In Kapitel 8 lesen wir von einer 4. Vision des Propheten Amos. Ähnlich wie schon die dritte Vision, ist auch diese wiederum absolut verheerend. Gott verkündet sein Gericht über Israel. Dabei wiederholt er nochmal die Anklagen gegen die Unterdrückung der Armen und Schwachen. Was dann beschrieben wird, klingt ganz ähnlich wie die Worte über den Tag des Herrn, die wir am Sonntag bei der Predigt über Joel 2,1-11 bedacht haben. Gerade das kosmische Zeichen der Dunkelheit mitten am Tag erinnert dabei aber auch an Jesu Kreuzigung. Der Zorn Gottes, der damals auf Jesus kam, wird eines Tages alle treffen, die nicht Buße tun.

Was hier ganz deutlich durchklingt ist, dass es ein „zu spät“ gibt. Denn in den Versen 11-12 zeigen deutlich, dass irgendwann die Zeit der Gnade vorbei sein wird und das Wort Gottes nicht mehr gehört werden wird.

  • Doch bis dahin ist noch Gnadenzeit.
  • Lasst uns diese Zeit nutzen, um uns selber immer wieder auf den Herrn auszurichten und sein Wort zu hören … und um Andere zu Ihm zu rufen.

In Kapitel 7 hören wir drei Vision, die Amos hatte. In Antwort auf die ersten beiden Visionen tritt Amos vor Gott für Israel ein. Und tatsächlich, der Herr erbarmt sich und richtet Israel nicht.

Bei der dritten Vision ist Amos offenbar klar, dass es nun keine Gnade mehr geben wird. Die fortgesetzte Untreue führt dazu, dass es irgendwann zu spät ist. Das Nordreich wird letztendlich ins exil geführt werden.

Das wird dann im Fortgang deutlich. Der offizielle Priester ist kein Mittler zwischen Gott und dem Volk. Er will nicht die Wahrheit hören, die Amos verkündet, sondern hat es lieber, dass man den König nicht mit solchen Warnungen belästigt.

Doch das kann und wird nicht nicht gut gehen.

  • Ich befürchte, dass dieses Verlangen auch heute oft recht ausgeprägt ist. Ich erlebe immer mal wieder, wie Menschen nicht bereit sind, sich von Gottes Wort her korrigieren zu lassen. Sie hören nur dann zu, wenn ihnen die Botschaft gefällt, anstatt ehrlich zu prüfen, ob das, was gesagt wird, nicht wahrhaft von Gott ist.
    • Möge der Herr uns die Demut schenken, wann immer nötig auf seine Wegweisung und Warnung zu hören, bevor es zu spät ist.
    • Und möge er uns den Mut schenken, so wie hier Amos, andere in seinem Namen zu warnen.

In Kapitel 6 hören wir weitere Anklagen und Gerichtsandrohungen, die als „Weh“-Botschaften sehr an Jesu Worte erinnern.

Wiederum sind Stolz und Konsumsucht und die Ausbeutung der Armen im Blick.

Das sind keine Kavaliersdelikte.

Diese Sünden sind auch in unserer Zeit recht ausgeprägt.

  • Von daher sollten auch wir die Botschaft des Propheten hören und zu Herzen nehmen.

In den Kapitel 5 setzt der Herr seine Anklage gegen das Volk Israel fort. Die Reichen und Führer werden dabei besonders zur Rechenschaft gezogen. Doch diese Anklage geht einher mit dem Ruf zur Umkehr. Es wird sehr deutlich, dass der HERR eigentlich nicht strafen möchte. Sein Herzensanliegen ist es, dass die Menschen umkehren. Aber er ist gleichzeitig ein gerechter Gott, der es letztendlich nicht zulassen wird, dass sein Volk fröhlich weiter gegen ihn rebelliert.

  • Wir sehen hier die Vaterliebe Gottes. Und das ist eine Liebe, die auch warnt und diszipliniert.
  • Ich bete für uns alle, dass uns die Erkenntnis dieser Vaterliebe immer wieder zur Umkehr führt.

Im 4. Kapitel setzt Amos seine Anklagen gegen Israel fort. Die „fetten Kühe von Bashan (bzw aus dem Berge Samarias)“ ist ein Wortspiel. Bashan war extrem fruchtbares Land und die Kühe dort fahren besonders fett. Israel wird damit verglichen. Es frisst sich fett, während die Armen hungern.

Dann folgen weitere Anklagen, die jeweils mit den Worten: „DENNOCH BEKEHRT IHR EUCH NICHT ZU MIR, spricht der HERR“ enden.

Israel hat sich so weit von Gott abgewandt, dass sie selbst in Notzeiten nicht einmal daran denken, sich Gott zuzuwenden und seine Hilfe zu suchen.

  • Ich befürchte, dass das auch heute auf viele Menschen hier in unserem Land zutrifft.
  • Selbst in Nöten fliehen die Menschen nicht zu Gott, weil sie Gott völlig ausgeblendet haben oder auch ein Gottesbild haben, dass nur einen Kuschelgott kennt. Leid ist dann der Beweis, dass es ihn nicht gibt.
  • Dabei sollte uns gerade Leid in seine Arme treiben und wir sollten erkennen, dass er etwas mit unserem Leid zu tun hat.
    • Möge der HERR es schenken, dass wir uns immer wieder von Gott hinterfragen lassen und uns immer wieder IHM zuwenden.
    • Und lasst uns Menschen sein, die Andere auf Gott hinweisen und sie zur Umkehr rufen.

In Kapitel 3 wird dann noch deutlicher, dass der Hauptadressat der Anklagen Gottes Israel selbst ist. Gerade weil Israel Gottes erwähltes Volk ist, haben sie auch eine Verantwortung, für Gott zu leben. Dabei betont Amos Gottes Allmacht, die so weit geht, dass selbst jedes Unglück etwas mit Gott zu tun hat. Israel sollte nicht denken, dass sein Leid evtl deshalb geschehen ist, weil Gott mal nicht aufgepasst hätte. Nein – er steckt dahinter. (v.6f)

In allen Gerichtsworten gibt es aber auch eine Botschaft der Hoffnung. Gott wird einen Überrest Israels retten (v.12).

  • Ich denke, dass die (kleinen) Propheten mit ihren Anklagen und Gerichtsworten heute so unpopulär sind und vielen so fremd vorkommen, weil wir aus dem Blick verloren haben, wie sündig Sünde und wie heilig Gott ist.
  • Wir tun gut daran, uns durch die Propheten warnen zu lassen und uns wieder entschiedener dem Herrn zuzuwenden.
  • Dann dürfen wir auch die Hoffnungs- und Segensworte der Propheten auf uns hin anwenden.

In Kapitel 2 setzt Amos seine Anklage gegen Nationen fort. In den Versen 1-3 ist dabei Moab im Fokus. Die Verse 4-5 mit der Anklage gegen das Südreich Juda (aus dem Amos ja stammte), dürften dann für die Adressaten des Propheten im Nordreich Israel schon etwas überraschender gewesen sein.

Und dann kommt Vers 6 und damit nun – nach den Anklagen gegen alle umliegenden Völker – eine Anklage gegen Israel selbst. In diesem Moment dürfte das zustimmende Nicken der Zuhörer zu einem abrupten Ende gekommen sein. Und die Anklage gegen Israel ist dann spezifischer und länger, als alle vorherigen Anklagen.

Amos spricht Ungerechtigkeit, Gottlosigkeit und Undankbarkeit an und erinnert Israel an seine Treue und Hilfe.

In den letzten Versen kommt dann eine Androhung von Gericht.

  • Ich denke, dass wir uns durch diese Worte auch persönlich ermahnen lassen sollten. Hoffentlich lesen wir diese Worte nicht so, wie Israel ggf die, der Anklagen gegen die anderen Völker bis 2,5 … nämlich eher teilnahmslos.
  • Wir sollten uns hinterfragen, ob es Anklagen gibt, die der HERR auch gegen uns vorbringen könnte?
  • Und dann sollten wir Buße tun, das heißt, mit dem Falschen & Bösen aufhören und stattdessen Gutes tun.

Der kleine Prophet Amos tat seinen Dienst sehr früh – evtl war er der erste der schreibenden Propheten. Aus dem Südreich Juda stammend spricht er zum Nordreich Israel. Das zumindest wird ganz zu Beginn angekündigt.

Aus der weiteren Geschichte wissen wir, dass sich Israel die Worte des Propheten nicht zu Herzen genommen hat.

Aber natürlich sind diese Worte auch für uns. Gott ruft sein Volk zurück zu treuem Gottesdienst, zur Gerechtigkeit und dazu, sich um die Armen und Schwachen zu kümmern.

Etwas überraschend wendet er sich dann aber erstmal an die Nachbarvölker und klagt diese an.

Diese Worte dürften bei den Israeliten wahrscheinlich noch recht populär gewesen sein.

  • Das ist ja auch heute noch so – wenn kritische Worte über die Gesprochen werden, die man selber nicht mag, dann ist das okay.
  • Und natürlich sind diese Worte richtig – Gott wird diejenigen richten, die gottlos leben und sich gegen sein Volk stellen.

Im Fortgang wird deutlich, dass das am kein Freifahrtschein für Gottes Volk ist. Eher im Gegenteil – wenn Gott die Gottlosen richtet, sollte uns das eine Ermahnung sein, dass wir als Gottes Kinder in besonderer Weise heilig leben sollten.

In Kapitel 3 wird einerseits eindeutig der Pfingsttag beschrieben, andererseits kommen dann Aussagen, die auf die Zeit der Wiederkehr des Herrn hindeuten.

Aus heutiger Sicht können wir feststellen, dass die Worte des Propheten über den kommenden Tag des Herrn umso glaubhafter sind, da sich ja Teile seiner Prophetie sehr eindeutig an Pfingsten bereits erfüllt haben.

Eine weitere Schwierigkeit in diesem Buch ist die strikte Trennung zwischen Gottes Volk und den Heiden. Sowohl die auf „Gottes Land“ begrenzte Gnadenzusage am Ende von Kapitel 2, wie auch die Worte über das Strafgericht über die Heiden in Kapitel 4 sollten wir wohl so verstehen, dass es hier letztendlich um die Trennung zwischen denen geht, die zu Gott gehören und denen, die ihn nicht anerkennen. Gottes Volk besteht dabei ja eindeutig aus Gläubigen aller Völker, Länder, Sprachen und Nationen …

Mir ist klar, dass es da Ausleger gibt, die das anders verstehen, aber ich gehe davon aus, dass die im AT auf Gottes Volk (dort oft „Israel“ oder „Juda“) sich letztendlich auf das Israel Gottes, das aus allen Gläubigen besteht, bezieht.

Genauso gelten die Gerichtsworte eben nicht allen nicht-Israeliten, sondern nur denen, die sich Gott (Jesus Christus) nicht in Buße und Glauben zuwenden.

Und so hat Joel letztendlich eine sehr evangelistische und für die Gläubigen tröstliche Botschaft.

  • Ich möchte hier jetzt gar nicht allzu viel schreiben. Vielmehr lade ich uns ein, das Buch aufmerksam zu lesen und dann gut vorbereitet auf die am Sonntag beginnende Predigtserie zu Joel zu hören.
  • Gerne könnt Ihr auch für die Predigten – und für die Hörer beten.

In diesen Kapiteln wird deutlich, dass Joel einen Hauptfokus hat. Er bereitet die Gläubigen auf den kommenden Tag des Herrn vor.

Die Heuschreckenplage war nur ein blasses Abbild des Schreckens, der an diesem Tag über die Erde kommen wird. Das sollte die Gläubigen aber nicht in Panik oder Fatalismus versetzen, sondern dazu bringen, dass sie sich dem Herrn zuwenden (2,12ff).

  • Letztendlich ist die Botschaft von Joel hoch aktuell. Der Tag des Gerichts wird kommen. Joel sagt uns nicht, wann dieser Tag kommen wird … und in gewisser Weise ist es wohl so, dass dieser „Tag“ verschiedene Dimensionen hat.

Ab Vers 12 kommt dann der Aufruf zur Buße. Dieser Aufruf geht mit großen Verheißungen ab Vers 18. Die hier beschriebene Fülle und die Gegenwart des Herrn lenken unseren Blick auf die Ewigkeit.

  • Wer mit bußfertigem Herzen zu Gott kommt, muss den Tag des Herrn also nicht fürchten, sondern darf sich auf die Ewigkeit danach freuen.