche, so werden sie beide miteinander erhalten.

Ab Vers 14 lesen wir von einem Besuch der Jünger des Johannes (des Täufers). Diese sind Jesus gegenüber sicher deutlich weniger kritisch eingestellt. Und doch haben auch sie eine Anfrage. Weniger an Jesus direkt, sondern vor allem im Hinblick auf Jesu Jünger. Diesen scheint es an der nötigen Frömmigkeit zu fehlen, da sie wohl nicht die typischen Fastentage hielten. Dabei ging es wohl um Regelungen, die nicht direkt im Alten Testament zu finden sind, aber dennoch unter den Juden gängige Praxis waren. Im AT war wohl nur ein Fastentag am großen Versöhnungstag vorgeschrieben. (3. Mose 23,26ff). Aber fromme Juden fasteten zweimal pro Woche.

Jesus nutzt diese Frage, um zu lehren. Er betont, dass wahre Frömmigkeit damit beginnt, sich an Jesus zu erfreuen. Deshalb wäre es absurd, wenn seine Jünger fasten und trauern würden, während Jesus selbst noch bei ihnen ist. Interessant ist, dass Jesus sich als den Bräutigam bezeichnet. Das ist eine Selbstbezeichnung Gottes aus Jesaja 62. Weiterhin finde ich es interessant, dass Jesus das Fasten als Ausdruck der Trauer beschreibt, die bei der Anwesenheit des Bräutigams fehl am Platze, aber noch seinem Weggang angemessen ist.

  • Wir sehen Fasten ja oft als einen Weg, uns mehr auf Gott auszurichten. Aber es ist hilfreich, sich auch die Dimension der Trauer vor Augen zu führen. Denn das Fasten kann ein Ausdruck unserer Trauer über unsere Sünde sein. So suchen wir im Fasten bewusst wieder die Gegenwart und Hilfe Gottes. Aber all das war damals eben nicht dran.

In den Versen 16-17 gibt Jesus dann zwei Illustrationen dafür, dass mit ihm und seiner Lehre etwas Neues begonnen hat. Eine neue Zeit ist angebrochen, in der die Kategorien der jüdischen Religion nicht passen. Er illustriert das anhand der Gleichnisse von den Weinschläuchen und Kleidern.

Das passt sicher auch sehr gut zu dem, was Jesus durch die Bergpredigt verdeutlicht hat. Er führt die Menschen hinein in ein tieferes Verständnis Gottes. Das bedeutet dann auch, dass es weniger darum geht, bestimmte Frömmigkeitsübungen auszuführen, sondern den tieferen Sinn dahinter zu erkennen. Gott will, dass wir wirklich in Beziehung mit ihm leben und uns ihm ganz hingeben.

  • Und so bete ich für uns alle, dass Jesus immer mehr Raum in unseren Leben einnimmt und alle Lebensbereiche von IHM so (um)gestaltet werden, dass ER in und durch uns alle Ehre bekommt!

9,9-13: „9 Und da Jesus von dannen ging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. 10 Und es begab sich, da er zu Tische saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tische mit Jesu und seinen Jüngern. 11 Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isset euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? 12 Da das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.

Ab Vers 9 lesen wir den Bericht von der Berufung des Matthäus, der im Markusevangelium und im Lukasevangelium als Levi benannt ist. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Mann mehrere Namen hatte. Wahrscheinlich war Matthäus ein Levit, was den Umstand, dass er anstatt als Mitglied des Priesterstammen für das Volk vor Gott einzutreten, für die Römer sein Volk ausnahm, besonders betont. Matthäus benennt sich in seinem eigenen Evangelium stattdessen mit dem Namen, unter dem er bei den Christen bekannt war.

Matthäus hört Jesu ruf: „Folge mir“ und ließ sich nicht lange bitte. Er stand auf, verließ seinen Posten und folgte Jesus.

  • Das ist immer die richtige Reaktion, wenn Jesus ruft. Und wir sollten uns freuen, wenn wir das erleben.

Im Fokus steht hier weniger die Bekehrung des Matthäus, sondern die Reaktion der Pharisäer darauf, dass Jesus sich Matthäus in die Nachfolge rief und dann mit Zöllnern und Sündern zu Tisch saß. Das ärgert sie und sie schimpfen darüber.

  • Bevor wir die Menschen dafür zu schnell verurteilen, sollten wir uns fragen, was wir wohl getan hätten, wenn Jesus kommen, dann aber an unserer Gemeinde vorbeigehen würde, um sich mit Menschen aus den Sexclubs im Bahnhofsviertel zu treffen.
  • Oder vielleicht auch, wenn der Pastor keine Zeit für Dich hat, weil er sich um Leute kümmern will, die Dir nicht würdig erscheinen …

Jesus nutzt die Situation, um eine ganz wichtige Sache zu lehren. Nämlich, für wen er gekommen ist. Er ist nicht für Leute gekommen, die sich von sich aus für fromm und gerecht halten. Wer meint, gesund und gerecht zu sein, braucht ja keinen Retter. Dabei sollten wir aber natürlich erkennen, dass kein Mensch wirklich gerecht ist. Nur erkennen das eben nicht alle Menschen.

Letztendlich sind alle Menschen Sünder und brauchen deswegen Jesus. Und ER ist für alle Menschen gekommen, die das anerkennen und sich IHM im Glauben zuwenden.

  • Wenn Du das noch nie getan hast, dann bitte erkenne, wie sehr Du Jesus brauchst.
  • Bitte Ihn, Dich zu retten. Er wird es tun – denn dazu ist er gekommen!

9,1-8: „1 Da trat er in das Schiff und fuhr wieder herüber und kam in seine Stadt. 2 Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gichtbrüchigen, der lag auf einem Bett. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben. 3 Und siehe, etliche unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert Gott. 4 Da aber Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denkt ihr so arges in euren Herzen? 5 Welches ist leichter: zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle? 6 Auf das ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe, auf Erden die Sünden zu vergeben (sprach er zu dem Gichtbrüchigen): Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim! 7 Und er stand auf und ging heim. 8 Da das Volk das sah, verwunderte es sich und pries Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.

Jesus kehrt nun zurück in seine Stadt. Das ist inzwischen nicht mehr Nazareth, sondern Kapernaum. Der Gelähmte oder auch Gichtbrüchige ist ziemlich offensichtlich der Mann, der von seinen Freunden durch das Dach zu Jesus heruntergelassen wurde (Mk 2,1ff). Matthäus erwähnt das nicht explizit, aber er sieht ihren Glauben, der sie dazu bringt, ihren Freund samt Bett zu Jesus zu bringen. Wohl der, der solche Freunde hat!

Nachdem Jesus den Glauben der Freunde gelobt hat, spricht er zum Gelähmten: „Sei getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben.“ Diese Aussage wäre heute ein großer Skandal, weil es natürlich völlig politisch inkorrekt ist, einen Gelähmten als Sünder zu bezeichnen. Das war damals kein Thema. Den Leuten war klar, dass der Gelähmte ein Sünder war (so wie überhaupt alle Menschen, mit Ausnahme von Jesus). Der Skandal damals war, dass Jesus sich angemaßt hatte, dem Gelähmten die Vergebung der Sünden zuzusprechen.

Die Schriftgelehrten erkennen richtigerweise, dass dies nur Gott zusteht und gehen deshalb (fälschlicher Weise) davon aus, dass Jesus hier gotteslästerlich redet. Jesus weiß um die Gedanken der Menschen und stellt eine evtl erstmal etwas seltsam klingende Frage: „Welches ist leichter: zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle?“ Natürlich kann man beides einfach so sagen. Aber während kein Mensch sehen kann, ob die Sünden dann wirklich vergeben wurden, ist sofort erkennbar, ob der Gelähmte plötzlich in der Lage ist zu gehen, oder nicht. Deswegen ist das eine eben schnell gesagt und nicht überprüfbar, während das andere eben nur dann gesagt werden kann, wenn man auch wirklich heilen kann. Und so erklärt Jesus dann: „Auf das ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe, auf Erden die Sünden zu vergeben (sprach er zu dem Gichtbrüchigen): Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim!

Hier bezeugt Jesus sich selbst mit dem messianischen Titel aus Daniel 7 (Menschensohn) und dann heilt er den bisher Gelähmten.

Die Reaktion der Menschen ist interessant. Sie sind einerseits verwundert und geschockt. Denn solche Wunder kannten sie damals genauso wenig wie wir heute. Andererseits bringt sie die Heilung dazu, Gott zu preisen.

  • Das sollte auch unsere Reaktion sein!
  • So wie die Menschen damals, sollten auch wir staunen und erkennen, dass Jesus der Allmächtige ist.

8,28-34: „28 Und er kam jenseit des Meeres in die Gegend der Gergesener. Da liefen ihm entgegen zwei Besessene, die kamen aus den Totengräbern und waren sehr grimmig, also daß niemand diese Straße wandeln konnte. 29 Und siehe, sie schrieen und sprachen: Ach Jesu, du Sohn Gottes, was haben wir mit dir zu tun? Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist? 30 Es war aber ferne von ihnen ein große Herde Säue auf der Weide. 31 Da baten ihn die Teufel und sprachen: Willst du uns austreiben, so erlaube uns, in die Herde Säue zu fahren. 32 Und er sprach: Fahret hin! Da fuhren sie aus und in die Herde Säue. Und siehe, die ganze Herde Säue stürzte sich von dem Abhang ins Meer und ersoffen im Wasser. 33 Und die Hirten flohen und gingen hin in die Stadt und sagten das alles und wie es mit den Besessenen ergangen war. 34 Und siehe, da ging die ganze Stadt heraus Jesu entgegen. Und da sie ihn sahen, baten sie ihn, daß er aus ihrer Gegend weichen wollte.

Auf der anderen Seeseite offenbart Jesus dann seine Macht über böse Geister. Matthäus berichtet von zwei Männern, während in den Parallelstellen nur einer der Beiden erwähnt wird. Das muss uns aber nicht verwirren – wahrscheinlich war einer der deutlich aktivere und vor war es dann auch nur einer, der erst mit Jesus gehen wollte und von ihm dann als Missionar zurückgelassen wurde.

Klar ist, dass die unreinen Geister sofort erkennen, dass jeder Widerstand gegen Jesus zwecklos ist. Und das, obwohl die beiden Besessenen als „sehr grimmig“ beschrieben werden. Aber vor Jesus kapitulieren sie und sie erkenne das, was viele Menschen nicht erkennen, nämlich, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Sie hatten scheinbar damit gerechnet, von Jesus gerichtet zu werden, aber den Zeitpunkt hatten sie nicht erwartet.

  • Das, was die unreinen Geister sofort erkennen, werden eines Tages alle Menschen erkennen, die Jesus zuvor abgelehnt haben. Dann wird auch ihnen nur noch Angst und Schrecken bleiben. Deshalb sollten wir diese Menschen zur Umkehr und zum Glauben rufen, solange noch Gnadenzeit ist.

Das Gespräch zwischen Jesus und den unreinen Geistern ist interessant. Die unreinen Geister befürchtet, dass Jesus sie quälen könnte … dabei ist das ja etwas, was die unreinen Geister mit Menschen tun. Jesus wollte die Menschen einfach nur freisetzen.

Jesus gewährt den bösen Geistern dann, in eine Herde Säue zu fahren. Wenngleich Tiere keine unsterbliche Seele haben und nicht den gleichen Wert haben, wie Menschen, die im Abbild Gottes geschaffen sind, klingt dieser Bericht für uns sicher erstmal befremdlich. Doch Jesus gebraucht all das, um zum einen das zerstörerische Potential der bösen Geister offenbar werden zu lassen und zum anderen, um zu zeigen, wie mächtig ER ist.

Die Menschen nehmen das wahr, aber anstatt Jesus anzubeten, bitten sie ihn, sie zu verlassen. Das ist sehr traurig.

8,23-27: „Und er trat in das Schiff, und seine Jünger folgten ihm. 24 Und siehe, da erhob sich ein großes Ungestüm im Meer, also daß auch das Schifflein mit Wellen bedeckt ward; und er schlief. 25 Und die Jünger traten zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: HERR, hilf uns, wir verderben! 26 Da sagte er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? Und stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; da ward es ganz stille. 27 Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam ist?

Nach den beiden Männern, bei denen nicht ganz klar geworden ist, ob sie Jesus wirklich folgten, nachdem sie verstanden hatten, dass das nicht unbedingt leicht ist und keinen Aufschub duldet, lesen wir hier nun wieder von Jesus Jüngern, die ihrem Herrn folgten. Sie steigen mit ihm in ein Schiff. Wir sollten dabei bedenken, dass die meisten Jünger Jesu Fischer waren, die sicher oft in Booten auf dem See Genezareth unterwegs waren. Deswegen können wir davon ausgehen, dass der Sturm, der dann aufkam, tatsächlich lebensbedrohlich war. Es ist erstaunlich, dass Jesus während eines solchen Sturms schlafen konnte. Noch erstaunlicher ist es, dass die erfahrenen Fischer den Handwerker vom Land wecken, damit er etwas tun solle. Andersherum würde das sofort Sinn machen. Wenn Leute, die keine große Erfahrung auf dem See haben einen Fischer wecken, damit er ihnen hilft. Aber wie sollte der Zimmermann Jesus den Fischern im Sturm helfen?

Doch die Jünger kannten Jesus offensichtlich gut genug, dass sie sich von ihm Hilfe erhofften. Vielleicht ein Wort im Sinne von übernatürlicher Erkenntnis … so dass Jesus sagen könnte „fahrt nach rechts, da ist weniger Wind“. Doch Jesus erweist hier nicht einfach Weisheit und Erkenntnis, sondern göttliche Autorität. Er spricht zu Wind und Wellen und sie gehorchen ihm. Das haben auch die Jünger nicht für möglich gehalten. Die Erfahrung von Jesu übernatürlicher Macht, macht ihnen Angst.

  • Tatsächlich sollte uns Jesu göttliche Vollmacht zu einer gesunden Gottesfurcht führen.
  • Wenn wir begreifen, wie groß und mächtig Gott ist, dann ist das im wahrsten Sinne des Wortes „beeindruckend“ und das sollte uns dazu führen, dass wir diesen mächtigen Gott anbeten.